17.05.2004 23:07
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Kaylee
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17.05.2004 23:24
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pfeifenkrautler
Honk
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Elende Spammer... *Auge rausreiß*
Mal zur Abwechslung eine nicht so gute Kritik des Gesamtkunstwerks auf arteschock.
Michael Haberlander wirft "Kill Bill" hauptsächlich Ekklestizismus vor: Tarantino würde alles wild zusammenwürfeln, ohne die losen Enden richtig verknüpft zu bekommen. Er würde sich benehmen wie ein kleiner Junge im Süßwarenladen, der sich wahllos durch alles durchfuttert und am Schluss gibt's Bauchschmerzen.
Interessanterweise sagte der sehr freundliche Spiegel-Kritiker, Tarantino sei wie ein kleiner Junge, der einem seine Spielzeugsammlung zeigt, und allein dafür müsse man "Kill Bill" liebhaben. Sie benutzen beide ähnliche Bilder, kommen aber zu verschiedenen Schlüssen.
Ich denke, da ist was dran, mit dem Ekklestizismus, "Kill Bill" ist sicher nicht so rund wie "Pulp Fiction" oder "Jackie Brown", aber das will er doch auch gar nicht sein. Es ist ein wilder Parcourritt durch 50 Jahre Trashkino, das muss bunt und chaotisch sein, das ist der Charme des Films. Ich kann also der arteschock-Kritik nicht widersprechen, mich ihr aber auch nicht anschließen.
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17.05.2004 23:44
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Kaylee
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Na ja, um mal bei dem von Haberlander benutzten Bild zu bleiben, dann kommt dieser mir allerdings vor wie ein Erwachsener, der mit moralinsaurem Zeigefinger den kleinen Jungen die grausame Strafe ausmalt, die nach so einem Sündenschmaus folgen muss und dabei innerlich vor Neid zerfressen wird, weil einige gar keine Bauchschmerzen bekommen....
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18.05.2004 00:04
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pfeifenkrautler
Honk
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So ähnlich seh ich das auch. Tarantino hat mit "Jackie Brown" ja bereits bewiesen, dass er einen völlig stringenten Film mit einer komplexen Handlung und sorgfältig gezeichneten Charakteren drehen kann. Dafür lässt er jetzt eben die Sau raus und ich hab Spaß dabei.
Es ist auchh etwas unfair von der Kritik, "Kill Bill" ständig mit "Pulp Fiction" zu vergleichen, KB ist eben der "FilmFilm", der Film, den sich Vincent und Jules im Kino anschauen würden. Dort, wo PF etwas andeutet, darf KB voll draufhauen, denn KB steht für die Filme, aus denen die Andeutungen in PF genommen wurden, quasi. Und außerdem ist PF auch schon wieder 10 Jahre her und man wird einfach einem Künstler nicht gerecht, wenn man ihn ewig an seinem größten Erfolg misst und sich weigert, sich mit ihm weiterzuentwickeln. Dummer Michael.
Dann wird er auch noch fies und unterstellt Tarantino, dass er versuche, seiner Rolle als "Wunderkind, Cannes-Gewinner und Kinoerneuerer" gerecht zu werden. Ich glaube, solche Gedanken sind das Letzte, was Quentin bewegt, wenn er einen Film dreht.
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18.05.2004 00:19
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Kaylee
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dito.
Auch wenn ich jetzt nicht alles toll finden muss, weils von Tarantino ist, so kann man genauso wenig sagen, er müsste immer dieselbe Geschmacksrichtung wiederholen, die mir einmal geschmeckt hat, nur weil ich von allem anderen Bauchschmerzen bekomme. Pech für die mit sensibleren Mägen....
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20.05.2004 00:54
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pfeifenkrautler
Honk
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Ich habe endlich meine "Kill Bill"-DVD gesehen. Super! Noch besser als die ersten Male. Ich bin begeistert.
Ich glaube, womit manche Kritiker nicht klarkommen ist, dass die Story zwar trashig sein mag, der Film aber von erlesener Qualität ist. Das passt vordergründig nicht zusammen, hat aber seinen eigenen Charme. Das Charmante dabei ist, dass ein Filmgenie bereit ist, sein Können dem schlechten Film zu widmen. Wie ein 5-Sterne-Koch, der Currywurst mit Pommes zubereitet, einfach nur, weil es ihm Spaß macht. Es werden die besten Curry-Pommes werden, die es je gab, aber mancher Gourmet wird allein beim Anblick von Wurst und Fritten sein Urteil bereits gemacht haben, wird nicht über seinen Schatten springen können und einfach mal ausprobieren, ob die Sache nicht doch einen Versuch wert ist.
Tarantinos Filme sind das Gegenteil von "Gut gedacht, schlecht gemacht" sozusagen, er nimmt niveauloses Material und macht daraus ein cineastisches Fest. Wenn man die Kamera ansieht in "Kill Bill", die Farben, die schauspielerischen Leistungen, die Schlachten-Choreographie, die Details, die Musik, all die LIEBE, die drinsteckt, da möchte man fast rufen, warum so viel Können für ein B-Movie? Aber das, das ist wohl einfach..Tarantino.
