14.08.2004 22:21
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MorgothderGrosse
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So, da es sowas noch nicht gibt und das TIA sowas unbedingt braucht, eröffne ich mal diesen Thread. Jeder, der eine Städtereise, Badereise, Naturreise, Kulturreise, Kurzausflug oder sonstiges gemacht hat, kann hier darüber berichten. Ich fange mal an mit den Eindrücken meiner Frankfurt-Besichtigung heute, die mich sehr beeindruck hat.
Um 8 Uhr ging die Fahrt von Speyer aus los, und nach rund 1 1/2 Stunden Fahrt durch Regenstürze und Unwetter konnten wir auch schon im Parkhaus am Hauptbahnhof parken. Merkwürdig, am Bahnhof sitzen so gut wie keine Junkies mehr herum, das sah vor ein paar Jahren noch anders aus.
Zunächst ging´s vom Bankenviertel an den Wolkenkratzern vorbei in Richtung Paulskirche. Beeindruckend-um die oberste Spitze des, wenn ich mich recht erinnere 270 Meter hohen Commerzbank-Hochhauses kreisen wirklich schon Wolken. Ein Wolkenkratzer im wahrsten Sinne des Wortes also. Äußerlich hat man die Paulskirche nach dem Krieg recht originalgetreu restauriert, das Innere aber sieht sehr modern und sachlich-nüchtern aus. Immerhin, der Plenarsaal, in dem einst die Nationalversammlung tagte und der 1949 fast Gebäude des Bundestages geworden wäre, sieht recht hübsch aus.
Nächste Station war der Dom St.Bartholomäus-der ja eigentlich gar kein Dom ist, weil Frankfurt nie einen Bischof hatte. Diese vom 13.-16. Jahrhundert erbaute Kirche hat schon ein etwas eigenwilliges, aber schönes Aussehen. Die Verwendung von rotem Stein im Inneren unterscheidet den Frankfurter Dom stark von anderen gotischen Kathedralen. Interessant im Innern ein großes Kreuzigungsgemälde Dyks aus dem 16.Jahrhundert, die alte Wahlkapelle der deutschen Könige und einige barocke Grabmäler. An der Außenwand der Kirche plastisch gestaltete gotische Portale.
Unmöglich ist ein Frankfurt-Besuch natürlich, ohne den Römer zu besichtigen. Aber natürlich musste eine Seite des Römers exakt an dem Tag, an dem ich in die Stadt komme, mit Gerüsten verhüllt sein. Grr. Immerhin, die alte Nikolai-Kirche aus dem 13.Jahrhundert, die auf dem Römer steht, entschädigt. Eine kleine, aber stilistisch schöne Kirche der Frühgotik, mit schönen Reliefs und Plastiken aus dem 13. und 14.Jahrhundert. Eigentlich hätte ich auch noch den Kaisersaal im Römer ansehen wollen, in dem früher die Krönungsbankette der deutschen Könige stattfanden, aber 16 Mark (Wir waren drei Personen), um einen Saal anzusehen, war doch zu viel.
Letzte Kirche auf dem Programm war St.Leonhard am Mainufer, nahe des eisernen Steges. Ein spätromanischer Bau, um 1200 errichtet, im Spätmittelalter gotisiert. Vielleicht die schönste Kirche Frankfurts. Große romanische Portale, zwei Altäre aus dem 15. und 16. Jahrhundert, alte Beichtstühle und ein merkwürdiger Lichteinfall der Kirche machen den Besuch lohnenswert. Außerdem habe ich eine Fingerreliquie des heiligen Leonhard gesehen, nebst Goldleuchtern aus dem 15.Jahrhundert.
