10.05.2004 10:43
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Garrett
meisterdieb
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@Ludy: Die Leichtigkeit haben wir schon vorher bei amazon bestellt, die ist nicht vom Abo.
Wir haben bestimmt das richtige Abo bestellt, das hat uns auch die Dame am Telefon bestätigt. Leider sind wir wegen eines Fehlers nicht in die Liste eingetragen worden, d.h. sie hatten zwar alle Daten von uns, aber in der Datenbank standen wir noch nicht drinnen - warum auch immer.
Ich nehme trotzdem einmal an, dass diese Woche die ersten Bücher eintrudeln.
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kleiner Beispieltext
mit Schriftvariante small-caps
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10.05.2004 11:01
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Arthur Dent
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Dürrenmatt schreibt wunderbar ironisch und trocken. Dabei schafft er es trotzdem, die Details nciht zu vernachlässigen.
Und "Der Auftrag" ist einfach ein literarisches Meisterwerk. Wer schafft es sonst, ein Stück in 28 Sätzen zu schreiben?!
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10.05.2004 11:22
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Ludy
Chief Resident
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Schön, daß ich nicht die einzige hier bin, die die Anschaffung der 50 Bücher nicht für überflüssig hält. Aus
habe ich mal wieder nur die ersten Seiten gelesen. Sie muten ganz interessant an, aber auch irgendwie strange. Es geht um die Begegnungen des Protagonisten mit Kamelen, die alle traurig ausgingen. EInmal kam er zu spät zum Kamelmarkt, und das einzige, das noch übrig war, hatte Tollwut, ihm war ein Bein hochgebunden; es wurde gerade zum Schlachten gezerrt.
Die nächste Begegnung war mit einer ganzen Lamelherde, alle Tiere waren glücklich und Lagen um ihr Futter wie alte Tanten an der Kaffeetafel, da erzählt der Kamelhändler, wie lecker sie sein werden und daß die Hälfte hier zum Schlachter kommt und der Rest in einer anderen Stadt zu ebendiesem Zweck verkauft werden wird. Irgendwie deprimierend.
Klappentext
Marrakesch - eine Stadt mit einem Namen wie eine Verheißung. Das singende Stimmengewirr der farbenprächtigen Märkte, orientalische Gerüche, Kameltreiber, Straßenverkäufer, aber auch Bettler und Blinde - all das findet Elias Canetti auf seiner Reise in die fremdartige, faszinierende Stadt. Dabei begleitet er in den Fünfzigerjahren eher aus Zufall ein Filmteam in diese Welt, die märchenhaft und rätselhaft zugleich wirkt. Er kehrt zurück nach London, doch die Erinnerung lässt ihn nicht mehr los. Schließlich beginnt er, in kurzen literarischen Skizzen die rätselhafte Stadt in ihrer ganzen Sinnlichkeit und Lebendigkeit zu beschwören. So erwachen vor dem Auge des Lesers die arabischen und jüdischen Viertel, die Kamelmärkte, die feilschenden Händler und die Prostituierten gleichsam zu neuem Leben.
Canettis Aufzeichnungen „Die Stimmen von Marrakesch“ (1968) sind kein Reisebericht im traditionellen Sinn. Vielmehr sind sie literarische Momentaufnahmen, die in immer neuen Versuchen den flüchtigen Charme Marrakeschs einfangen und am Ende ebenso viel über den bezauberten Schriftsteller verraten wie über die Stadt, die ihn in ihren Bann gezogen hat.
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19.05.2004 23:09
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_TylerDurden_
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Zitat: Eomunds Tochter schrieb:
Dürrenmatt schreibt biestig, vertrocknet, seltsam und unbehaglich. sowas les ich nicht gern.
Ja, ist das nicht toll?
