25.10.2004 09:50
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pfeifenkrautler
Honk
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Na also, geht doch. Deine Kritik war eben genau die pauschalisierende Standardkritik, die man als Bukowskimöger von überheblichen Germanistikstudenten hingeworfen bekommt. Bukowski wird über seine Fans definiert, das ist unfair, er kann für rotweintrinkende Möchtegern-Existenzialisten genauso viel oder wenig wie Tolkien für sozial gestörte Fantasynerds.
Bukowski flucht in einigen Büchern selber sehr gern über seine Fans, das ist lustig. Überhaupt steckt sehr viel grimmiger Humor und Selbstironie in seinen Werken, den solche Fans vielleicht nicht sehen oder sehen wollen. Ansonsten halte ich ihn für einen wichtigen Vertreter der amerikanischen Literatur des 20.Jhdts, der notwendige Kontrapunkt zu den etablierten Ostküstenautoren. Er brachte den selbstzerstörerischen Lebenshunger der 60er in die Literatur und ja, er ist eklig und verkommen, aber auch das muss es geben. Er ist fast schmerzhaft ehrlich, sehr grob und obzön, aber auch immer wieder zärtlich und verletzlich. Eine sehr diffizile Mischung, die sich vielleicht erst erschließt, wenn man mehr gelesen hat und seine Kurzgeschichten sind nicht das Beste, da geb ich dir recht.
Ich empfehle, seine biographischen Werke in handlungschronologischer Reihe zu lesen und parallel dazu die Gedichte aus dem jeweiligen Lebensabschnitt. Oder als Schnelleinstieg "Aufzeichnungen eines Außenseiters", da steckt viel drin querbeet. Allerdings darf man nie vergessen, dass alle seine Bücher als fiktive Literatur gelabelt sind und die Figur Henry Chinaski ist nicht zwingend Bukowski, das wird gerne übersehen. Er benutzte sein Leben, um eine Kunstfigur zu erschaffen, in deren Erlebnisse er seine Sicht des amerikanischen Traums bündeln konnte.
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25.10.2004 10:51
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Mike Hat
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Ich kenne Bukowski gar nicht. Shame on me. Klingt so, als könnte er mir gefallen.
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25.10.2004 11:40
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pfeifenkrautler
Honk
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Die handlungschronologische Reihenfolge der biographischen Romane (also in der Reihenfolge der Lebensabschnitte, die sie beschreiben):
- Fast eine Jugend (Ham on rye)
- Faktotum (Factotum)
- Der Mann mit der Ledertasche (Post office)
- Das Liebesleben der Hyäne (Women - also die Übersetzungen sind mal wieder..)
Und parallel immer ein paar Gedichte zur Hand, in der anderen die Rotweinflasche, dann fluppt das..
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29.10.2004 15:00
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RV
Krampfhenne
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Heute ist Weihnachten. Ganz sicher. Ein Päckchen erreichte mich, vollgepackt mit Büchern. Naja, nicht richtig Weihnachten: Zahlen muss ich selber. Aber das ist egal.
Am Liebsten würde ich alle gleichzeitig lesen, vielleicht tu ich's.
Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana - das neue von Umberto, dem Italiener.
Das sieht schon so wunderschön aus, ich konnte nicht widerstehen. Auf dem Klappentext steht unter anderem, dass Eco "etwas Wunderbares gelungen ist: Aus seiner eigenen Erinnerung hat er die Erinnerung einer ganzen Generation beschrieben."
Lieber wütend als traurig - Alois Prinz über die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof.
Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis.
The Blue Boa - Jenny Nimmo's dritter Band der 'Children of the Red King'. Charlie Bone rules!
Ach, so ein wildes Kinderbuch mit einem Jungen, der Stimmen in Fotos hört. Vöööllig uninteressant.
Oh, und natürlich ein Wichtelbuch. DAS muss ich nicht mehr lesen, das kenne ich schon. Fast in- und auswendig.