Aber die interessanteste Station des Frankfurt-Besuches war das Goethe-Haus mit angeschlossenem Goethe-Museum. Hier wurde 1749 Goethe als Sohn eines Frankfurter Rates geboren und lebte hier, bis er 26 Jahre alt war. Alle Bücher, Gemälde, Möbel, usw. sind ausnahmslos Originalstücke aus dem Haushalt der Familie Goethe, die fast unverrückt an dem Platz stehen, an dem sie vor 250 Jahren standen. In manchen Räumen, wie der Bibliothek von Goethes Vater, auf deren Schreibtisch noch ein aufgeschlagenes Buch liegt, beschleicht einen ein merkwürdiges Gefühl. Es wirkt, als seien die Bewohner gerade kurz weggegangen-dass Goethe seit über 170 Jahren tot ist, scheint sonderbar. Auf Goethes komplett erhaltenem Schreibtisch in seinem Zimmer, auf dem "Egmont", "Götz von Berlichingen", "Die Leiden des jungen Werther" und die Erstfassung von "Faust" entstanden, sind noch deutlich die schwarzen Tintenkleckse zu sehen, die Goethe beim Schreiben hinterließ. An Goethes Puppenspielhaus, das er in "Wilhelm Meisters theatralische Sendung" ausführlich beschrieben hat, sind noch Spuren der Spiele zu erkennen, die Goethe und seine Schwester als Kinder gespielt haben. Und in den Büchern der Bibliothek sind noch handschriftliche Anmerkungen von Goethes Vater erhalten. In der obersten Etage sind etliche Handschriften Goethes zu sehen. Sonderbar der Blick aus dem Fenster des Goethe-Hauses auf das 270-Meter-Monstrum der Commerzbank.
Im angebauten Goethe-Museum finden sich zahllose Handschreiben Goethes, Bettina von Arnims und Herders, außerdem zahlreiche Gemälde seiner Zeit, darunter Meisterwerke von Caspar David-Friedrich und Tischbein. Einen Besuch im Goethe-Haus kann ich jedem nur empfehlen, es lohnt sich absolut.
Abschließend konnte ich auf der Zeil, Frankfurts Einkaufszone, noch einen islamischen und einen christlichen Fundamentalistenstand mit Rednern und Sängern begaffen.
So, zum Erzählen von Reisen und Städtebesichtigungen wird herzlich eingeladen.
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14.08.2004 23:01
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MorgothderGrosse
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16.08.2004 12:08
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Kaylee
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…gute Idee! *smileeeeee*
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16.08.2004 12:10
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Auriane
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Oh, netter Thread. Aber wieso im Spam Forum?
Ich komme gerade aus Dänemark zurück, da ich die meiste Zeit faul am Strand lag, kann ich leider von keiner so interessante Städtebesichtigung berichten wie Morgoth. Außer vielleicht von Stubbeköbing (denkt euch einen Strich durchs -o-) und Nysted.
Aber ich habe eine ca. 14-stündige Bahnreise hinter mir. Größtenteils im Nachtzug. Ich bin vorher noch nie über Nacht Bahn gefahren, aber es war sehr angenehm. Ich hatte ein Abteil mit zwei Betten im Schlafwagen, meine Mitfahrerin stieg allerdings erst in Flensburg zu. Bis dahin konnte ich meine Zeit fantastisch rumbringen. In diesen Abteilen sind nämlich gegenüber der Sitzbank, über dem Waschbecken, Spiegel. Ich führte also ca. 3 Stunden lang Selbstgespräche und beobachtete mich dabei im Spiegel. Ich erfuhr dabei nicht wirklich was Neues, aber es war ein nettes Gespräch. Ab und an schnitt ich auch Grimassen oder machte mich mit der Technik des Bettausklappens vertraut. Versuchte es zumindest. Selbst kann man das nämlich gar nicht, glaube ich, das kann nur der 'Steward', so heißt das da jetzt auch. Ich machte den Rolladen hoch und runter, schaltete das Licht ein und aus und schaute in alle Schubladen. Eine war etwas verdreht, bei leichter Schräglage ratterte sie mir entgegen. Das erschreckte mich etwas, schließlich war ich gerade damit beschäftigt so zu tun, als würde ich mir mit meinem Handy das Gesicht rasieren. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, aber manchmal muss man Mist machen. Ich hörte damit auf, als der Zug in Padborg am Bahnhof stand und ich dachte, dass andere Reisende vielleicht von mir, die sich mit einem Handy im Gesicht rumfummelte, irritiert sein könnten.
Von Padborg bis Flensburg ist es nicht weit, 15 Minuten oder so. Jedenfalls stieg dann meine Mitfahrerin zu und der 'Steward' hatte endlich die Betten ausgeklappt.
Eine nette Frau war meine Mitfahrerin, sie fuhr passenderweise ebenfalls bis Würzburg und wollte von da dann nach Stuttgart.
