22.10.2004 14:11
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Oxford
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Registriert: Mar 2003
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22.10.2004 14:13
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Mike Hat
Moderator
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Registriert: Jun 2001
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23.10.2004 01:00
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titania
Partytine
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Ich bekam von meinem Mann ein wunderbares Richard III.-Buch geschenkt. Und auch wenn es die Falsche Prinzenmörderthese vertritt, ist es toll.
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Du legst dein Licht in allen Farben
um meine weiße Einsamkeit.
Ich fühle sie an meinen Narben
wie Balsam einer leichten Zeit.
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24.10.2004 14:38
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Lothiriel
Badenixe
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 1056
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Meinereiner möchte mal wieder etwas für meine Allgemeinbildung tun und etwas von Charles Bukowski lesen, schließlich steht sein Geburtshaus hier in der Stadt.
Irgendwelche Empfehlungen, womit ich anfangen sollte?
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Ihr habt doch alle keine Ahnung.
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24.10.2004 15:37
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Ramujan
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Registriert: Feb 2004
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Bukowski-Leser sind fünfzigjährige Rebellen, die glauben, man lehne sich wahnsinnig gegen das System, gegen Gott, gegen die Spießergesellschaft und gegen den ganzen Rest auf, indem man sich mit billigem Wein besäuft und sich dann nackt an die Schreibmaschine setzt.
Fang am besten mit den Kurzgeschichten an.
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24.10.2004 15:52
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Lothiriel
Badenixe
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 1056
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Bukowski-Fans sind für mich seit meiner Kindheit verschrobene Amerikaner, die vor diesem Haus stehen und surprised sind, how nice das alles ist. Dann versuchen sie, sich irgendwo in dieser Kleinstadt auf möglichst skurrile Weise zu besaufen, was ihnen meist auch gelingt, und werden recht ordinär.
Aber immerhin hat man als unfreiwilliger Zuschauer und Zuhörer dann spätestens zu Beginn der Pubertät einen ausreichenden Wortschatz an nicht ganz feinen englischen Ausdrücken, mit dem man problemlos beim Schüleraustausch mit der englischen Partnerstadt sehr viel Spaß haben kann. Habe ich gehört. Von jemandem, der das wiederum von jemandem gehört hat.
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Ihr habt doch alle keine Ahnung.
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24.10.2004 18:02
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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Leute, die Bukowskileser für fünfzigjährige Rebellen halten, die glauben, man lehne sich wahnsinnig gegen das System, gegen Gott, gegen die Spießergesellschaft und gegen den ganzen Rest auf, indem man sich mit billigem Wein besäuft und sich dann nackt an die Schreibmaschine setzt, sind elitäre Muttersöhnchen, die noch nie im Leben gearbeitet haben. Fang mit seiner Autobiographie an, "Fast eine Jugend".
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24.10.2004 19:15
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Ramujan
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Registriert: Feb 2004
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Recht haben sie, die elitären Muttersöhnchen, die noch nie im Leben gearbeitet haben. Leider haben sie das Intellektuellen-Pack vergessen, das Bukowski nur toll findet, weil Sartre sich mal positiv über ihn geäußert hat.
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24.10.2004 19:29
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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Haha... hast du auch jenseits der Klischees was zu Bukowski sagen?
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25.10.2004 02:04
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Ramujan
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Registriert: Feb 2004
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Nicht gleich eingeschnappt sein. Auch wenn ich etwas arg draufgehauen habe.
Kurz nach meinen ersten Einwahlversuchen ins Internet, als Online-Zeit noch richtig viel Geld war, habe ich mich ein wenig in einem Forum rumgetrieben, das man vielleicht ein klein wenig mit dem Velvet Underground vergleichen kann. Ich habe dort nicht viel geschrieben, vielleicht hundert Beiträge, aber ich habe es dort immerhin etwas länger ausgehalten. Dort gab es mehrere Bukowski-Fans, nein, eigentlich waren es Bukowski-Jünger und eigentlich waren es auch nur zwei: Ein Germanist und ein Germanisten-Hasser: Die beiden hielten sich für das rechtmässige deutschsprachige Erbe Bukowskis, haben beide möglichst undergroundige Texte geschrieben, die von Bukowski inspiriert waren, haben rege an flame wars teilgenommen und waren in einer ziemlichen Hassliebe miteinander verbunden: Die meiste Zeit im Forum haben sie sich gekloppt. Der Germanisten-Hasser (der nicht nur tatsächlich ein paar sehr, sehr gute Texte geschrieben hat, sondern auch einer der größten Internet-Psychopathen war, die mir je begegnet sind) war ein Säufer, der sein Talent dem Wein vermachte und der Germanist ein Intellektueller, der über's Studium das Schreiben verlernt hatte - so zumindest die festgetretene Meinung des jeweils anderen. Was die beiden heute machen, weiß ich nicht, wahrscheinlich prügeln sie sich - Jahre später - noch über die selben Themen und werfen sich die gleichen selbstgeschriebenen Texte um die Ohren.
Jedenfalls war damals mein Bukowski-Interesse kurzzeitig geweckt, und ich habe mir ein schmales Bändchen mit Kurzgeschichten gekauft. Ich habe das Buch nicht hier, kann es also nicht noch mal durchblättern, um zu sehen, wie die Geschichten heute auf mich wirken; damals fand ich sie blöd. In der ersten Gesichte ging es um Hitler, der irgendwie in einem anderen Körper wiedergeboren wird; ein Gedankenspiel, mehr oder weniger Science-Fiction, ziemlich schlecht umgesetzt, aber nun gut, war halt das falsche Genre: Bukowski ist eher der authentische Typ, kein Erfinder allzu fiktionaler Plots.
Die anderen Texte haben mich dann aber auch ziemlich schnell genervt, die ständigen Variationen gleicher Themen: Portwein, Nutten, Portwein, Bukowski/Hank, der sich selbst einen blasen will, Portwein, Nutten. Das war damals sicher aufrüttelnd, was völlig Neues, Prosa, die beschrieb, was vom amerikanischen Traum übrigblieb, kräftig, derb und nötig. Auf mich wirkten die Texte eher schnoddrig; spannend war's nicht; lustig selten; Obdachlosenzeitschriften sind aufrüttelnder; eine Geschichte über einen Pädophilen fand ich abstoßend, nicht, weil die Geschichte aus der Sicht eines Pädophilen geschrieben war, sondern weil sie dem Leser einen armen Verlierer suggerierte, dessen Triebe vom Sommerkleidchen geblendet wurden.
Nein. Hat mir nicht gefallen. Vielleicht werde ich die Geschichten demnächst mal wieder rauskramen. Auch Bücher können sich verändern. Oder ich fange mit seiner Autobiographie an.
[Dieser Beitrag wurde von Ramujan am 25.10.2004 um 02:04 editiert]
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