03.05.2004 17:42
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thanil.bernetar
Dackinei
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Frankfurter Schule
Ich protze hier mal mit meinem (un)gesunden Halbwissen. Die Frankfurter Schule - eine von Horkheimer/Adorno seit den 30er Jahren begründete Denkrichtung innerhalb der Soziologie - stand in der Denktradition des Marxismus, war aber eine unorthodoxe Spielart innerhalb dieses Spektrums. Ziel der "Kritischen Theorie" war es unter anderem, Herrschaftsstrukturen innerhalb unserer modernen Gesellschaften zu analysieren und aufzudecken und demenstprechend kritisier- und veränderbar zu machen.
Die Frankfurter Schule war unter anderem auch ein maßgeblicher Impulsgeber für die 1968er. Und da der Adolf natürlich die großen Denker dieser Theorie allesamt ins Exil getrieben hat (die meisten wohl in die USA), erfreute sich diese Schule weltweiter Verbreitung und Anerkennung.
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03.05.2004 18:02
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Kaylee
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Ohne mir deinen link, sondern nur deine Erklärungen durchgelesen zu haben, stellt sich für mich dann aber die Frage, was deiner Meinung und deinem vorletzten Beitrag nach ein durch die Frankfurter Schule gegangener Tarantino dann zu kritisieren und anzuprangern vergessen hätte!?
Er müsste demnach ja nicht die Befolgung der Gesetze gut heissen, oder?! Cool ist im Gegenteil das, was der Protagonist sich als seine eigene in seinem System funktionierende (?) Moral erarbeitet hat. *überleg* Es sei denn, du würdest gerade diese ich sag jetzt mal 'lynch-justiz' als grundlegende Einstellung des US-amerikanischen Herrschaftssystems sehen, der es dann kritsch gegenüber zu stehen gälte....*fragendschau*
...oder unterlieg ich da jetzt einem Denkfehler?!
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03.05.2004 18:47
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thanil.bernetar
Dackinei
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Gut dass du nachhakst. Ich weiss es nicht 
Als ich dies schrieb folgte ich einer Intuition, die ich jetzt nur schwer rationalisieren kann. Ja, ich denke, dass eine neomarxistisch gefärbte Analyse von Kill Bill sicher auch auf den Punkt zur Sprache kommen müsste, inwiefern sich die Herrschaftsstrukturen der Gesellschaft, in der dieser Film spielt, auf die dargestellten menschlichen Beziehungen abbildet. Und da die dargestellten menschlichen Beziehungen fast immer im gewaltsamen Tod einer handelnden Person enden - es sich also um einen vernichtenden Existenzkampf zwischen ums Überleben kämpfenden Individuen handelt - stellt sich schon irgendwo die Frage, ob das denn ein erstrebenswerter gesellschaftlicher Zustand ist, was die Ursache dafür darstellt und wie man das verbessern kann. Und in diesem Zusammenhang muss man dann natürlich auch fragen, wie Tarantino dies dargestellt hat und ob er das unreflektiert idealisiert oder problematisiert.
Vielleicht kann mir jemand anderes hier ein bißchen aus der Patsche helfen (oder mich noch tiefer reinreiten)? Arbrandir? pfeifenkrautler? Tyler?
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03.05.2004 22:53
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Ramujan
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Wenn man von Moral im Film diskutiert, mag es in Ordnung sein, bei Tarantino anzufangen; legitim, bei ihm aufzuhören, ist es sicherlicht nicht.
In Pulp Fiction mögen die Schüsse lässiger sein, die Tode cooler und die Blut-Hirn-Spritzer unterhaltsamer, doch auch in anderen Filmen wird geschossen, gestorben, gebluthirnt. Handelt ein langsam, aber irgendwie doch nicht sterbender Bruce Willis auf seiner Intifada gegen Terroristen im Sinne einer modernen Staatsform? Sind die frauenfeindlichen Tendenzen in mancherlei Sergio-Leone-Filmen nicht verwerflich? Der schwarze Humor der Gladiatoren-Fünf-Uhr-Vorstellung bei Monty Phyton? Der mit nur etwas gutem Willen schnell gefundene Rassismus beim Herrn der Ringe?