Man schläft gar nicht schlecht im Zug, manchmal bin ich aufgewacht, aber alles in allem war es angenehm. Der 'Steward' weckte uns um 5:15Uhr und es gab Frühstück. Tee, Brötchen und ein Croissant. Das Croissant aß ich erst später im ICE von Würzburg nach Frankfurt/Main. Es schmeckte nach Hefe, aber ich hatte Hunger und außerdem war mir schlecht. Das könnte auch daran gelegen haben, dass ich im Raucherabteil saß. Unbeabsichtigt, ich rauche ja nicht. Vielleicht mache ich das, damit ich es mir ja auch nie angewöhne. Mir schräg gegenüber saß ein Jugendlicher mit einer Sporttasche und las den Kicker. Ich fantasierte, dass in der Tasche eine Waffe sei, aber ich war beruhigt, solange der Kerl rauchte. Denn in meiner Welt kann man eine Waffe, die in einer Sporttasche ist, nicht mit einer Hand abfeuern. Marlboro rauchte der. Auf der anderen Seite des Gangs saß ein Mann in Anzug, der mich ab und zu missbilligend anschaute, er rauchte PallMall (das erinnert mich immer an Pullmoll).
In Aschaffenburg stieg ein weiterer Mann ein, älter als der Massenmörder, jünger als der Businesskerl. Er las ebenfalls eine Zeitschrift, aber ich weiß nicht, was für eine. Irgendwann nahm er einen Baumwollsack, öffnete etwas wie eine Brot-Tupperdose, allerdings möglichst unauffällig und holte eine Zigarette heraus. Das verwirrte mich zutiefst. Zigaretten in Tupperdosen. Vielleicht hatte er seiner Frau (er trug einen Ehering) gesagt, er habe aufgehört zu Rauchen und nun schmuckelt er seine Zigaretten in Brotbüchsen. Grandios. Zum Anzünden nahm er ein Zippo Feuerzeug (heißen die so?), die geben so ein nettes Geräusch von sich und gerade letztens sah ich einen Bericht über die Feuerzeuge. Er aschte in den Aschenbecher, der am Tisch des Anzugmanns war, der mich daraufhin wieder kritisch musterte. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass der heimliche Raucher versehentlich auf seine Hose aschen könnte, und dann würde er mich dafür verantwortlich machen, denn mein Trolley stand vor dem Aschenbecher unseres Tisches. Wobei er meiner Meinung nach zu Öffnen gewesen wäre, jedenfalls sah es so aus, als ich das Spiegelbild des Tisches, meines Trolleys und des Aschenbechers im Fenster betrachtete.
Dabei stellte ich außerdem fest, dass schwarze Schuhe zum blauen Anzug nicht gut aussehen, diesmal durfte ich also meine Missbilligung kundtun. Tat ich natürlich nicht. Vielleicht hatte sein Hund seine Schuhe zernagt und nun musste er wohl oder übel die Schwarzen tragen. Oder es war ein Ausdruck von Trauer.
Anfangs hatte der ICE 10 Minuten Verspätung, was mich leicht beunruhigte, denn ich hatte 11 Minuten Zeit zum Umsteigen. Glücklicherweise holte er die Zeit wieder ein und wir waren pünktlich in Frankfurt, wo ich dann rüberlief zum Zug nach Gießen. Die Fahrt war eher unspektakulär. Ich hatte einen Einzelplatz.
Alleine Bahnfahren oder im Restaurant essen kann umständlich sein. Ich lasse meine Sachen nicht gerne alleine auf dem Sitz liegen, kann aber auch nicht meinen Trolley mitnehmen, wenn ich auf die Toilette gehe. Abgesehen davon bestünde dann die Gefahr, dass mein Platz weg ist, wenn ich wiederkomme. Vielleicht sollte ich ihn mit einem eigens dafür mitgebrachten Handtuch reservieren. Jedenfalls ließ ich meinen Trolley stehen und nahm meinen Rucksack mit. Ich liebe diese Trockenseife, die es in manchen Zügen noch gibt. Wo man an diesem schwarzen Dingens drehen muss, und dann klackt es und die Seifenflocken fallen heraus. Innerlich hab ich jubiliert, als ich sah, dass es die da noch gab. Als ich zurückkam war mein Trolley noch da.
In Restaurants hab ich manchmal das gleiche Problem, allerdings ohne Trolley. Im HardRock Cafe in Kopenhagen soll man seine Sachen nicht unbeaufsichtigt lassen, ich will aber auch nicht, dass es aussieht, als wäre ich gegangen ohne zu bezahlen... Demnächst spreche ich vielleicht jemand auf der Straße an und frage ihn, ob er mit mir Essen geht, damit ich ohne schlechtes Gewissen auf die Toilette gehen und meine Tasche mitnehmen kann. Optional könnte ich mich auch aus dem Staub machen.
