07.10.2004 12:15
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Mike Hat
Moderator
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Registriert: Jun 2001
Beiträge: 1852
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Die eine oder andere singende Feder würde übrigens auch gern hier posten, mag sich aber nicht anmelden. Kann nicht einer der Moderatoren das Forum für Unangemeldete freischalten?
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07.10.2004 12:20
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Kaylee
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Registriert: Jan 2004
Beiträge: 4029
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Oh schön! Dann sollen sie aber bitte nicht vergessen, auch als Gast einen identifizierbare Namen neben ihren Beitrag zu setzen, damit man sie unterscheiden kann.
Oder können sie sich nicht einfach als Feder1, Feder2 etc anmelden…??? *nurmalsovorschlag*
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07.10.2004 13:03
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Waldelb
Fool
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Registriert: Mar 2003
Beiträge: 695
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Zitat: Kaylee schrieb:
eisiger atem
in gold-grünem wald
knacken eckern und äste
Oha! Also ich finde das verbessert das Haiku (der, die, das Haiku?) gleich um ein vielfaches. Ich erinnere mich daran, dass ich ueber die erste Fassung sagte es habe etwas bedrohendes, oder zumindest verwirrendes. Das hat es nun fast vollkommen verloren. Vielleicht waere gelb-gruen der letzte Schritt, um dieses Gefuehl verschwinden zu lassen.
Der (von mir vermutete) Grund: "eisig", "gold-gruen" und "schwellen" in Bezug auf Eicheln wirkt sehr... Maerchenhaft. Romantisch. Weihnachtlich. Fantastisch. Das Bild wuerde zu einem dieser netten Filmserien passen, die um die Weihnachtszeit immer Sonntag Vormittags auf Sat1 Laufen. Mit der Prinzessin Fantagiro und so.
Mir fehlte da das Erdenhafte, das Natuerliche. Knacken macht da schon einen grossen Schritt in die richtige Richtung. Jetzt bewegt/schwillt der Wald nicht mehr geheimnisvoll, sondern er knackt wie die Aeste auf die ich beim spazieren gehen trete. Schoen.
Gelb wuerde nun noch dafuer sorgen, dass die Farben einfacher werden. Bei dem eisigen Atem und den goldenen Blaettern kommt mir ein glitzerueberzogener Wald in den Sinn.
eisiger atem
in gelb-grünem wald
knacken eckern und äste
Ja, das gefaellt mir gleich viel besser!
Bei Gimlis Haikus ist mir etwas sehr interessante aufgefallen, naemlich dass so eine kleine Aenderung eine riesige Auswirkung hat: Ich las zuerst die verbesserte Version von Kaylee und dann Gimlis Urfassung, ohne die Erklaerung (ich lese Threads oft rueckwaerts).
Die Kälte der Nacht
Ein Hund hält einsam Wache
Ein Berg von Decken
Gedankenbilder: Dunkle Nacht, Hund alleine angebunden im Garten, unruhig, rauchender Atem vom Hund, leere Strassen, kleine Haeuser, ruhiges Zimmer im dunkeln, Kind im Bett, Waerme, Geborgenheit.
Abgesehen davon, dass mir der Hund leid tat (ich hatte den aus FotR vor Augen, der den Nazgul anbellt) fand ich es sehr nett. Dieser Kontrast zwischen der Welt vor dem Fenster und der Welt dahinter. Aber oft ist es ja gerade so, dass man sich drinnen wohl und sicher fuehlt, je ungemuetlicher es draussen ist. Dieses Gefuehl hat es bei mir ausgeloest. Ohne Zweifel.
Ein Berg von Decken
Ein Hund hält einsam Wache
Die Kälte der Nacht
Gedankenbilder: Kratzige Wolldecken, gestapelt, Hund liegt gelangweilt auf dem Boden, ungemuetliche kahle Waende, ungemuetlich, fremd.
Was Gimli darstellen wollte wird hier eher ausgedrueckt, auch wenn wirklich der Mensch fehlt. Die Situation ist sehr allgemein gehalten, man kann sich nicht auf ein Bild konzentrieren, sondern bekommt nur vage Vorstellungen. Es fehlt etwas und da waere auch meiner Meinung nach das Erkennen des Menschens unter der Decke richtig. Gerade weil das sich nicht nur ins Bild einschmiegen wuerde, sondern es waere herausstechend und wuerde allem seine eigene Note geben. Haette fuer mich einen Oh!-Effekt.
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08.10.2004 13:20
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Waldelb
Fool
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Registriert: Mar 2003
Beiträge: 695
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Nachdem ich gestern einen mich selbst erschreckenden Haiku-Moment hatte, gibt es nun hier meinen allerersten Haiku.
Bevor ich mehr dazu schreibe faende ich es interessant zu hoeren, wie es beim Leser ankommt, was fuer Bilder ihr seht, etc.
Schwaches Licht am
Busbahnhof scheint auf die
Feuchten Lippen
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08.10.2004 13:23
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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Auch wenn Arbrandir mir gleich wieder Samenstau vorwirft...du hast geknutscht.
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08.10.2004 13:38
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Waldelb
Fool
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Registriert: Mar 2003
Beiträge: 695
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*lach* Stimmt sogar, aber das wollte ich nicht so sagen, daran habe ich noch nicht einmal direkt gedacht. Sonst haette ich "Feuchte Kuesse" geschrieben. Bleibt nichts anderes haengen? Und ist es eigentlich schlimm, dass ich nur auf 14 Silben komme? Ich hatte eine Version mit 16, aber die gefiel mir nicht so gut.
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11.10.2004 11:32
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Kaylee
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Registriert: Jan 2004
Beiträge: 4029
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Ein rotes Blatt
hielt als einziges Stand
den zerrenden Winden
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11.10.2004 11:43
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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@Waldelb: ich finde den Satzbau schwierig, es liest sich sehr abgehackt. Ich probier mal was aus:
Am Busbahnhof.
Schwaches Licht scheint auf
feuchte Lippen.
So klärst du zuerst den Ort des Geschehens, beschreibst dann die Stimmung vor Ort und fokussierst zuletzt das eigentliche Detail. Der Blick wird von der Totale auf die Großaufnahme geführt, so hast du eine Linie drin.
Ich sehe zwei Menschen, die sich am Busbahnhof so nah sind, dass sie ein solches Detail erkennen können. Da liegt ein sich küssendes Paar nahe. Passt auch zu Abschied/Ankunft.
Was die Silbenzahl betrifft: ich bin Anhänger der Devise "nicht mehr als 17 Silben, die sich auf drei Zeilen verteilen". Das lässt genug Spielraum.
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11.10.2004 11:45
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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@Kaylee: Da hab ich nichts dran auszusetzen. Unglaublich..
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11.10.2004 11:59
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Kaylee
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Registriert: Jan 2004
Beiträge: 4029
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Zitat: pfeifenkrautler schrieb:
@Kaylee: Da hab ich nichts dran auszusetzen. Unglaublich..
oh…echt nicht?! *etwasenttäuschtschau* dabei hatte ich extra für dich nicht das 'zerrende' entadjektiviert *smileeee* *dochfreuuu*
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