24.09.2004 14:46
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
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@Ludy: Ist das ein offizieller Wettbewerbsbeitrag? Da müsst ich aber erst mal in der Fachliteratur nachschlagen, ob 'Penis' ein legitimer Haikubegriff ist. Könnte ein Präzedenzfall sein... *blätter blätter*
BTW: ich schlage vor, dass der Herbsthaiku-Wettbewerb Sonntagnacht, 00:00 Uhr, endet. Nutzt das Wochenende für ein paar herbstliche Impressionen und ernennt euren offiziellen Wettbewerbshaiku durch Einfügen dieses Icons:

Noch ein paar Tipps:
Denkt dran, es kommt auf die Wirkung an. Oder wie Kohl mal sagt, "Wichtig ist, was hinten raus kommt". Im Haiku ordnet sich Sprachwitz, Klangmalerei, Kunstfertigkeit, Versmaß ect immer und demütig dem angestrebten Ziel unter, nämlich ein blitzartiges Erkennen des Moments herbeizuführen, den sog. Haiku-Flash. Optimalerweise sollte dieser Flash noch im Leser nachhallen, er sollte mit dem Bild, das in seinem Kopf entstanden ist, weiterspielen können. Stellt euch den Flash wie den Schlag einer bronzenen Glocke vor, deren Nachhall noch lange in der Luft hängt.
Das ist für uns schwer, denn die klassische abendländische Lyrik geht genau den gegensätzlichen Weg und versucht, durch sprachliche Kunstfertigkeit neben Stimmungen auch und besonders Ansichten, Empfindungen, ganze Weltanschaungen zu vermitteln. Davon muss man sich radikal lösen. Wenn abendländische Lyrik ein Ölgemälde ist, sind Haiku Strichmännchen, auf eine Serivette gekritzelt.
Natürlich gibt es verschiedene Haikuschulen, Busons Haiku sind kunstvoller und verspielter als die von Issa, Basho kümmerte sich durchaus um die tieferen Dinge des Lebens ect., aber allen ist die Zielsetzung gleich.
Ich kam drauf, weil ich mir die Frage stellte, ob Metaphern "erlaubt" sind oder nicht und zur Einsicht gelangte, dass im Haiku prinzipiell nichts verboten ist. Aber vieles ist eben dem Erlangen des Haiku-Flashs abträglich. Metaphern sind eine Barriere zwischen dem Bild, das der Schreiber sah und dem Bild, das der Leser sehen soll, daher sind sie mit Vorsicht zu behandeln. Aber es gibt sie in den klassischen Haiku durchaus, wenn auch selten.
Ein anderer Punkt sind Adjektive, auch so eine Sache. Eher unüblich beim Haiku, sie sollen im Kopf des Lesers hinzugefügt werden, sie ihm zusammen mit dem Inhalt zu liefern hat etwas von einer Krücke. Jedes Adjektiv zeigt, dass ich es meinem Haiku nicht zutraue, das Hauptwort klar genug zu vermitteln. Wenn ich für jeden Begriff ein Adjektiv brauche, sollte ich mir Gedanken machen, ob ich nicht über etwas anderes schreiben sollte, über etwas, das ich besser und direkter zu vermitteln in der Lage bin.
Natürlich sind Adjektive nicht verboten, aber ihre Verwendung sollte ebenfalls mit Umsicht erfolgen. Auch lenken sie den Blick weg von der Sache, hin zu vordergründigen sinnlichen Eindrücken, das Haiku wird flirrend, unscharf, bleibt an der Oberfläche, das bringt einen nicht weiter. Es gibt nichts Tiiefgründigeres als ein gutes Haiku.
Mal so ein paar Gedanken am Rand, bevor die große Abrechnung kommt. Interessant dürfte es sein, den Wertungsbericht der "Haiku-heute"-Jury zu lesen.