Was ich damit eigentlich nur sagen wollte: Ich bin wieder da, pünktlich in Gießen angekommen und von meiner Mama im neuen Auto abgeholt worden. Jetzt muss ich überlegen, was ich mit zum FTGT Treffen mitbringe.
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20% der S wollen später K machen und lernen daher alle 3 Fs.
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16.08.2004 22:47
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_TylerDurden_
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Zitat: Abschließend konnte ich auf der Zeil, Frankfurts Einkaufszone, noch einen islamischen und einen christlichen Fundamentalistenstand mit Rednern und Sängern begaffen.
In keiner anderen deutschen Großtadt fand ich die Fußgängerzone so gemischt. Alle paar Meter ein Islamische Bücherstand, daneben Indios, ein paar Schwarzafrikaner die Halleluja singen, eine Demo für das Kopftuch, und dazu bin ich noch durch eine Veranstaltung der BüSo, eine rechte Politsekte, gelaufen. Gut, die ist angeblich öfters in Innenstädten und Uni-Campus aktiv, aber ich glotzte trotzdem etwas provinziell drein und staunte, dass es die wirklich in echt gibt, weil ich nur von denen gehört hatte. Nur ansprechen lassen sollte man sich von denen nicht lassen.
@Eisenbahnfahrt
Ich versuche mir gerade eine Mischung aus Handy und Braunrasierer vorzustellen. Der Gedanke wie du dir, als Frau, mit einem Telefon gewissenhaft an der Backe entlangstreichst hat etwas seltsam Faszinierendes an sich. ... Doch ja, sollte ich jemals einen Roman schreiben werde ich so eine Szene einbauen.
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17.08.2004 00:44
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pfeifenkrautler
Honk
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Das war ein schöner Reisebericht, Auriane. Max Goldt hätte es nicht besser beschreiben können. Verreise ruhig mal öfter und schreib darüber.
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17.08.2004 20:12
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Auriane
Raubtier
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Nachdem mir erklärt wurde, wer Max Goldt ist und wie er (angeblich) schreibt, bedanke ich mich recht herzlich für das Lob.
Und noch etwas ganz anderes ist mir aufgefallen. Als ich am Würzburger Bahnhof saß und auf meinen ICE wartete, lagen neben mir einzelne Seiten der Zeit und ich las die Artikel durch. Jedenfalls ist mir Max Goldt in einem von ihnen begegnet: After 35. Kurios.
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15.09.2004 15:30
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RV
Krampfhenne
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[COLOR=dark-blue]Wenn ich schon mit dem Zug reise, kann ich auch hier was reinschreiben.
Wer gerne Reiseberichte von Menschen liest, die ihm nicht persönlich bekannt sind, dem empfehle ich Bill Bryson. Diesem amerikanischen Reisejournalist merkt man an, dass er siebzehn Jahre in Großbritannien gelebt hat, genau genommen in England.
Das erste Buch, das ich von ihm las, war Picknick mit Bären (den Originaltitel hab ich verdrängt, der gefiel mir nicht so gut).

Bill und sein Freund Katz, beide völlig untrainiert und unsportlich und eher, ehm, häuslich, machen sich auf, den Appalachian Trail an der US-Ostküste zu erwandern. Dieser verläuft durch 14 Bundesstaaten, über 13 Berge und Täler und hat eine Länge von 2.160 Meilen. Die beiden müssen sich mit ihren Körpern, Elchen, Wandertouristen, seltsamen Frauen und Männern, wilden Gewässern, ihrem inneren Schweinehund, ihrem Orientierungssinn, schlechten Kartierungen und so weiter rumschlagen. Auseinandersetzen. Leider nicht mit Bären, obwohl sie so viele Snickers dabei haben.
