20.09.2004 11:17
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pfeifenkrautler
Honk
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Zamonien ist ein Muss. Beim Ableger eines Fantasyforums sollte dich das nicht wundern, Moers Bücher sind wohl das fantastischste, was es aus deutscher Feder gibt.
Ich kam aber über seine Comics drauf und bin nun Zamonien verfallen. Zudem wird er immer besser, seine Plots vielschichtiger (Käptn Blaubär war recht simpel gestrickt, Rumo ist schon ziemlich vertrackt dagegen), die diversen Sprachstile immer ausgefeilter. Zamonien ist unsere Scheibenwelt, nur mit mehr Drogen (ich unterstelle Moers den Genuss von Pilzen, da spricht einiges für).
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20.09.2004 13:13
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Lothiriel
Badenixe
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Zitat: pfeifenkrautler schrieb:
(ich unterstelle Moers den Genuss von Pilzen, da spricht einiges für).
Wenn das mal nur Pilze waren...
Ähnliche Genüsse vermutet meine Familie wohl bei mir, ich lag am Wochenende gröhlend auf dem Sofa, und das nur wegen einem Buch. Stichwort Gagaismus. *gggggg*
Nachher werde ich dann mal so gehässig sein und das Buch auf den Wohnzimmertisch legen, bevorzugt wenn alle anderen Familienmitglieder anwesend sind, mal sehen, wer den Zoff um's Buch gewinnt. Die versuchen schon seit Samstag, an das Buch zu kommen. Lauter Bekloppte hier!
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20.09.2004 13:52
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pfeifenkrautler
Honk
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Die verschiedenen Schreibschulen Zamoniens.. 
Wie hießen nochmal gleich die, die mit dem bewegendsten Ereignis anfingen, dann immer banaler wurden, bis der Roman mit einer hingesagten Nichtigkeit endet? Typischer Buchanfang: "Das Universum implodierte".
Oder die "Abundanten", wo jeder Satz dasselbe Thema in immer neuen Variationen behandelt. Das ist so köstlich.
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20.09.2004 14:01
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pfeifenkrautler
Honk
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@Tyler: da das neue Buch sich ausschließlich um, nun ja, Bücher dreht, würde ich es dir als Einstieg nach Zamonien empfehlen, du hättest allein an all den Lyrikparodien deine helle Freude. Es werden zwar Grundkenntnisse Zamoniens vorausgesetzt, aber das ist nicht so wild, die findest du hier: www.zamonien.de.
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20.09.2004 14:25
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Lothiriel
Badenixe
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Keine Anhnung mehr, wie der Schreibstil hieß. Ich muss das Buch noch einmal in Ruhe lesen. Muss man eh, damit man die ganzen Details mal so richtig geniessen kann.
Auch herrlich folgende Stelle:
Danzelot: "Ich sterbe, mein Sohn."
Ich (mit den Tränen ringend, sprachlos): "Huh ..."
Danzelot: "Ich bin weit davon entfernt, das aus fatalistischen Motiven oder philosophischer Altersmilde gutzuheißen, aber ich muß mich wohl damit abfinden. Jeder kriegt nur das eine Faß, und meins ist ziemlich voll gewesen."
(Im Nachhinein freue ich mich, daß er das Bild eines vollen Fasses benutzte, denn es deutet darauf hin, daß er sein Leben als reichhaltig und erfüllt ansah. Man hat viel erreicht, wenn einen sein Leben an ein volles Faß erinnert und nicht an einen leeren Eimer.)
Ist zwar nur unfreiwillig komisch, aber ich mußte trotzdem grinsen. 
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20.09.2004 15:35
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Ludy
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Nicht zuviel spoilern bitte! Ich muß noch länger warten...
In Bezug auf: "Originalzitate daneben (ist das nicht ein Copyrightproblem?)"
Zitat: Walter Moers schrieb:
Ich: "Hallo Verleger!"
