17.11.2004 12:22
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Player23
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hm ich persönlich steh nich mehr so auf schlechte laune lyrik.
ist das auch selbstgeschrieben?! das englisch hört sich irgendwie deutsch an. außerdem müsste es eigentlich dawn heißen anstatt the dawn zb etc...
eine andere zeile die hakt ist die mit lashes, was für fiese wimpern?
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17.11.2004 18:32
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Patty
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'Lash' heißt auch Peitsche.
Und zeig mir einen Poeten oder Songschreiber, der bis ins letzte Detail grammatikalisch korrekt vorgegangen wäre.
Übrigens hat das mal eine Engländerin gelesen und meinte, es sei völlig korrekt. Deutsche nehmen die englische Grammatik weitaus ernster als Muttersprachler.
Ich denke da nur an mein Phonetik-Seminar. Am Ende hat sich jeder wie ein englischsprechender Deutscher angehört, selbst jene, die mehrere Jahre im englischsprachigen Ausland verbrachten.
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Before God we are all equally wise - and equally foolish.
A. Einstein
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17.11.2004 19:29
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Player23
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Zitat: Patty schrieb:
'Lash' heißt auch Peitsche.
Und zeig mir einen Poeten oder Songschreiber, der bis ins letzte Detail grammatikalisch korrekt vorgegangen wäre.
Übrigens hat das mal eine Engländerin gelesen und meinte, es sei völlig korrekt.
hm? korrekte grammatik und deutsch klingen schließen sich nicht gegenseitig aus. es gibt phrasen, die korrekt sind, die trotzdem kein muttersprachler benutzen würde.
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17.11.2004 21:58
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_TylerDurden_
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Ich habe mich mal an einer Übersetzung versucht, weil ich die Unmittelbarkeit meiner Muttersprache brauche um Bedeutungen zu erfassen.
Die Kraft von oben
...ähm
Die Höhere Macht
Ganz allein und mitten in der Nacht
schaue ich hoch zu den fernen Sternen
warte darauf das ein Lichtfunke erwacht
um meine tristen Gedanken zu wärmen
Ein neuer Tag wird früh genug anbrechen
Schön wird das Rot sein der Morgendämmerung
Die leuchtende Sonne wird strahlend hell lächeln
Aber ich verleibe in Verzweiflung
Wo ist Licht und Farbe in meinem Leben
um meine verbrannte Seele zu erheben
wie Phönix aus der Asche?
Ich bin ohne Hoffnung gefangen in einem ewigen Zwist
Ein Opfer von Angst und Hass und Lügen
Am Herzen verletzt durch ihre grausamen Peitschen
Wenn dies bestimmt ist von einer höheren Macht
Dann verleugne ich Glauben und Liebe
-----------
"Faith" ist etwas schwierig zu übersetzen, weil es für mich auch noch "Vertrauen" umfasst.
[Dieser Beitrag wurde von _TylerDurden_ am 17.11.2004 um 21:58 editiert]
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18.11.2004 19:47
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Waldelb
Fool
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Von der subtilen Angeberin gibt es zwei erhobene Daumen fuer diese Uebersetzung!
Find ich klasse, wie du es geschafft hast die Woerter zu uebersetzen, die Bedeutung des Satzes zu erhalten und auch noch die (meisten) Reime zu uebernehmen.
Aber was ist zum Schluss? Hast du die Reime nicht mehr erkannt (life, strife - ashes, lashes - above, love) oder gingen dir die Uebersetzungen aus? Mir wuerden ehrlich gesagt keine Einfallen, die besser passen.
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19.11.2004 15:26
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_TylerDurden_
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Beiträge: 2560
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Oha! Du hast recht Waldelb, ich hatte die Reime da wirklich nicht mehr erkannt, sondern freute mich schon fertig zu sein.
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Die Höhere Macht
Ganz allein und mitten in der Nacht
schaue ich hoch zu den fernen Sternen
warte darauf das ein Lichtfunke erwacht
um meine tristen Gedanken zu wärmen
Ein neuer Tag wird früh genug anbrechen
Schön wird das Rot sein der Morgendämmerung
Die leuchtende Sonne wird strahlend hell lächeln
Aber ich verleibe in Verzweiflung
Wo ist das Licht und die Farbe in meinem Leben
um meine verbrannte Seele zu erheben
wie Phönix aus der Asche?
Ich bin ohne Hoffnung gefangen in einem ewigen Streit
Ein Opfer von Angst und Lügen und Neid
Mein Herz gegeißelt durch ihre grausamen Peitschen
Wenn dies das letzte Wort ist von höheren Mächten
Dann werde ich Glaube und Liebe nur ächten
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Die Metaphern will ich nicht umstellen, also änderte ich das Reimschema in aac bbc. (jaja, ich weiß, dass die Asche nicht ganz mit den Plural-Peitschen passt.)
Am längsten habe ich hin und her überlegt, ob ich "hoffnungslos" oder "ohne Hoffnung" nehmen soll. Ich weiß nicht genau wieso mir letzteres mehr gefällt.
Dafür ist die vorletzte Zeile wieder näher an Pattys Original, ganz einfach deshalb, weil sie es auch so geschrieben hat. "Wenn dies Bestimmung ist..." habe ich formuliert, weil ich finde, es passt in diesem Pathos besser zu einer tieftraurigen "Hilflosigkeit". Gegen das geheimnisvolle Schicksal kann man sich nicht auflehnen, gar mit diesem verhandeln, höchstens das Gegebene trotzig hinnehmen. Die Wendung hier impliziert in der Drohung aber, noch ist nicht alles verloren, vielleicht ändern sich auch Meinungen und mir passiert etwas nettes? Dann glaube ich auch wieder an die Liebe. Allerdings hat das auch einen gewissen komödiantischen Aspekt, ich bin mir nicht sicher, ob der zur Grundstimmung des Gedichtes passt: Man stelle sich hier Hiob vor, der von Gott schwer gestraft wird und dann drohend die Faust zum Himmel erhebt "Heda! Ist das dein letztes Wort? Ist das alles was du draufhast?"