Das Picknick ist meiner Meinung nach Brysons bestes Stück, dicht gefolgt von Reif für die Insel. 'Darin' bereist er GB kurz vor seiner Rückkehr in die USA. Auch ganz okay ist Streifzüge durch das Abendland, wohingegen ich Streiflichter aus Amerika ganz schnell zur Seite legte – mit Kolumnen hab ich's nicht so. Nicht, wenn sie in einem Buch gesammelt sind
Bryson hat eine wunderbare Art zu schreiben – völlige Nüchternheit, kombiniert mit treffenden und oft komischen Beobachtungen. (Was ich hier an Zitaten schreiben könnte!) Denn das kann er: Beobachten. Sich wundern. Staunen. Eben (be-)reisen.
Ach, ich kann nicht anders, ich muss zitieren.
aus: 
Er befindet sich in Belgien. "Persönlich halte ich Kühe für die einzig akzeptablen Haustiere. Kühe lieben jeden. Sie sind ungefährlich, sie sehen nett aus, sie brauchen zum Scheißen keine Kiste, sie halten das Gras kurz, und sie sind so vertrauensvoll und dumm, dass man gar nicht anders kann, als sie in sein Herz zu schließen. Am anderen Ende der Straße, an der ich wohne, liegt eine Kuhweide. Zu welcher Tages- oder Nachtzeit ich mich auch an den Zaun stelle, nach einer Minute kommen die Viecher angelatscht und gesellen sich zu mir, viel zu dumm, um zu wissen, was sie als nächstes tun werden, aber glücklich, in meiner Nähe zu sein. Wahrscheinlich rühren sie sich den ganzen Tag nicht mehr vom Fleck. Sie hören zu, wenn man ihnen sein Herz ausschüttet, und erwarten nicht mal Dank dafür. Sie sind Freunde fürs Leben. Und hat man die Nase voll von ihnen, kann man sie schlachten und aufessen. Das ideale Haustier."
aus: 
Diese Szene finde ich so was von englisch, englischer geht's kaum. Aufgrund eigener Erlebnisse musste ich an der Stelle abartig vor mich hinprusten. Vielleicht findet Ihr es nicht so komisch, weil Ihr vielleicht sowas noch nie erlebt hat. Dann tut mir das leid. Ich muss dennoch zitieren.
Bryson befindet sich Boar's Hill (irgendwo südlich von Oxford).
"In Boar's Hill gibt es ein paar reizende Villen, ich glaube allerdings nicht, daß ich dort glücklich würde. Mir fielen drei Einfahrten mit 'Wenden verboten'-Schildern auf. Nun sagen Sie mal , wie piefig muss man sein, wie lächerlich besitzerstolz auf sein bißchen Grund und Boden, um ein solches Schild aufzustellen? Was schadet es denn schon, wenn ein Mensch, der sich verirrt hat oder falsch gefahren ist, sein Auto am Rand der Einfahrt wendet? Ich wende grundsätzlich in solchen Einfahrten, ob ich muß oder nicht, und ich lege es Ihnen nahe, mir darin nachzueifern. Es ist auch immer ratsam, zwei- oder dreimal zu hupen, damit der Besitzer einen sieht. Und dabei fällt mir ein, daß ich Sie bitten möchte, Ihre Werbepost, besonders wenn sie Sie auffordert, noch mehr Schulden zu machen, zu zerreißen und in dem freigemachten Umschlag an den Absender zurückzusenden. Wenn wir es zu Tausenden machen würden, hätten wir sicher durchschlagenden Erfolg."
[Dieser Beitrag wurde von RV am 15.09.2004 um 15:30 editiert]
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15.09.2004 08:39
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MorgothderGrosse
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So, nachträglich noch ein Bericht von meiner Kölnbesichtigung. Ist zwar schon rund drei Wochen her, aber was soll´s.
Das erste, was mir in Köln auffiel, war das überdimensionierte WDR-Gebäude, neben dem wir parkten. Wofür braucht ein Regionalsender drei Riesengebäude mit großem Grundstück? Sonderbar. Außerdem hat Köln die verwirrendste Straßenführung und Verkehrssituation, die ich je in einer Stadt gesehen habe. Aber das nur am Rande.
Das erste, was mir auf dem Weg zum Dom begegnete, war die Minoritenkirche. Ein schöner frühgotischer Bau, und im Inneren habe ich sogar noch gleich den Sarkophag von Adolph Kolping entdeckt.