Aber zurück zum Bill killen wollen: Ich denke, hier spielt Tarantino, ob gewollt oder inspiriert, ziemlich virtuos mit den Versatzstücken filmischer Gewalt. Ob ästethisch, wie bei den 88, oder abstoßend wie beim Krankenpfleger (hat der Weißkittel es wirklich verdient, seinen Kopf im Türspalt zu verlieren, dieses Schwein?), ob mit aufkeimender Faszination wie beim Schlangenbiss oder mit kalter, abstoßender Intensität wie im Zombie-Grab, es dürfte nicht viel Filme geben, die genauer sezieren, welche Auswirkungen Brutalität auf der Leinwand entfalten kann.
Darf Tarantino das? Uns auf der Ebene des Kinos zeigen, was und wie Gewalt im Kino sein kann?
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04.05.2004 14:05
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pfeifenkrautler
Honk
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Eure letzten Beiträge waren so schlau, dass ich jetzt etwas eingeschüchtert bin. kladderadatsch bestätigt meine Filmwiedergabe, das Tarantino mit so ziemlich allem spielt, mit den Zuschauererwartungen, den Kritikererwartungen, dem Kino, dem Metakino ect. Ein großes Kind. Beneidenswert.
Außerdem bekommt kladderadatsch hiermit den Worterfindungspokal Mai`04 verliehen, für "gebluthirnt"
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12.05.2004 17:27
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RV
Krampfhenne
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Und ich stelle nur eine banale Frage:
Wo und vor allem an wem hat Beatrix die "5 Schritt-Pressur-Herzexplosions-Technik" gelernt? Oder übte sie auch dies mit einer Wand in Menschengestalt? Zum Automatisieren, meine ich. Schließlich konnte sie diesen Kill perfekt. Irre. Und schnell.
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12.05.2004 17:30
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pfeifenkrautler
Honk
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Ja, ich denke, das ist die einzige Stelle, an der der Film etwas unrealistisch ist, ein echter Logikfehler. Blame you, Quentin!
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12.05.2004 18:03
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_TylerDurden_
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Oha...hm
Ich denke, da gibt es nicht sooo schrecklich viel zu lernen, dass man das groß üben muss. Man muss eben nur die bestimmten Akkupressurpunkte kennen. *versuchüberzeugendzukling*
[Dieser Beitrag wurde von _TylerDurden_ am 12.05.2004 um 18:06 editiert]
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13.05.2004 09:41
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Kaylee
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Genau! *nicknicknick* hat man jetzt im Film ja auch ganz genau gesehen wo die Punkte sind. Schätze bald werden wir die ersten 5 Schritt-Pressur-Herzexplosions-Trittbrettfahrermorde haben. Vorzugsweise bei jüngeren Geschwistern der Kinobesucher, die schon immer für die Versuchsreihen ihrer älteren Brüder herhalten mussten....
...wenn eine ansteigende Katzensterblichkeit zu vermerken ist, wäre ich auch misstrauisch.
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14.05.2004 12:19
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5-Schritt-Pressur-Herzexplosions-Technik
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_TylerDurden_
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Der beste Thread im Kill Bill Board auf imdb.com ist:
5 Finger Technique?
Is this thing real?
Yes, or something very similiar.
Stuff like Shaolin Kung-Fu focuses on striking nerves and pressure points. You could paralyze someone or stop their heart, among other things. I would love to learn how to do that.
I don't know if there's a pressure point technique that can make your heart explode, but there's one that can paralyze you and possibly even kill you.
No, it's not real. My friend was telling me this when we were walking out of the movie theater seeing this, and he's knows pretty much every move there is in most Martial-arts. There are pressure points that can be made on the body to hurt someone bad, but this was made-up by QT.
dog, read up on ancient shaolin techniques, the animal ones, crane, tiger, mantis, stuffs like this.
I don't care what your friend knows about current martial arts.
Obviously your heart wouldn't EXPLODE, but you could easily be killed by a few well placed strikes to certain nerves and pressure points.
I am deeply worried about the fact that no one noticed, that the entire 5point-pressure-heart-explosion-thingeling did not claim to be realistic at all. No, this is not possible. Never has been, never will. It's just an homage to the freaky Eastern-style of the 60/70ies.
yes it is real i have first hand experience of such techniques, but can not really say much more!!
I also have an understanding of a different five finger technique which the ladies love, but i'm sworn to secrecy on that one

Geht noch weiter. Besonders schön finde ich die Spekulation, dass Bruce Lee gestorben sein könnte, weil drei oder vier dieser Pressur-Explosionspunkte unabsichtlich getroffen wurden.
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