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20.05.2004 00:59
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Triskel
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Zitat: pfeifenkrautler schrieb:
Wie ein 5-Sterne-Koch, der Currywurst mit Pommes zubereitet, einfach nur, weil es ihm Spaß macht. Es werden die besten Curry-Pommes werden, die es je gab, aber mancher Gourmet wird allein beim Anblick von Wurst und Fritten sein Urteil bereits gemacht haben, wird nicht über seinen Schatten springen können und einfach mal ausprobieren, ob die Sache nicht doch einen Versuch wert ist.
ich liebe diesen Vergleich!!!!
Das stimmt ja sowas von!!!
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20.05.2004 12:19
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pfeifenkrautler
Honk
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Die ganze Idee fasst sich in der Szene zusammen, wenn sich die Braut und O-Ren duellieren:
Die Tür geht auf und schlagartig verschwindet das groteske Szenario des blutgetränkten Teehauses und wir stehen in einem verschneiten Garten. Stille. Nur der Brunnen wippt (eine Anspielung auf das knarrzende Windrad in der ersten Szene von "Once upon a time in the west", würd ich sagen).
Das ist einer der krassesten Übergänge, die ich kenne. sowas muss man sich erstmal trauen. Aber es funktioniert. Und jetzt haben wir also einen Zen-Garten, eine Asiatin in schneeweißem Kimono, ihr gegenüber eine Blondine in einem völlig blutdurchweichten knallgelben Trainingsanzug. Beide tragen Samuraischwerter. Dann setzt Musik ein, und zwar eine Flamenco-Version(!) eines alten Eric-Burdon-Hippie-Songs. Eine noch skurrilere Zusammenstellung ist kaum denkbar!
Sowas müste eigentlich lachhafter Schwachsinn sein, eine schenkelklopfende Genreparodie. Aber die Szene bleibt todernst, es entspinnt sich ein grausamer Kampf, der den Zuschauer mitfiebern lässt. Mittendrin habe ich mich kurz gefragt, was ich da eigentlich mach: ich schau mir voller Spannung ein absurdes, kastagnettenklapperndes Szenario an, dss eigentlich mein geschultes Cineastenhirn sofort als Schwachsinn abqualifizieren müsste.
Aber ich schaff es nicht, mich so weit aus dem Geschehen zurückzuziehen, auf eine intellektuelle analysierede Position. Ich komm mir vor, als wär ich wieder 9 Jahre alt und würde mit offenem Mund Raumschiff Enterprise anschauen. Wenn ich heute alte Enterprise-Folgen sehe, gruselts mich ob der trashigen Pappkulissen und der grottigen Dialoge. Aber als Kind hab ich die Pappe nicht gesehen, ich fand das wirklich toll, ohne jede ironische Distanz. Ist "Kill Bill" quasi Raumschiff Enterprise für Erwachsene?
Tarantino zeigt, dass man ALLES machen kann, wenn man es gut macht. All der Schwachsinn der Inszenierung und all die Trashigkeit des Plots wird dadurch abgefangen, das sich der Film als solcher todernst nimmt. Dafür braucht es die hohe filmische Qualiät, die tollen Schauspieler, die tolle Kamera und das durchdachte Farbspiel (genial, wie bunt z.B. Copperheads Haus in Pasadena ist. Bonbonfarben, mit knallbuntem Spielzug auf dem Rasen, dazu der grellgelbe Pussywaggon, die ganze Szene tut richtig in den Augen weh, es sieht ein bißchen aus wie in einem Tim-Burton-Film oder wie bei "Alice im Wunderland".)
Wäre der Film nachlässig-albern inszeniert oder würden die Darsteller übertrieben spielen, mit einem Augenzwinkern und ironischer Distanz zu ihren Rollen, würde das alles nicht funktionieren. Man muss den Rachefeldug der Braut ernst nehmen können, das ist, denke ich, essentiell. Und mir fällt noch mehr ein, aber das reicht erst mal. Bin ja ein richtiger Quentin-Fanboy..peinlich.
Ach ja: Ich fände es gut, wenn Tarantino "Charlie's Angels III" drehen würde.
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21.05.2004 11:12
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Kaylee
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Womit wir wieder beim umgemodelten thread-titel angekommen wären.
Aber deine Beschreibungen, pk, möchte ich erstmal bedingungslos unterschreiben. Man kann Tarantino vielleicht vieles vorwerfen, aber nicht, er habe was versucht zu machen und wäre an seinem Nichtkönnen gescheitert.
Was glaubt ihr denn jetzt, wie Tarantino die Frauen sieht?! *neugierigschau*
Die starken Typen (Typinnen?) aus Charlies Angel würden schon passen....
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21.05.2004 11:21
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RV
Krampfhenne
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Ich glaube, dass er Frauen bewundert.
Guck doch, wie er Beatrix immer wieder beschmutzen und besudeln und und und läßt und sie steht immer wieder auf, verlässt immer als Siegerin die Arena, ... .
Und seine anderen Frauenbilder sind auch ziemlich tough gezeichnet.
Außerdem hat dieser Mann genau erkannt, was passieren würde, wären Frauen (und zwar ausschließlich) an der Macht: Es würde gnadenlos zugehen. Männer würden den Kürzeren ziehen. Außer, sie würden weiblich.
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Wegen Hirnüberanstrengung geschlossen.
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