Der Gedicht-Thread


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Post 22.09.2004 10:24 Post
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pfeifenkrautler
Honk


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Lügner!

Gib mir mein Orm zurück..

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Post 08.10.2004 13:56 Post
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RV
Krampfhenne


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Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: >>Junge, wiste 'ne Beer?<<
Und kam ein Mädel, so rief er: >>Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.<<

So ging es viele Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: >>Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.<<
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen >>Jesus meine Zuversicht<<,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
>>He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?<<

So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Misstraun gegen den eigenen Sohn,
Der wusste genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat.
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sprosst heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: >>Wiste 'ne Beer?<<
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: >>Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.<<

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.


Theodor Fontane im Jahre 1889






Für mich eines der schönsten Herbstgedichte überhaupt. Aus vielen Gründen. Einer sicher, weil meine Großmutter die beste Gedichtefrau der Welt war. Außerdem finde ich es sehr 'bildlich': Der alte Herr, der mit vollen Taschen dasteht. Das Doppeldachhaus. Der Birnbaum, der aus dem Grab wächst - schöne Vorstellungen.




[Dieser Beitrag wurde von RV am 08.10.2004 um 13:56 editiert]

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Post 07.10.2004 22:32 Post
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RV
Krampfhenne


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Die hier wollte ich eigentlich auch verlinken, vorhin. Tu ich's halt jetzt.


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Post 08.10.2004 14:04 Post
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SmaugTheMagnificent



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!Fischlyrik!

So fickrig ist der Octopus,
Daß er am Tag fünf sechs Mal muß
Er bumst den Stör, den Hai, den Aal
Und auf die Schnelle
Noch von Hinten die Sardelle
Und ganz zum Schluß mit Zungenkuß
Sich selbst, den geilen Octopus


Ziert der Zierfisch sich beim Lecken,
Springt der geile Stör ins nächste Becken
Dort wartet schon die scharfe Flunder
Und reißt sich rasch das Höschen runder

~Dirk Stermann & Christoph Grissemann



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Post 21.10.2004 21:55 Post
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RV
Krampfhenne


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Ein männlicher Briefmark

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!




Joachim Ringelnatz ist neben Hein Heine mein all-time-favourite!



Oh, und interpretieren ist nicht so meine Stärke. Das überlasse ich gerne Profis. Zum Beispiel Euch. Mir gefällt's - oder halt eben nicht. *erröt*

[Dieser Beitrag wurde von RV am 21.10.2004 um 21:55 editiert]

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Post 23.10.2004 00:50 Post
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MetkrugSturmtief
Nerdine


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Ich habe vor ein paar Jahren ein paar Heine-Gedichte auswendig gelernt, um mich auf dem Weg zur Arbeit von dem verf...ten Angstklumpen abzulenken, der mir aus der Magengegend immer zuflüsterte: Bestimmt hast du wieder dies falsch gemacht, bestimmt hast du wieder das falsch gemacht und noch vor der Abenddämmerung wirst du zu Strafe in tausend Stücke gehackt.
Unter den Gedichten war auch:

Ich wandle unter Blumen
Und blühe selber mit,
Ich wandle wie im Traume
Und schwanke bei jedem Schritt.

O halt mich fest, Geliebte!
Vor Liebestrunkenheit
Fall' ich dir sonst zu Füßen
Und der Garten ist voller Leut.

Eine ganze Weile später tauchte die erste Strophe in einem Werbespot auf, da ging sie aber so:

Ich wandle unter Blumen
Und blühe selber mit,
Ich wandle wie im Traume
Und schwank' mit jedem Schritt.

Warum ?

Weil "mit" irgendwie älter und cooler klingt?
Weil das Versmaß nicht stolpern darf?
Ich glaube doch, der olle Harry hat das mit Absicht so schwanken lassen.

Beim googlen fand ich jetzt die gleiche Version samt zweiter Strophe. Doch die blieb unverändert, schwankt also immer noch im letzten Vers.
Ich finde, wenn man Gedichte schon verschlimmbessert, dann doch bitte konsequent.

