Tarantinos Frauenbild in besonderem Kontext zu Kill Bill


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Post 30.04.2004 10:20 PostTarantinos Frauenbild in besonderem Kontext zu Kill Bill
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_TylerDurden_



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Ich warte schon ganz ungeduldig auf Pfeifenkrautlers Kill Bill Kritik... *wart*







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Post 30.04.2004 10:55 Post
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Kaylee



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pfeifenkrautler
Gefährte
30.04.2004 00:16


Re: Tarantinos Comeback - und seine anderen Filme# [Re: Lidloses Auge II]
     


Tarantino ist Gott.
Naja,nicht ganz. Aber der Schweinehund hat's einfach drauf. Geiler zweiter Teil eines Gesamtkunstwerks, dass ich mir sicher noch oft anschauen werde, da steckt soviel drin.
Eigentlich sehr praktisch: hat man Kill Bill I+II gesehen, hat man einen Crash-Kurs "40 Jahre B-Movie" absolviert. Spart Zeit und Geld. Mein Gott, muss der Mann viele schrottige Filme in seinem Leben gesehen haben!
Ich fand den ersten Teil spontan geurteilt unterhaltsamer, speziell die "Familienszenen" in Part II mit Bill und B.B. und dem Goldfisch ziehen sich etwas. Die Zombieszene ist genial! Das nenn ich Kino! Tarantino begräbt den Zuschauer bei lebendigem Leib, stark.
Der Soundtrack ist erste Sahne, speziell die unfassbare Funkmucke in den Ausbildungsszenen. Überhaupt die Ausbildungsszenen! Köstlich..die schlechten Schnitte, die billigen Zooms, das miese Bild, das muss für echte Filmemacher hart sein, absichtlich schlecht zu sein. Geht das nicht gegen die Handwerkerehre?
Ein Film, für alle, die Filme lieben.



*apportier*

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Post 30.04.2004 13:06 Post
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pfeifenkrautler
Honk


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Der Film ist gut, wie nicht anders zu erwarten war. Er ist viel ruhiger als Volume I, was den Splatterfan in mir ein klein wenig enttäuschte. Es gab nicht einen vernünftigen Schwertkampf, obwohl man mehrmals meint, gleich geht's los.

Tarantino spielt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. Im ersten Teil war ich als alter Tarantinofan doch eher etwas überrascht vom weitgehend dialogfreien knallbunten Artial-Marts-Gemetzel (was dem Film auch gerne als "untarantinoesk" angekreidet wurde, was natürlich Blödsinn ist, alles, was Tarantino macht ist per Definition tarantinoesk).

Nun, gut vorbereitet, wurde ich in meiner Schwertkampferwartungshaltung wieder hinters Licht geführt, vom Meister persönlich. Deshalb auch Schweinehund. Er spielt auf der Klaviatur der Popkultur ein lustiges Medley, man darf sich bei ihm nie sicher wägen. Das macht ihn groß. Jeder Film von ihm ist anders, doch immer unverkennbar ein Tarantino. Das erinnert an Stanley Kubrick und ich denke schon, dass Tarantino tatsächlich sogar noch unterschätzt ist.

Er verlässt sich nicht auf seine alten Erfolgsrezepte, sondern experimentiert jdesmal mit neuen Ingredenzien herum, was nicht immer hundertprozentig klappt. In Volume II wirken einige Szenen etwas unrund, aber das Ergebnis rechtfertigt solche kleinen Rezepturfehler.

Uma Thurman ist die schönste Frau Hollywoods und nur Quentin hat das verstanden. Er liebt sie sehr. Einmal von einer Frau so betrachtet werden wie die Kamera Uma betrachtet und ich könnte in Frieden sterben. "Kill Bill" ist neben vielem anderen vor allem auch eine 4stündige Liebeserklärung an Uma. Q & U, wie es im Abspann in riesigen Lettern steht, das ist große Romantik..hach..



P.S: allein wegen des neuen Trojatrailers hat sich der Besuch gelohnt..wow! Stellt euch die Landung in der Normandie vor, nur mit antiken Griechen. Wahnsinn.


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Post 30.04.2004 14:18 Post
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Ramujan



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Zitat:
Im ersten Teil war ich als alter Tarantinofan doch eher etwas überrascht vom weitgehend dialogfreien knallbunten Artial-Marts-Gemetzel (was dem Film auch gerne als "untarantinoesk" angekreidet wurde, was natürlich Blödsinn ist, alles, was Tarantino macht ist per Definition tarantinoesk).