Spontan erinnere ich mich jetzt an eine Kurzgeschichte von ihm, bei der ein Pendler im Zug sitzt der in einen Tunnel einfährt. Und nach 5 Minuten immer noch durch den Tunnel fährt, obwohl dies nur ein ganz kurzes Wegstück ist? Nachdem nach weiteren Minuten immer noch Felswände draussen vorbeirauschen wendet sich der Reisende nun doch verwirrt an die Mitreisenden und an den Schaffner, dem das Unbehagen darüber, dass etwas passiert ist, was normalerweise auf dieser Strecke nicht passiert, deutlich anzumerken ist. Und noch etwas ist anders als sonst: Der Zug beschleunigt. Schließlich macht sich der Protagonist auf den Weg in die Trieblok zum Zugführer und entdeckt dort... aber du magst ja Dürrenmatt nicht.
Marrakesch
Elias Canetti ist ein großer Stilist. Elias Canettis Worte und Sätze sollen und werden überdauern, wenn andere nicht mehr sind. Elias Canetti hat 1981 den Literaturnobelpreis bekommen.
Das klingt beeindruckend. Aus einer Amazon-Rezension:
Unterteilt in einzelne Kapitel, vermittelt der Autor dem Leser meisterhaft die Stimmen, Gerüche, Menschen, Gesichter, Plätze, Bezirke, Häuser.... von Marrakesch. Besonders liebt er aber die Frauen - ich habe selten einen erotischeren, aber gleichzeitig so dezenten Text wie "Die Brotwahl" gelesen.
Kann mal jemand das Kapitel "die Brotwahl" hier abtippen und posten? *g* 
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20.05.2004 00:34
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Ludy
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Abends, wenn es schon dunkel war, ging ich zu jenem Teil der Djema el Fns, wo die Frauen Brote verkauften. In einer langen Reihe hockten sie am Boden, das Gesicht so sehr verschleiert, dass man nur die Augen sah. Jede hatte einen Korb vor sich, der mit einem Tuch bedeckt war, und darauf lagen einige der flachen, runden Brote, zum Verkauf ausgestellt. Ich ging ganz langsam an der Reihe vorbei und betrachtete die Frauen und die Brote. Es waren meist reife Frauen und ihre Formen hatten etwas von den Broten. Ihr Duft stieg mir in die Nase und zugleich empfing ich den Blick aus den dunklen Augen. Keine Frau übersah mich, für jede war ich ein Fremder, der Brot kaufen kam, aber ihc hütete mich wohl, es zu tun, weil ich die Reihe bis ans Ende gehen wollte und einen Vorwand dazu brauchte.
Manchmal saß eine junge Frau dazwischen; die Brote wirkten zurund für sie, als hätte sie sie gar nicht gemacht, und ihre Blicke waren anders. Keine, ob jung, ob alt, war lange müßig. Denn von Zeit zu Zeit nahm jede einen Laib Brot mit der Rechten auf, warf ihn leicht in die Höhe, fing ihn wieder auf, schwankte ein wenig mit der Hand, als ob sie ihn wöge, tätschelte ihn ein paarmal, dass man es hörte, und legte ihn dann nach diesen Liebkosungen wieder auf die übrigen Brote zurück. Der Laib selbst, seine Frische, seine Schwere, sein Duft, boten sich so zum Kaufe an. Es war etwas Nacktes und Lockendes an diesen Broten, die tätigen Hände der Frauen, von denen nichts außer den Augen unbedeckt war, teilten es ihnen mit. "Das kann ich dir von mir geben, nimm es in deine Hand, es war in meiner."
Männer gingen daran vorbei, mit kühnen Blicken, und wenn einer an etwas Gefallen fand, blieb er stehen und nahm einen Laib in seine Rechte entgegen. Er warf ihn leicht in die Höhe, fing ihn wieder auf, schwankte ein wenig mit der Hand, als wäre dies eine Waagschale, tätschelte ein paarmal den Laib, dass man es hörte, und legte ihn, wenn er ihn zu leicht befand oder aus einem anderen Grunde nicht mochte, zu den übrigen zurück. Aber manchmal behielt er ihn, und man spürte den Stolz des Laibes und wie er einen besonderen Duft verbreitete. Der Mann griff mit der Linken unter seinen Überwurf und holte eine ganz kleine Münze hervor, kaum sichtbar neben der großen Form des Brotes und warf sie der Frau hin. Dann verschwand der Laib unter dem Überwurf - es war nicht mehr zu merken, wo er war -, und der Mann ging.
