Allgemeines Buchgeplauder | Bibliothek


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Post 06.09.2004 13:57 Post
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pfeifenkrautler
Honk


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Sieh an, es kommt diese Tage ein Prequel zu "Herr Lehmann" von Sven Regener auf den Markt. Das freut mich.

Ein neuer Moers und ein neuer Regener..der Herbst kann kommen.

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Post 12.09.2004 22:45 Post
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RV
Krampfhenne


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Balzac und die kleine chinesische Schneiderin ist ein ruhiges Buch über eine unruhige Zeit. Die chinesische Kulturrevolution dient als Hintergrund, aber ist nicht dokumentiert.
Daj Sijie erzählt die Geschichte zweier Freunde, beide Söhne aus politisch negativ aufgefallenen Familien, die in ein extrem abgeschiedenes, ländliches Umerziehungslager kommen/ geschickt werden. Dort beeindrucken sie durch die Geige des einen und den Wecker des anderen. Die Härte ihrer Arbeit und andere Schwierigkeiten, mit denen sich Städter auf dem 'Land' konfrontiert sehen, werden wie nebenbei erzählt und sind doch eindrücklich. Der Autor braucht wenig Worte und vermittelt doch alles. Die Liebe der beiden zum gesamten kulturellen Leben (Bücher, Kino, Musik) – und zum gleichen Mädchen, der Tochter des Schneiders. Der absoluten, bewunderten und begehrten Schönheit mit den rosa Schuhen. Jeder der beiden 'Volksfeinde' liebt sie, jeder auf seine Art. Sie liebt beide – aber Balzac noch mehr. Balzac öffnet ihren Geist, weckt sie, zeigt ihr, dass es auch für sie als Schneiderin ein aufregenderes Leben gibt. Dass es sich lohnt, aufzubrechen. Mutig zu sein. Wegzugehen. Gewohntes hinter sich zu lassen, und sei es nur in der Änderung der 'Mode'.

Unter dem Klappentext steht, dass es "eine Hommage an das Glück des Lebens, an die Zauberkraft der Literatur" (NZZ) sei. Irgendwo anders, ich glaube, es war in der Vorschau der Verfilmung, wurde von einer 'Hommage an die Liebe und die Frau' gesprochen. All dies trifft zu.

Während des Lesens störte mich nur, dass Sijie einmal den Erzählstil wechselte (naja, genaugenommen war es zweimal): Von der Ich-Erzählung des einen Jungen (dessen Name, glaube ich, nie genannt wurde) zu einer tagebuchartigen Reportage und zurück zum Ich. Dieser kurze Einbruch war seltsam, aber irgendwie doch passend.

Ob ich den Film sehen möchte, weiß ich nicht. Die Darstellerin des Mädchens ist so blass, im Buch aber hat sie "bronzefarbene Haut". Mich stört schon so eine scheinbare Kleinigkeit, die kann mir alles vergällen.

[Dieser Beitrag wurde von RV am 12.09.2004 um 22:44 editiert]

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Post 12.09.2004 22:18 Post
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RV
Krampfhenne


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Und weil Zugfahren so ... ach, halt so, macht, noch eins.


Es gibt Bücher, die auf einen warten. Die fünfzehn Jahre im Regal liegen, vorne dran. Geduldig. Dennoch fordernd. "Lies mich!" sagt es – und man tut es doch nicht. Schließlich ist es dick und fett, gebunden auch noch und außerdem hat man es ja schon mal angefangen. Vor fünfzehn Jahren. Es nicht verstanden. Es doof gefunden – und überhaupt nicht den ganzen Wirbel darum nachvollziehen können. Eigentlich wollte man es ja nur lesen, um zu verstehen, wieso wegen eines Buches ein Mann verfolgt und zum Tode verurteilt werden kann. Was kann denn schon Schlimmes, für andere an Gotteslästerung grenzendes, in einem Buch stehen?
Weil man das nicht kapierte, damals, vor fünfzehn Jahren, lag es (das Buch) im Regal. Geduldig, aber doch fordernd.