Das stimmt natürlich, aber tarantinoesk ist so ein Adjektiv, dass sich, glaube ich, mittlerweile etwas von seinem Namensgeber entfernt hat. Eigentlich weiß niemand so recht, was damit gemeint ist (am wenigsten Tarantino selbst); man weiß halt nur, dass es etwas mit Pulp Ficiton und Coolness und coolen Dialogen zu tun. Dieser Punkt hat es Tarantino vermutlich lange Zeit so schwer gemacht, einen neuen Film zu drehen, man hat ihn am Faktor des Tarantinoesken gemessen wie niemanden sonst. Und der zweite Kill Bill ist eben näher dran an diesem Faktor als der erste, und das ohne Pulp Fiction direkt zu kopieren.

Vermutlich wird sich die intuitive Definitionsrichtung von tarantinoesk aber bald ohnehin verschieben - wohin auch immer, vielleicht in Richtung Filmnerd? - oder ganz aus dem Wortschatz der Kritiker verschwinden.

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Post 30.04.2004 15:59 Post
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_TylerDurden_



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Ich verschieb das mal zu Ludy...








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Post 30.04.2004 18:57 Post
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Kaylee



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Interessant, ich wollte auch erst anfangen, dieses Wort zu diskutieren, dachte aber dann, es wäre Wortklauberei.

Aber vielleicht eine spannende?! Der letzte Stand meiner Überlegungen nach pfeifenkrautlers Beitrag war, das tarantinoesk wahrscheinlich ein Stil ist, der eine gewisse Unvorhersehbarkeit und Innovation mit einbezieht, von daher müsste es dann bei jedem Film etwas anderes sein....aber eben immer cool.

Wobei es dann ein Etikett ist, dessen sich jeder nach gut dünken bedienen könnte....*immerverwirrterwerd+

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Post 30.04.2004 20:14 Post
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_TylerDurden_



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Beiträge: 2560
Du hast den Aspekt der Gewalt vergessen!

Tarantinoesk würde ich so definieren: brutale Gewalt die mit absoluter Lässigkeit und Ästhetik präsentiert wird.

Desperados und From Dusk Till Dawn sind zum Beispiel auch sehr Tarantinoesk, obwohl sie von Rodriguez gedreht wurden.

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Post 02.05.2004 13:13 Red face 2
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thanil.bernetar
Dackinei


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Beiträge: 1947
Nach langer Zeit versuche ich jetzt mal wieder was Pseudointellektuelles rauszudrücken.

Ich glaube nicht, dass es etwas tarantinoeskes gibt. Aber ich bin auch bekanntermaßen kein großer Fan von biographischen Deutungen von Kunstwerken gleich welcher Art. Also, lassen wir den auteur mal im Giftschrank.

Was man glaube ich bei Tarantino-Filmen generell konstatieren kann ist Faszination für Gewalt und Gewaltausübung. Ich habe leider noch immer nicht Reservoir Dogs gesehen, aber in Pulp Fiction, Jackie Brown und Kill Bill kann man wohl ganz generell von einer "Privatisierung der Gewalt" sprechen. Justiz und Polizei und damit die staatliche Sphäre spielen überhaupt keine Rolle, nicht einmal am Rande. Der Staat und damit die Staatsgewalt scheint in Tarantinos Filmen überhaupt keine Kategorie zu sein. Wo aber Gewalt privatisiert ist, da gibt es (A) keinen Staat mehr und (B) nur noch Verbrecher.

Und konsequenterweise sind Tarantinos Filme immer Filme über Verbrecher, Randständige der Gesellschaft, die plötzlich ganz im Zentrum des gesellschaftlichen Geschehens zu stehen scheinen. Tarantinos Filme zeigen Verbrecher-Gesellschaften. Homo homini lupus est. Da aber wohl kein Film so recht ohne Protagonisten und positive Identifikationsfiguren auszukommen scheint (Ausnahmen bestätigen die Regel), erscheinen die Hauptfiguren in seinen Filmen natürlich immer auch irgendwo sympathisch. Selbst wenn sie gerade jemandem den Kopf mitsamt Hirn wegblasen - irgendwo sind sie ja doch liebenswert, Tarantinos Filmhelden. Wir haben es hier also mit der Aufhebung von moralischen Instanzen zu tun. Es gibt keine moralischen Gewissheiten. Es wird immer irgendwie um das eigene Überleben gekämpft. Gerade in Kill Bill wird überdies deutlich, dass das eigene Gewissen dabei die Rolle des moralischen Imperativs übernimmt. Figuren wie Bills Bruder (Michael Madsen) erkennen konsequenterweise dann auch, dass sie alle den Tod verdient haben, und dass die Braut ein Anrecht auf Rache hat. Und ironischerweise fügt er direkt danach an, dass dies natürlich uneingeschränkt auch für die Braut gilt. Jeder ist also im Recht. Und in genau diesem Geiste endet auch Kill Bill. In der letzten Konfrontation zwischen der Braut und Bill erkennen wir, dass Bill auch ein liebenswürdiger Charakter ist, der "einfach nur überreagiert hat".