Der Dom, begonnen im 13. und vollendet erst im 19.Jahrhundert (Allerdings nach den Originalplänen) bleibt natürlich Kölns Hauptsehenswürdigkeit. Nach dem Petersdom der größte Sakralbau der Welt, wirkt der Dom fast wie ein massiger, schwarzer Berg. Im Vergleich zu diesem gotischen Ungetüm wirken die romanischen Kaiserdome in Speyer, Mainz und Worms fast zierlich. Die mächtigen Stützbögen am Chor aus dem 14.Jahrhundert lassen den Ostteil des Domes ein wenig wie ein gigantisches Insekt erscheinen.
Umso erstaunlicher, wie hell und leicht das Gebäude im Inneren wirkt. Der Innenraum, übrigens mit 43 Metern der höchste Kirchenraum der Welt, wirkt durch die großen Fenster des Chores und an der Westfassade fast freundlich. Einige Reliquien und das Gerokreuz aus dem 10. Jahrhundert bestaunt. Ja, der Kölner Dom ist wohl das optisch beeindruckendste, fast erschlagende Gebäude, das ich bisher gesehen habe.
Direkt am Dom besuchte ich auch die Domschatzkammer, untergebracht in den unterirdischen Gewölben des Vorgängerbaues. Viele liturgische Geräte aus dem Spätmittelalter, Funde aus einem fränkischen Fürstengrab und das Kurschwert der Kölner Erzbischöfe aus dem 15. Jahrhundert. Außerdem zahlreiche Siegelringe Kölner Erzbischöfe.
Auch unmittelbar am Dom gelegen ist das Römisch-Germanische Museum, in einem etwas geschmacklosen Betonbau untergebracht. Leider stand ich etwas unter Zeitdruck wegen der Dauer des Parkscheins, und deswegen liefen wir etwas gehetzt durchs Museum. Bemerkenswert vor allem das riesige Dionysosmosaik aus dem 3.Jahrhundert, das 15 Meter hohe Grabmal eines römischen Sklavenhändlers, einige exzellent gearbeitete marmorne Togaträger und die Sammlung antiker Goldschmiedearbeiten. Außerdem interessante Sammlungen von Inschriften und antiken Waffen. Man müsste sich aber eigentlich eindeutig sehr viel mehr Zeit lassen für die Besichtigung dieses Museums.
Weiter ging es zu St.Andreas, einer der 12 romanischen Kirchen Kölns. Erbaut schon ab etwa 980, geht die heutige Gestalt im Wesentlichen auf das 12. und 13. Jahrhundert zurück. Ein wundervoller Innenraum mit klaren, romanischen Formen und einer schönen Säulenempore. Bemerkenswert gut erhaltene mittelalterliche Fresken und ein Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert gibt es auch zu sehen. In der frühromanischen Krypta befindet sich der eigenwillig geformte Sarkophag des Albertus Magnus. Laut Hinweistafel hat hier schon Papst Johannes Paul II. bei seinem Kölnbesuch gebetet.
Nächste Station war Groß St.Martin, eine weitere romanische Kirche, hauptsächlich aus dem 12. Jahrhundert. Bekrönt wird das Gebäude von einem sehr sonderbaren Turm mit vier kleinen Nebentürmchen. Im Inneren ein schlichtes, aber monumental wirkendes romanisches Gewölbe mit einigen originalen Säulenbemalungen, einem Bilderzyklus aus dem 16. Jahrhundert und römischen Ausgrabungen unter der Kirche, die aber gerade leider nicht besichtigt werden konnten.
Letzte Kirche, die wir uns ansahen, war St.Gereon, ein in Mitteleuropa architektonisch einzigartiger Bau. Die Kirche entstand durch die Umgestaltung eines Zehnecks aus dem 4.Jahrhundert, und im 13. Jahrhundert kamen zwei Türme dazu. Das Innere wirkt ein wenig wie eine Hagia Sophia im Kleinformat, durch die farbigen Glasfenster der zehneckigen Kuppel fällt ein sonderbares Licht.
Aber ich werde auf jeden Fall noch einmal nach Köln fahren, denn für viele Kirchen hat die Zeit nicht gereicht: St. Maria Kapitol, St.Pantaleon, St.Kunibert, St.Ursula und St.Aposteln will ich mir auf jeden Fall einmal ansehen.
Und hier noch ein paar Bilder meiner Stationen (Aber nicht selbst aufgenommen, sondern ergoogelt):
Die Minoritenkirche:

Der Dom:

Das Westportal des Domes im Detail:

St.Andreas:

Und St.Andreas von innen:

Der Turm von Groß St.Martin:

St.Gereon von Westen:

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