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Post 25.10.2004 17:21 Post
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pfeifenkrautler
Honk


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Hank - man muss ihn einfach mögen

Da wir's im Buchgeplauder gerade vom alten Zausel hatten, poste ich hier nun mein Bukowski-Lieblingsgedicht (naja, eines davon):

-----------------------

BEER

from: Love is A Mad Dog From Hell

I don't know how many bottles of beer
I have consumed while waiting for things
to get better
I dont know how much wine and whisky
and beer
mostly beer
I have consumed after
splits with women-
waiting for the phone to ring
waiting for the sound of footsteps,
and the phone to ring
waiting for the sounds of footsteps,
and the phone never rings
until much later
and the footsteps never arrive
until much later
when my stomach is coming up
out of my mouth
they arrive as fresh as spring flowers:
"what the hell have you done to yourself?
it will be 3 days before you can fuck me!"

the female is durable
she lives seven and one half years longer
than the male, and she drinks very little beer
because she knows its bad for the figure.

while we are going mad
they are out
dancing and laughing
with horney cowboys.

well, there's beer
sacks and sacks of empty beer bottles
and when you pick one up
the bottle fall through the wet bottom
of the paper sack
rolling
clanking
spilling gray wet ash
and stale beer,
or the sacks fall over at 4 a.m.
in the morning
making the only sound in your life.

beer
rivers and seas of beer
the radio singing love songs
as the phone remains silent
and the walls stand
straight up and down
and beer is all there is.

------------------

Beste Zeile: Or the sacks fall over at 4 a.m.
in the morning, making the only sound in your life.


Jungejunge, das ist mal ein tristes Leben. Deshalb bring ich immer schön regelmäßig mein Altglas weg.

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Post 26.10.2004 20:38 Post
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RV
Krampfhenne


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Der Mumpf

Am Grunde eines Teichs im Sumpf,
zwischen Algen und Wassergrün,
da saß vor seinem Haus ein Mumpf
und mumpfte so vor sich hin.

Eine Mümpf, die ihres Weges kroch,
blieb atemlos bei ihm stehn
und keuchte: "Ach, Mumpf, so denk dir doch,
ich hab einen Menschen gesehn!

Einen richtigen Menschen mit Arm und Bein
und einem schönen Gesicht!"

Da knurrte der Mumpf: "Lass die Kinderein!
Denn Menschen gibt es doch nicht.

's ist längst bewiesen, dass außer dem Teich
ein Leben nicht möglich wär.
Und Menschen, sind - entschuldige nur gleich!-
doch bloß eine Kindermär.

Drum wende dich lieber der Wirklichkeit zu:
Unserm nahrhaften Schlick und Schleim.
Und vor allem sag mir, wie findest du
mein neues, prächtiges Heim?"

Da lachte die Mümpf ihn einfach aus:
"Ach, Mumpf, lass dein dummes Geschniefel!
Worin du da wohnst, dein neues Haus
ist ein alter


Kinderstiefel!"




Manche Menschen sagen nach diesem Gedicht:
"Ach was, einen Mumpf - den gibt es doch nicht!"

----------------


Wer mag raten, von wem es ist? Wer weiß es?

Ist es nicht wunderbar? Die-Welt-ist-eine-Scheibe-Denken und Scheuklappensehen in einem Kindergedicht verpackt. Abgesehen davon, dass dieses wilde Reimen zu wildem Zeichnen anregt. Mir lagen zumindest letztes Jahr einige richtig geniale Werke vor. *malwiederfreu*


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Post 28.10.2004 09:55 Post
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pfeifenkrautler
Honk


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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
--------------------------

Dein schlichtes Kleid: gestrickte Nudel,
dein rotes Haar: Tomatensprudel.
dein Antlitz: glühend pfirsichlich.
Wärst du ein Mensch, ich liebte dich.

(Melusine)

--------------------------

Das fand ich unletzt im DAF, die Dichterin ist hier als MetkrugSturmtief bekannt. Das Gedicht ist toll. Ich bekomme Hunger wenn ich es lese und ich mag Konjunktive, die werden eh viel zu selten verwendet. Bitte schreib' noch mehr Nahrungsmittelverherrlichungen!

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Post 28.10.2004 21:08 Post
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MetkrugSturmtief
Nerdine


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Registriert: Sep 2004
Beiträge: 754
Hach, danke.
Ich werde am Wochenende meinen Küchenschrank aufräumen, vielleicht finde ich dort neben ein paar verfallenen Fragwürdigkeiten noch ein paar gut abgehangene Konjunktive.

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