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08.06.2004 21:20
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Ludy
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Diese Ausgabe werde ich wohl schneller lesen, nachdem ich immer noch keinen einzigen der Jahrhundertromane durch habe. Aber der hier ist ganz dünn. Und die Inhaltsangabe prickelnd.
Fridolin und Albertine führen eine scheinbar harmonische Ehe. Doch unter der Oberfläche rumort es. Beide werden von erotischen Begierden getrieben. Fridolin schmuggelt sich in eine mysteriöse Geheimgesellschaft ein, wo er eine leidenschaftliche Bekanntschaft mit einer unbekannten Schönen schließt. Hier werden Orgien gefeiert, wie sie sich der brave Fridolin zuvor nicht vorzustellen wagte. Doch er ist in Gefahr: Jeder Fremde muss die sexuellen Ausschweifungen mit dem Leben bezahlen, sollte er entdeckt werden. Von seiner Geliebten wird ein großes Opfer verlangt werden. Doch auch Albertine bleibt nicht lange die Unschuldige, Naive. In erotischen Träumen flüchtet sie in die Arme unbekannter Liebhaber, während Fridolin gequält wird. Durch ihre ungezügelten Begierden wird ihre Partnerschaft auf eine harte Probe gestellt.
Schnitzlers Novelle von 1926 war die Grundlage für Stanley Kubricks Film "Eyes Wide Shut" mit Nicole Kidman und Tom Cruise in den Hauptrollen, der 1999 ein großer Publikumserfolg wurde.
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10.06.2004 13:42
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_TylerDurden_
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Und wie prickelnd ist die Novelle?
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10.06.2004 21:14
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Ludy
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Den Anfang finde ich recht enttäuschend. Die Sprache klingt so hölzern. Da ist "Wiedersehen in Howard's End" einladender.
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15.06.2004 22:31
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Pippi
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Ich habe gesehen, das nächste ist "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter". Hast du das schon, Ludy? Ich bin neugierig, was du dazu sagst. Autoren aus Österreich kenne ich kaum. Irgendwie stelle ich mir vor, sie müssten alle so schreiben wie Wolf Haas.
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16.06.2004 00:04
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Ludy
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Heute gekauft, Klappentext gelesen, genervt gewesen.
Von einem Tag auf den nächsten ist nichts mehr so, wie es war. Der Monteur Josef Bloch, früher einmal ein bekannter Torwart, wird wortlos entlassen - jedenfalls ist er eines Morgens fest davon überzeugt. Er verlässt seine Arbeitsstelle und spaziert ziellos durch Wien. Alles stört ihn: Die Geräusche der Stadt sind zu laut, deren Grellheit irritiert ihn. Er flüchtet sich in ein dunkles Kino. Mitten im Film hört er eine Glocke läuten, doch er weiß nicht mehr, ob das Geräusch zum Film gehört oder ob es vom nahegelegenen Naschmarkt ins Kino hereindringt. Es ist, als sei die Welt mit einem Mal aus den Fugen geraten. Doch das ist noch nicht alles: Schon bald geschieht ein Mord...
Es geht mir echt auf die Nerven, daß alle Hauptcharaktere durch Wien irren müssen. Das war auch schon beim Untergeher so. Er ist bis zur totalen Erschöpfung durch die ganzen Bezirke gelaufen, ohne Ziel. Auch der Paul Auster läuft durch eine Großstadt und weiß nicht, wohin. Tolles Stilmittel, wenn es jeder benutzt.
Aber vielleicht ist die Geschichte als solche ja ganz gut. Immerhin: Peter Handke erzählt in „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1970) die bedrückende Geschichte eines Menschen, der sich mit einem Mal nicht mehr zurechtfindet in der Welt. Er entwickelt eine Kriminalgeschichte, in der sich der Täter selbst auf die Schliche kommen will.
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