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03.11.2004 00:51
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_TylerDurden_
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Ich kenne von Bukowski nur "Der Mann mit der Ledertasche" und war begeistert! Die restlichen Romane habe ich mir aber bisher aufgehoben, falls ich mal eine melancholisch-depressive Phase habe, um mich in die Gosse zu saufen. Und dann wieder aufzustehen. Denn das macht er immer wieder und trotz dem ganzen Schmutz der schmierigen Kneipen, dem nächsten Flittchen und beschissenen Jobs schimmert auch Stolz durch, sogar Freiheit.
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08.11.2004 21:52
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RV
Krampfhenne
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Deutsche Nachkriegsgeschichte mithilfe einer Biografie. Der Lebensgeschichte einer politischen Journalistin, die sich zu einer der gefährlichsten und meistgesuchtesten Frauen Deutschlands wandelte. Die am 09. Mai 1976 erhängt in ihrer Gefängniszelle gefunden wurde.
Alois Prinz schafft es, absolut wertungsfrei Ulrike Meinhofs Leben nachzuverfolgen. Lieber wütend als traurig ist nicht nur der Titel des Buches, sondern auch ein Satz aus einem Meinhof-Brief an ihre zwei Töchter. Da war sie schon inhaftiert. Hatte die Rote Armee Fraktion mitge'führt', sich von ihrem pazifistischen Weltbild losgesagt, ebenso von ihrem 'bürgerlichen' Leben.
Ich weiß nicht, was ich sonst noch schreiben soll. Ich kann nicht beschreiben, was mir während des Lesens durch den Kopf ging – und immer noch geht. Tut mir leid.
Vielleicht beende ich das hier einfach mit dem letzten Abschnitt. Alois Prinz steht an Ulrike Marie Meinhofs Grab in Berlin Alt-Mariendorf.
Mein Blick bleibt immer wieder hängen an der Namenstafel mit den Kleinbuchstaben: ulrike marie meinhof. Ich wäre ihr gerne noch näher gekommen, hätte sie gerne besser verstanden. Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, als ob sie immer undeutlicher wird. Ich dachte, es liegt daran, dass ich zu wenig über sie weiß und mehr Material, mehr Informationen zusammentragen muss. Also sammelte ich noch mehr Material, las noch mehr, wechselte noch mehr Briefe. Aber dann merkte ich, dass das alles keine Frage der lückenlosen Recherche ist. Noch so viele Bücher, Artikel, Briefe, Gespräche hatten mir nicht weitergeholfen. Es war einfach so, dass sie allmählich verschwunden ist. Und zurück blieb ein Netz von Gedanken, so eng und fest, dass ich dahinter kaum mehr sehen konnte. Nur manchmal ist sie wieder sichtbar geworden und jedes Mal kam es mir dann vor wie ein Kampf zwischen ihr und diesen Gedanken. Die Gedanken haben gewonnen.
Prinz, Alois: Lieber wütend als traurig. Beltz.
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14.11.2004 17:53
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muemel
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Um nochmal auf die Süddeutsche-Bibliothek zurückzukommen: Ich habe auch gerade mit Sammeln angefangen, werde aber wohl recht lange brauchen, weil die Bücher zusammen doch recht teuer sind, auch wenn der Einzelpreis unschlagbar günstig ist. Ist schon bekannt, wie lange die Bibliothek im Handel sein wird, wenn alle erschienen sind?
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14.11.2004 18:06
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Waldelb
Fool
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Also bei Amazon gibt es sehr viele fuer unter 5 Euro. Habe gerade mit Irvings Hotel New Hampshire angefangen...
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17.11.2004 15:48
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RV
Krampfhenne
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Registriert: Apr 2004
Beiträge: 3603
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Ich habe erst angefangen, aber musste die ganze bisherige Lesezeit schmunzeln. Was für Dialoge und Gedankengänge. Stellt Euch mal vor, Ihr hättet Euer Gedächtnis verloren und müsstet Euch die Zähne putzen ... *ggggg*
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18.11.2004 16:42
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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Ich gebe hiermit zu, zum drittenmal das Silmarillion abgebrochen zu haben. Ich packs nicht, ich langweile mich zu Tode. Vielleicht verfolge ich weiterhin Arianrhods Thread, vielleicht kann mir der ganze Tolkienscheiß auch einfach mal gestohlen bleiben.
Wann kommt der neue Regener als Taschenbuch raus?
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