Der Reisethread


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Post 26.10.2004 22:18 Post
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MorgothderGrosse



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Nachgereicht übrigens noch ein älterer Reisebericht über Trier und ein unheimliches Dorf, den ich längere Zeit nicht online stellen konnte (Entweder vom Mai 2003 oder 2004 - ich weiß es nicht mehr. Lochfraß im Gedächtnis).

Übernachten mussten wir [Meine Schwester, mein Vater und ich] in einem winzigen Dorf in der Nähe von Trier - Kell. An diesem Dorf gibt es wenig Sehenswertes: Ein paar Bauernhöfe, eine Bushaltestelle, eine vergammelte Pizzeria und mehrere Kühe. Das letzte mal, dass hier etwas Interessantes geschah, war der Durchzug Napoleons vor rund zweihundert Jahren. Der kaiserliche Korse scheint diesem Kaff aber auch wenig abgewonnen zu haben - er zog durch, ohne zu übernachten. So einfach wie Napoleon konnte ich mich nicht aus der Sache ziehen. Zum kalten, dunklen Regenwetter passte die Umgebung des Dorfes: Dunkle, lichtlose Tannenwälder auf allen Seiten und ein kleiner, tiefer und schwarzer See. Auch die Bewohner wirkten nicht vertrauenerweckender: Gebeugte, schwarze Gestalten, die sich durch die Straßen zwängen. Hinzu kommt ein alter Bauer mit Mistgabel, der uns seltsam anfunkelte. Dorfmenschen sind manchmal sehr seltsam. Wenig besser war das Hotel: Überall herrschte ein miefiger Gestank, alte Holzmöbel zierten die Zimmer. Und sogar ein hoteleigener Buckliger, der uns darauf hinwies, nichts anzufassen, war vorhanden. Hier ein Bild aus der Umgebung Kells - nur muss man sich alles noch dunkler und nasser vorstellen:


Wie froh war ich, am nächsten Morgen endlich aus diesem Dorf wegzukommen, nach Trier, in eine Stadt mit zivilisierten Menschen und ohne grimmige Bauern mit Mistgabeln!
Trier besteht als befestigte Stadt schon seit rund 2200 Jahren, und somit ist es die älteste Stadt Deutschlands. In römischer Zeit wurde es zum Zentrum der obergermanischen Provinz - dank diesem Umstand brachte Trier, das römische Treveri, eine Fülle wundervoller antiker Bauten hervor. Auch im Mittelalter spielte die Stadt eine überragende geistige Rolle, sodass man eine Symbiose mittelalterlicher und antiker Bauwerke findet.
Zuerst kamen wir zur Porta Nigra (Lat. für "Schwarzes Tor"), dem Wahrzeichen der Stadt. In römischer Zeit war das im 2. Jahrhundert erbaute gewaltige Tor das nördliche Stadttor, im Mittelalter konnte es dadurch vor dem Steinhunger der Baumeister gerettet werden, dass es in ein Kloster, das Simeonsstift, umgewandelt wurde.
Die Porta Nigra:

Hier noch ein Bild, in dem man rechts einen um 1040 geschaffenen mittelalterlichen Anbau sieht:


Vorbei an einem Rudel Trierer Fußballfans, die gerade irgendeinen Trierer Sieg feierten, kamen wir zum alten Marktplatz der Stadt. Im Mittelpunkt steht seit dem Jahr 955 das ottonische Marktkreuz als Zeichen der Freiheit der Stadt. Gesäumt wird der Platz von der im 15. Jahrhundert erbauten gotischen Pfarrkirche St.Gangolf, die ich leider nicht von innen besichtigen konnte, und hübschen alten Bürgerhäusern.
Das über 1000 Jahre alte Trierer Marktkreuz:

Und St.Gangolf:


Vom Marktplatz gelangt man bald zur gewaltigen Trierer Doppelkathedrale, die aus dem Dom und der Liebfrauenkirche besteht. Der Dom selbst ist eine der ältesten Kirchen Europas, er wurde schon im 4.Jahrhundert errichtet, allerdings das gesamte Mittelalter hindurch umgebaut und erweitert. Kostbarstes Stück in seinem Inneren ist der Heilige Rock, angeblich das Gewand Jesu, das Helena, die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, um das Jahr 320 nach Christus aus Palästina in den Trierer Dom brachte. Direkt am Dom angebaut wurde zu Beginn des 13.Jahrhunderts die filigrane Liebfrauenkirche, einer der ersten gotischen Bauten in Deutschland. Den Dom sah ich nur kurz von innen, dann wurde ich von Gottesdienstbesuchern samt Erzbischof, der eine donnernde Predigt hielt, vertrieben. In der Liebfrauenkirche aber konnte ich ungestört bleiben und ganz den harmonischen Raumeindruck, die Leichtigkeit des Raums und mittelalterliche Fresken bewundern.
Hier ein Bild der Doppelkirchenanlage. Links die zwei Eingänge des Doms, rechts die zierlichere Liebfrauenkirche:


Noch ein Bild:


Das angebliche Gewand Jesu:


Das Portal der Liebfrauenkirche:


Genug Mittelalter, zurück ging es in die Antike. Im 4.Jahrhundert war Trier zeitweise Hauptstadt der Westhälfte des römischen Reiches. Um das Jahr 300n.Chr. wurde eine großartige Palastaula errichtet, die ihre Gestalt im Wesentlichen unter Konstantin dem Großen erhielt. Sowohl von außen als auch von innen bietet das Gebäude heute einen schlichten Eindruck (Was in der Antike anders war), doch der historische Wert entschädigte mich dafür. An dem Platz zu stehen, an dem einst Konstantin der Große thronte, war ein eigenartiges Gefühl.
Die Palastaula von außen:


Dort, wo jetzt der Altar steht, stand vor rund 1700 Jahren Konstantins Thron:


Noch ein weiteres Bauwerk Konstantins des Großen steht in Trier: Die Kaiserthermen. Um 320n.Chr. bauten hier zehntausende Sklaven an den größten Thermen der römischen Welt - der Bau wurde nie fertig. Übrig blieb eine gewaltige Ruine mit riesigen unterirdischen Gängen, in denen die Sklaven schufteten. Der Gang durch die Unterwelt der Thermen war leicht bedrückend, umso beeindruckender das Gefühl, in einem römischen Schwimmbecken zu stehen.
Die Kaiserthermen:


Ein Blick in die engen, gewundenen unterirdischen Gänge der Thermen:


Eine zweite Thermenanlage, die Barbarathermen - erbaut um 150n.Chr.- ist zwar weniger gut erhalten, aber trotzdem besichtigte ich sie. Das weite Trümmerfeld wirkt melancholisch. Hier ein Bild:


noch ein Bild der Fußbodenheizung der Thermen:


Zum größten römischen Bauwerk Triers kamen wir aber erst jetzt - dem Amphitheater. Um 100n.Chr. erbaut, bot das Amphitheater 20 000 Zuschauern Platz, für die Besuche des Kaisers in der Stadt gab es eine Extraloge. Monatlich fanden hier Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen statt - im 3.Jahrhundert ab und zu auch einmal eine Christenverbrennung. An den Seiten des Theaters befinden sich noch die Wettbuden und Imbissstuben für die Zuschauermassen - und die Kabinen, in denen sich die Gladiatoren auf den Kampf vorbereiteten. Unter dem Sand der Arena kann man noch heute die Reste der Mechanismen sehen, mit denen Tierkäfige und Ähnliches in die Arena gezogen wurden. Auf den Zuschauerrängen zu sitzen, war schon ein seltsames Gefühl.
Der Eingang zum Amphitheater:


Blick auf das Amphitheater:


Ein Teil der unterirdischen Anlagen:


Letztes römisches Bauwerk der Besichtigung war die Moselbrücke, die seit 1800 Jahren dem Verkehr trotzt:


Zum Abschluss eine Rekonstruktion Triers im 4.Jahrhundert:








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Post 01.11.2004 12:53 Post
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RV
Krampfhenne


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Am Mittwoch werde ich schlechte Laune haben und mich in den belgischen Bierwahn stürzen, belgische Pommes in mich reinhauen - weil Bush die Wahl gewonnen haben wird, wie auch immer.