Äußerst interessant ist zu beobachten, dass letztlich die amerikanische Gesellschaft in Psychopathen gespiegelt wird und damit natürlich gleichermaßen die amerikanische Gesellschaft als eine von Psychopathen und Waffenfetischisten geprägte gezeichnet wird. Die US-Gesellschaft ist also in Tarantinos Filmen eine Hobbes'sche Welt der Wölfe. Aber wird dies auch wirklich kritisiert und angeprangert? Nö. Tarantino hat die Frankfurter Schule scheinbar konsequent geschwänzt. Irgendwie ist am Ende doch alles cool und okay, oder?

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Post 02.05.2004 16:29 Post
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_TylerDurden_



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Beiträge: 2560
Keine falsche Bescheidenheit. Das war ziemlich gut.

Stimmt, es gibt keine übergeordnete Instanz die Recht und Ordnung vertritt. Die Protagonisten müssen aber trotzdem ständig moralische Entscheidungen treffen. Bruce Willis in Pulp Fiction zum Beispiel, der sich entscheidet seinen getürkten Boxkampf nicht zu verlieren (und seinen Gegner dabei totschlägt...hm ist schon ambivalent) und später seinem ärgsten Feind Marcelus den Hintern rettet. Tarantino ist ja auch in dem Sinne Moralist, dass er oft die Leute überleben lässt, die wenigstens eine gute Tat vollbracht oder ihr Verhalten reflektiert haben. Jules beendet seine Killerlaufbahn, Vincent wird auf dem Klo erschossen. Beispielhaft auch der Streit zwischen den beiden in der Autowaschepisode, wo Jules erklärt, dass es unhöflich sei sich nicht richtig die Hände zu waschen und dadurch die guten Handtücher des helfenden Freundes mit Blut zu besudeln. Jenseits aller normalen Wirklichkeit gibt es in dieser brutalen Gewaltwelt absurd normale Regeln.

Zur Frankfurter Schule kann ich leider nichts sagen, ich bin immer noch nicht mit Adorno durch...


[Dieser Beitrag wurde von _TylerDurden_ am 02.05.2004 um 17:21 editiert]

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Post 03.05.2004 15:51 Posttarantinoesk !?
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Kaylee



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Registriert: Jan 2004
Beiträge: 4029
Ja, was ist die Frankfurter Schule?! *schonmalvorsichtshalberzumeinerverdächtiggebrauchtenblondenPerückegreif*

Was das Moralverständnis in den Filmen angeht, erinnert es mich auch an das der früheren Western, also dementsprechend den mentalen Wurzeln der USA. Moral und Ordnung wurde von einzelnen Personen diktiert, bzw in die Tat umgesetzt, oder eben nicht.
Alles musste selbst in die Hand genommen werden, auch die Bildung von Meinung und Moral.

Wurde im ersten Teil Bill noch von allen Protagonisten als das Böse schlechthin kolportiert und schien damit der Rachefeldzug der guten Braut mehr als gerechtfertigt, relativiert der zweite Teil diese Sicht tatsächlich vor allem auch in der schon von Thanil. zitierten Szene mit Bill's Bruder, so dass auch der Zuschauer gezwungen ist, sich seine eigene kontextbezogene oder kontextunabhängige Moral zu erarbeiten, da die üblichen Moralrichtlinien nicht mehr greifen.

Tarantino als Erziehung zur selbstständigen Moralbildung ohne blinde Obrigkeitsgläubigkeit?!

Weswegen sind eigentlich die beiden Brüder zerstritten?! Weil er sich 'danach' (er muss ja bei dem Chapel-Massaker dabei gewesen sein, sonst hätte er nicht auf der Abschussliste gestanden), nicht mehr eindeutig auf Bills Seite gestellt hat?!

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