Verleger: "Hallo Sklave! Folgst Du auch schön deinem krankhaften Zwang, mit manischer Produktivität gutverkäufliche Bücher zu generieren?"
Ich: "Ja, Meister."
Verleger: "Brav! Hast du heute auch schon ein goldenes Ei gelegt?"
Ich: "Ja, denk Dir nur, Meister, ich hatte just wieder eine Idee für ein neues Buch."
Verleger: (jovial) "Nur frisch heraus damit!"
Ich: "Ich habe zwei Nachrichten: Eine gute und eine noch bessere. Die gute zuerst: Ich habe das Buch bereits geschrieben ..."
Verleger: "Hurra! Ich setze sofort einen der üblichen Knebelverträge auf!"
Ich: "... und ich hätte dafür gerne den besten, berühmtesten und teuersten Illustrator aller Zeiten."
Verleger (greift sich scheinbar ans Herz - aber Verleger haben kein Herz: er legt nur instinktiv schützend seine Hand über seine Brieftasche): "Schluck!"
Ich: "Die noch bessere Nachricht: Der Illustrator ist seit über hundert Jahren tot und seine Illustrationen sind rechtefrei."
Verleger: "Halleluja! Superidee!" (Danach befreites Gelächter, Gesang, ein Entkorkungsgeräusch.)
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27.09.2004 10:41
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pfeifenkrautler
Honk
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Einer meiner Lieblingsschriftsteller wäre heute 100 geworden, Graham Greene.
Früher habe ich eine Zeitlang alles von ihm gelesen, was mir in die Finger kam, irgendwann ist meine Greenemania dann eingeschlafen, schade eigentlich. Ich fand alles, was er vor dem "Dritten Mann" schrieb, recht unlesbar, ist auch eher schwerer, tragischer Stoff. Je älter Greene wurde, umso leichter und humorvoller wurden seine Bücher, eine eher unübliche Entwicklung, oder?
Ich liebe die "Reisen mit meiner Tante" von 1969, eine großartige Burleske mit zahlreichen literarischen Anspielungen von Shakespeare bis Jules Verne. Ein Kleinod ist der "Stille Amerikaner", die literarische Verdichtung der Vietnam-Tragödie, beängstigend hellsichtig bereits 1955 verfasst.
Sein bestes Buch bleibt für mich sein gleichzeitig düsterstes, "Dr. Fischer aus Genf" von 1980, tiefschwarzer Lebensekel. Ein sehr gutes Büchlein für düstere Winterabende. Als hätte sich Greene damit alle seine dunklen Gedanken von der Seele geschrieben, erschien direkt im Anschluss das lebensbejahende und wolkenlos heitere "Monsignor Quixote", seine Versöhnung mit der Welt.
Ich sehe gerade, dass ich längst nicht alle seine Werke kenne, vielleicht nutze ich diesen Winter für einen Ausflug nach "Greeneland".
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27.09.2004 11:55
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Kaylee
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Auf dem Bild sieht er aus wie ein intelligenter James Stewart…
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27.09.2004 17:43
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Ludy
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Wäre er hundert geworden heute? Warum ist mein Konto dann noch so leer? Zitat: Gewiß, die Verlage Zsolnay und dtv machen sich um sein Gesamtwerk verdient, zumal in diesem Herbst, da sich sein Geburtstag am 2. Oktober zum hundertsten Mal jährt.
...außerdem wollte ich den Artikel gestern schon posten - nur habe ich ihn vorher gelesen und wollte noch bis zu seinem Ehrentag warten. Obwohl er nicht mein LIeblingsschriftsteller ist, wegen des stillen Amerikaners, den wir in der Schule lesen mußten...
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27.09.2004 18:07
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pfeifenkrautler
Honk
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Drei Gründe, warum Ludy sich zu Unrecht echauffiert:
1. Was hat Greene mit deinem Kontostand zu tun?
2. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
3. Wenn du ihn gar nicht magst, wär es auch nicht okay gewesen, ihn zu ehren.
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