Oder gehört sowas in den Politik-Thread?


Sonst noch Empfehlungen für Brüssel?

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Post 01.11.2004 12:57 Post
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Krampfhenne


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Morgoth, zu Deinem Trierbericht: Passt irgendeines der Fotos zu einer Nummer auf dem Rekonstruktionsplan? Wenn ja, kannst Du die Nummer(n) noch in Deinem Beitrag ergänzen, bitte?

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Post 01.11.2004 15:47 Post
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MorgothderGrosse



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Bild Nr.4 ist das Kolosseum, Bild Nr.1 und 7 müssten Palastaula und Doppelbasilika sein. Ansonsten kann ich da aber nichts zuordnen.

Und in Brüssel würde ich mir auf jeden Fall Kathedrale undbRathaus ansehen.
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Post 01.11.2004 21:53 Post
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Triskel



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Ich bin in einer Stadt aufgewachsen, die an einem Fluss liegt. Der Fluss bildet quasi eine Art Mittelpunkt in der Stadt und im Sommer sind seine Ufer Treffpunkt für alle.
Seit 1 Jahr studier ich in einer Stadt, in der es keinen Fluss gibt und ich finde das irgendwie merkwürdig. Ich fühle mich immer ein wenig verloren. Mir fehlt das Wasser.

Wie seht ihr das? Gehört für euch zu einer Stadt auch ein Fluss?

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Post 01.11.2004 22:34 Post
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Krampfhenne


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Danke, Morgoth!


Städte ohne Fluss sind ... leer. Seltsam. Wenn schon kein Fluss da ist, dann doch bitte wenigstens ein See. Oder ein Teich. Selbst ein Tümpel ist besser als nichts. Oder eine schön angelegte Parkanlage mit diversen Gewässern. Ich glaube, ich habe noch nie in einer Stadt ohne Gewässer gelebt?. Und auch im Urlaub war immer irgendwas Wässriges in der Nähe. Hmm, ich muss mal nachdenken.

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Post 02.11.2004 10:02 Post
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Kaylee



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Wurden früher die Städte nicht immer in der Nähe von irgendwelchem Gewässer gebaut, aus rein organisatorischen Gründen…?!

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Post 02.11.2004 13:06 Post
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MorgothderGrosse



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Mir sind Städte mit Fluss auch lieber. Hier in Speyer bin ich ja recht verwöhnt, was Wasser angeht: Mitten durch die Stadt fließen der Speyerbach und der Nonnenbach, und neben dem Domgarten strömt der Rhein. Dazu kommen noch sieben Seen um die Stadt.
Alternativ kann es statt Wasser aber auch Berge geben. Aber eine Stadt ohne Berge und ohne vernünftigen Fluss ist mir suspekt.
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Post 02.11.2004 13:32 Post
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titania
Partytine


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Zitat:
Kaylee schrieb:
Wurden früher die Städte nicht immer in der Nähe von irgendwelchem Gewässer gebaut, aus rein organisatorischen Gründen…?!

Nein - Flüsse sind nur eine Möglichkeit, als Stadtgründungspunkt zu dienen. Es gingen auch wEgkreuzungen (von Handelswegen, militärische Stützpunkte, um die herum sich auch zivile Bevölkerung ansiedelte, Herrschersitze, deren Untertanen um sie herum niederließen, .... (etc. so spannend is das ja nu auch nich)
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Du legst dein Licht in allen Farben
um meine weiße Einsamkeit.
Ich fühle sie an meinen Narben
wie Balsam einer leichten Zeit.

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Post 02.11.2004 13:48 Post
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Kaylee



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Ich will mich da jetzt nicht mit dir streiten…*stutz*…oder? sollen wir?? …aber zumindest dachte ich, dass jegliche Ansiedlungen (ich sagte nicht 'Städte'), also auch die von dir genannten, möglichst in der Nähe eines Gewässers (ich sagte nicht 'Fluss') gebaut wurden, einfach wegen des Wasserbeschaffungproblems?!

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