Jetzt, heute, war es soweit. Ich (=man) griff zu dem Buch, das mich plötzlich so lockte. In seiner ganzen Dicke, schwarz umhüllt mit grünen, verheißungsvollen Buchstaben vorne drauf und von einem Autor, dem damals meine ganze Sympathie zuflog: Salman Rushdie.
Und ich verstehe jetzt, wieso Chomeini ihn der Blasphemie bezichtigte. Ich kann es zwar nicht akzeptieren, aber verstehen. Die Satanischen Verse sind für unreligiösfanatische Menschen.

Rushdie schreibt. Erzählt. Vor fünfzehn Jahren konnte ich sowas nicht lesen, jetzt schon. Das Warten des Buches hat sich gelohnt (schließlich hätte ich es meinem Onkel, der es mir damals auslieh, auch gleich wieder zurückgeben können).

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Post 13.09.2004 09:28 Post
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Kaylee



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@RV: wooow, wooow…!!

Darf ich dir alle meine ungelesenen Bücher zum Vor-lesen geben?? *gg* Balzac und die kleine chinesische Schneiderin habe ich letztens einer Freundin zum Geburtstag geschenkt, weil mir das Cover gut gefiel, obwohl ich's noch nicht selber gelesen hatte.
Ein Glück hört es sich wirklich schön an! *smileeeee*

Heisst der Film genauso???

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Post 13.09.2004 15:33 Post
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RV
Krampfhenne


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Ja, der Film heißt auch so.


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Post 14.09.2004 19:14 Post
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_TylerDurden_



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@Pfeifenkrautler

Das Haus in den Bergen war der Grund warum ich dir die wilde Schafsjagd schickte. Es erinnerte mich an Celebrians Pension.

> Ist halt Japan, der mysteriöse Ferne Osten, nicht wahr?

Meinst du? Ich finde Murakami so total un-klischeemäßig-japanisch, wie man sich das nur vorstellen kann, der Vergleich mit zeitgenösischer amerikanischer Literatur liegt weitaus näher, als derjenige mit Haiku, Samuraischwertern und Stäbchenessen. Schau dir das Cover an: Die Tokyoter U-Bahn hat überhaupt nichts mit der Geschichte zu tun, das hat der Verlag nur draufgeklatscht, weil ist halt Japan, der seltsame Ferne Osten, nicht wahr?

Der Plot ist auch sowas von deutsch, die konservative Verschwörung hätte gut in unsere 70er Jahre gepasst. Dass die Idee etwas ausgelutscht ist laste ich nicht dem Buch selbst an, das ist eben schon zwei Jahrzehnte alt.

> Die Parallelen zum "Aufziehvogel" sind unübersehbar, zwei Versionen
> der gleichen Geschichte sozusagen.

Ja, seine Themen wiederholen sich etwas, vielleicht kann er nichts anderes schreiben, vielleicht versucht er auch immer weitere Annäherungen an den für ihn perfekten Roman.

> Der Schafmann, der war klasse.

Ich wäre vor Lachen fast erstickt, als ich überraschend die Zeichnung sah.

> Die unglaubwürdige Frauenfigur, die Tussi mit den Ohren, was sollte das? > Männerphantasien..

Ja, fand ich auch etwas seltsam, dass die Frau mit den Ohren (eigentlich hat jede Frau schöne Ohren) so plötzlich verschwindet. Ich weiss nach all den Jahren auch gar nichts mehr über sie, außer dass sie Leute aus der gegenteiligen Perspektive des ersten Eindrucks betrachtet. Insofern hast du also recht mit der Kritik.

> Die bemühten historischen Exkursionen, vielleicht für Japaner interessant,
> ich fands ermüdend. Wird im "Aufziehvogel" ziemlich ausgewalzt.