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24.09.2004 15:10
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Waldelb
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Darf ich ein Teil eurer Haiku-Jury sein? Ich kenne mich vielleicht nicht so sehr mit der Haiku-Technik aus, glaube aber in der Lage zu sein, beurteilen zu koennen, ob dieser Haiku-Flash bei mir eintritt oder nicht. Ich koennte ein paar nette Zeilen zu der Wirkung des Haikus auf den Durchschnittsleser verfassen. An der Seite von ein paar Haiku-Fachmaennern, die dann das Silbenzaehlen und den Rest uebernehmen waere das doch sicher nicht unnuetz, oder? Zumal ich ja eh nicht am Wettbewerb teilnehmen werde.
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24.09.2004 16:42
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Ludy
Chief Resident
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Registriert: May 2002
Beiträge: 2102
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Als offiziellen Wettbewebsteilnehmer habe ich mich eigentlich nie gesehen, da ich erst zwei Haikus verfaßt habe in meinem Leben (die Ergebnisse sind hier nachzulesen). Hat man bei der Finnischen Sauna denn den Haiku-Flash? Mir persönlich ist der Augenblick noch sehr präsent.
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24.09.2004 16:52
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pfeifenkrautler
Honk
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Der war ziemlich gut, für deinen zweiten. Sehr Haiku-like, mit der eingeschobenen wörtlichen Rede, taucht öfter mal bei Issa auf. Nur das "wedeln", das ist mir ein zu starker Ausdruck, da denk ich an einen Hund und so war es doch nicht, oder? (sag mir, dass es nicht so war!)
"Schwingen" wäre besser, oder "pendeln", etwas, das zeigt, das keine Muskelkraft im Spiel war (sag mir, dass keine Muskelkraft im Spiel war..).
Ansonsten kann ich mir gut vorstellen, wie du auf der unteren Treppe sitzt und der Mann direkt vor dir steht, sein Gemächt füllt dein Blickfeld, das wär so mein "flash".
EDIT:
Wer in der Jury sitzen soll, ist mir völlig unklar. Vielleicht legen wir einfach los und nehmen uns die Haiku der anderen zur Brust. Ja, ich würde vorschlagen, jeder muss etwas zu jedem Wettbewerbsbeitrag schreiben und 1-6 Punkte verteilen, die ein neutraler Juror (Waldelb?) nachher aufrechnet und daraus den Sieger ermittelt.
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24.09.2004 16:54
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Ludy
Chief Resident
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Ich saß auf der mittleren Stufe, und der Mann ließ das Handtuch über dem Kopf kreisen, und da unten wedelte es halt mit. Der Augenblick hat sich mir ins Hirn gebrannt, zusammen mit dem Eukalyptusgeruch vom Aufguß. Hoffentlich ist das nicht wie bei den Madeleines, so daß ich jetzt bei Hustinettengenuß immer Penen vor meinem inneren Auge sehe...
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24.09.2004 17:02
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pfeifenkrautler
Honk
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Ahh, das mit dem Handtuchwedeln kam bei mir nicht an.
In meiner Sauna macht das immer so eine dicke Frau in weißer Kittelschürze, die wahrscheinlich mehr Penen in ihrem Leben gesehen hat als eine St-Pauli-Hure.
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27.09.2004 09:27
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Mike Hat
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27.09.2004 11:52
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Kaylee
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Ich nehm mal das mit den Eicheln, weils so gut zu dem Bildchen passt…*gg*
ach genau, und um gegen diese Adjektivdiskriminierung anzugehen *laaach*
eisiger atem
in gold-grünem wald
schwellen eckern und eicheln
…wie na toll??? *rumwirr* Danke, für das rocken! *smile*
[Dieser Beitrag wurde von Kaylee am 27.09.2004 um 11:52 editiert]
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27.09.2004 12:29
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Mike Hat
Moderator
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Na toll: Weil die Deadline um ist und keiner mitgemacht hat.
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