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09.12.2004 20:33
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RV
Krampfhenne
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Registriert: Apr 2004
Beiträge: 3603
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jetzt also hier ... *wirr*
Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
er hält ihn sicher, er hält ihn warm. -
Mein Sohn, was birgst Du so bang Dein Gesicht? -
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -
Du liebes Kind, komm geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch' bunte Blumen sind an dem Strand;
Meine Mutter hat manch' gülden Gewand.
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind!
In dürren Blättern säuselt der Wind. -
Willst, feiner Knabe, Du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau;
Es scheinen die alten Weiden so grau. -
Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt. -
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! -
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
Johann Wolfgang von Goethe, 1782
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Kaylee zog Parallelen zwischen einem Rammstein-Lied und Goethes Gruselballade.
Für mich ist der Erlkönig die Ballade schlechthin. Noch mehr, seitdem ich direkt am Rhein lebe. Es ist einfach unglaublich, wenn der Nebel abends aufzieht (oder wahlweise einem morgens das Gesicht umschlingt) – ich muss da immer sofort an den Erlkönig denken und rezitiere ihn im Kopf. Immer bei Nebel, eigentlich.
Ein besonders grusliges Erlebnis verbinde ich mit Nebel und dem Erlkönig auch. (Jetzt kann ich drüber lachen, aber damals ....*gruuuusel*)
Wir waren unterwegs in den East Midlands, genauer gesagt befanden wir uns auf dem Rückweg vom schauerlichsten Landsitz in GB, den ich jemals besichtigt habe. Calke Abbey , nur mal so nebenbei. Wir gehen da also durch den Park auf der Allee, als innerhalb von Sekunden der berühmt-berüchtigte englische Nebel aufzieht.
Ehrlich – plötzlich war alles weg! Man sah maximal noch drei Meter weit, ach was, übertrieben: klar war eigentlich nur noch alles im Umkreis von einer Armlänge zu erkennen. Alles andere war milchig-verschwommen.
Naja, wir verschwanden also im Nebel und mir fällt natürlich nichts besseres ein, als anzufangen, den Erlkönig vorzusagen. Aber so richtig. Meine beiden Begleiterinnen baten mich mehrmals, aufzuhören. Das fand ich witzig – und machte natürlich weiter. Bis ---
ja, bis dann auf einmal dieses Geräusch zu hören war. So ein Klappern. Schlürfen. Zischen. Klimpern. Keine Ahnung, alles. Das beschleunigte meinen Herzschlag abartig (und tut's jetzt grad beim Erinnern schon wieder) und ich setzte völlig unbeabsichtigte, theatralische Pausen in den Text. Das machte die Situation nicht besser. Erst recht nicht, als dann auch noch ein gelbliches Schimmern in der Nebelsuppe auftauchte.
Hey, ich mein, da war NEBEL! Richtiger, fetter, dicker, fieser, englischer Gruselschauerromannebel. So richtig! Und dann hört man ein Geräusch und auf einmal taucht auch noch was verschwommen-gelbliches auf. Wer würde sich da nicht gruseln?
Ich verstummte. Die Geräuschkulisse kam näher und fragte dann auch noch:
"Did I scare you?" *chuckles*
Ein Parkwächter. Auf einem alten Fahrrad.
*jetztwiedergrinsenmuss*
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11.01.2005 16:04
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Kaylee
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Registriert: Jan 2004
Beiträge: 4029
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Zitat: MetkrugSturmtief dichete famos:
Pfeifenkrautler hat Geburtstag,
Fuck, da braucht es ein Gedicht,
Ehrlich, mein Gehirn schreit Ebbe,
Ihn ruhmpreisen klappt so nicht.
Fabelhafter Threaderöffner,
Eingefleischter Kinofan,
Niemals um ein Wort verlegen,
Kenner holder Grazien.
Reimt mitunter ohne Hemmung.
Ach, wie wär´s mit nem Duell?
Und ich wünsche einen Vorsprung,
Tippen kann ich nicht so schnell.
Liest Zamonien zum Frühstück,
Entert mittags wasweißich,
Richtig, mein Gehirn schreit Ebbe,
... mehr weiß ich nich.
Zitat: der pk hält dagegen:
MetkrugSturmtief,
Ein bärtiger Troll,
Teuflisch sein Mief,
Kotzgrün und voll
Rohen Fleisches und alten Knochen -
unsäglich das Loch, aus dem er
Gekrochen!
Stinkend und grunzend
Trollt er sich dahin,
Und wenn er nicht brunzend be-
Rieselt das frische Tannin,
Mampft er am liebsten in Massen
Trillernde Vöglein -
Ist es zu fassen?
Eine wahre Plage, ein übel Ärgernis,
Fluche und klage, nutzen tut's nichts!
Zwischenstand:
Sturmstiefel punktete mit einer genialen Idee, die auch noch toll umgesetzt ist. Der pk kontert mit erfrischend ungewöhnlichen Reimen und kommt mit weniger Füllwörtern aus. Kombiniert mit dem Bild wirkt es sehr dicht und kohärent.
Aus meiner Sicht hat der pk also leicht die Nase vorn. Doch wir dürfen gespannt auf den nächsten Wurf des Dichtersturms sein…
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11.01.2005 16:10
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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Und vergiss nicht, ich hab die ganze Nacht an dem Bild gesessen..
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Held ohne nennenswerte Kenntnisse
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