Nuja, ich fands interessant und es hält sich ja wirklich in Grenzen. Mich fesselte nämlich die Parallelen mit dem Ort aus meiner eigenen Kindheit. Ich komme aus der Rhön und das ist ein karges Stück Boden, bei mir stehen keine Kühe auf der Weide, sondern Schafe!

> Fazit: Interessant, anders, exotisch, konnte mich aber nicht wirklich
> für erwärmen.

Schade, schade, ich dachte ich könnte dich noch für sein vielleicht bestes Buch erwärmen "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt". Diverse verschrobene Ideen und losgelöste Beobachtungen, hat einen sehr besonderen "Flow" zwischen Realismus, Science-Fiction und Mystery.
[Dieser Beitrag wurde von _TylerDurden_ am 14.09.2004 um 19:14 editiert]

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Post 14.09.2004 18:54 Post
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Kaylee



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Zitat:
_TylerDurden_ schrieb:
Schade, schade, ich dachte ich könnte dich noch für sein vielleicht bestes Buch erwärmen "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt".

Warum hast du ihm dann nicht gleich das beste Buch geschickt…?! *nurmalsofrag*

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Post 14.09.2004 19:08 Post
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_TylerDurden_



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Du bist sehr scharfsinnig Kaylee und das ist eine gute Frage. Die Antwort ist zweigeteilt:
1.Ich habe das hartgekochte Wunderland nicht gefunden.
2.Ich wollte Pk nach dem Aufziehflop irgendwas in die Hand geben, was geradlinig und flott ist.

Und, Gegenfrage, warum verschenkst du Bücher von denen du nicht weisst ob sie gut sind?

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Post 14.09.2004 19:18 Post
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Kaylee



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Beiträge: 4029
Zitat:
_TylerDurden_ schrieb:
Du bist sehr scharfsinnig Kaylee und das ist eine gute Frage.


…sowas macht mich perse misstrauisch! *dementsprechendmisstrauischschau* Irgendwann hab ich mal festgestellt, dass Journalisten solch ein Honig immer dann um den Bart geschmiert wird, wenn von der nachfolgenden Antwort abgelenkt werden soll. *sinnier* …was hast du darauf noch gleich weiter ausgeführt???



Zitat:
_TylerDurden_ schrieb:
Und, Gegenfrage, warum verschenkst du Bücher von denen du nicht weisst ob sie gut sind?

Weil ich durchaus experimentierfreudig bin. Bei Geschenken gehe ich gerne auch ein, natürlich einigermassen kalkulierbares, Risiko ein. Zur Not hätte sie sich das Buch allein wegen des schönen Einbandes und den Lobeshymnen auf dem Klappentext ins Regal stellen können. Der Einband passt aber hervorragend zu der von RV geposteten Rezension. *vielleichtauchnurmeinGefühlbestätigthabenwill*

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Post 14.09.2004 19:19 Post
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pfeifenkrautler
Honk


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Mit "fernen Osten" meinte ich, dass ein japanisches Buch für mich durchaus etwas geheimnisvoller und unlogischer sein darf als ein europäisches, deshalb konnte ich mit den Rätseln aus "Schafsjagd" gut leben (der "Aufziehvogel" allerdings überstrapazierte mein Entgegenkommen).

Der Flow ist da, das schrieb ich ja auch. Reichte mir halt nicht. Eigentlich mag ich eh keine Krimis, das sollte noch erwähnt sein. Les praktisch nie welche.

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So, mit "Middlesex" bin ich durch, wer hat Interesse? Es wurde besser in der zweiten Hälfte, persönlicher, blieb mir aber bis zum Ende zu beliebig. Mit etwas bösem Willen könnte man es als geschwätzig bezeichnen, obwohl es wirklich schön geschrieben ist. 400 Seiten statt satter 800 hätten aber völlig gereicht.

Jetzt will ich den neuen Moers! *quengel*



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