14.12.2004 20:03
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Garrett
meisterdieb
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Na, wenn du schon so sehnsüchtig darauf wartest:
Ich hab sie noch kein zweites Mal gesehen, aber der "Oberknaller" ist sie keinesfalls. Sie ist ... nett, macht den Film aber keineswegs besser, wie das bei den anderen beiden meiner Meinung nach durchaus der Fall war. Ja, manche Szenen hätte man sogar besser weggelassen, denn an diesen Stellen war die Kinoversion um einiges besser.
Ich würde sagen, sie ist insgesamt trashiger, Gimli-witziger und .. länger. Einige Charaktere gewinnen an etwas mehr Tiefe (obwohl ich immer noch den Kopf schütteln muss, wenn ich daran denke, dass Éowyn ihr Bett mitten in der Goldenen Halle von Meduseld stehen hat), andere werden genauso wenig beachtet wie in der Kinoversion. Die zusätzlichen Schlachtszenen halte ich für unnötig (abgesehen von Merry und Éowyn vielleicht), da dem Film mehr denn je die ruhigen Momente fehlen. Häuser der Heilung, Faramir und Éowyn, die letzte Beratung, das sind alles Dinge, die man verlängern hätte können, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, vor dem letzten großen Sprung noch einmal Luft zu holen. Jackson hat meiner Ansicht nach die falschen Akzente gesetzt.
Ich finde den Film nicht schlecht, sonst würde ich ihn nicht noch einmal sehen wollen. Aber ich bin von den neuen Szenen nicht so begeistert, wie das bei den anderen Teilen der Fall war.
Eine kurze Sache noch zu einem Teil des Bonusmaterials:
Er hat es gefilmt! Er hat es tatsächlich gefilmt! Einen Endkampf Aragorn vs. Sauron. Da kommt bei mir leider (?) der Buchpurist durch und ich kann den Film nicht getrennt vom Buch betrachten (was ich eigentlich ohnehin selten kann). Denn über so einen Endkampf nicht nur nachzudenken, sondern ihn auch noch zu filmen, zeigt, dass man das Buch absolut nicht verstanden hat. Aber das ist ja noch nicht alles. Jackson wollte Sauron zunächst als Annatar erscheinen lassen, also in der schönen Gestalt, in der er den ELben erschienen ist, um sie zum Schmieden der Ringe zu überreden. ARGH!
Egal, es ist nicht passiert und Sauron wurde durch einen Troll ersetzt.
Vielleicht mühe ich mich demnächst noch einmal ab und schreibe ein ausführlicheres Review, das da oben war mehr so ein globaler Überblick, leider fehlt mir zu mehr im Moment die Zeit.
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15.12.2004 10:14
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pfeifenkrautler
Honk
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Zitat: meisterdieb schrieb:
Denn über so einen Endkampf nicht nur nachzudenken, sondern ihn auch noch zu filmen, zeigt, dass man das Buch absolut nicht verstanden hat.
Aber vielleicht wäre es "fun for people to see" gewesen?
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15.12.2004 10:45
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GuyIncognito
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Wahrscheinlich der selbe Fun wie Gimlis Furz oder andere Peinlichkeiten...
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Albert Einstein
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19.12.2004 13:43
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thanil.bernetar
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Hier meine kurze RotK-SEE Kritik, die ich gestern Nacht im Schurkenuser-Forum gepostet habe, aber da dort nicht alle mitlesen will ich sie auch mal hier "veröffentlichen".
Ich habe gerade alle drei SEEs mit einigen Freunden zusammen am Stück angeschaut. Der Filmabend begann um 12 Uhr Mittags und endete um 1 Uhr Nachts. Wir hatten einen hervorragenden 16:9 Videobeamer, eine kristallklar klingende und basswummernde Dolby Digital 5.1 Anlage und konnten den Raum auf Kino-Dunkelheit abdunkeln. Es waren also optimale Bedingungen, um das Gesamtwerk zu genießen und abschließend zu bewerten.
Auf die ersten beiden SEEs gehe ich jetzt naturgemäß nicht näher ein. ich will aber erwähnen, dass durch die zeitliche Nähe ein wunderbarer, zusammenhängender Filmgenuß entstand, der einige Kritikpunkte, die sonst manchmal geäußert werden, zu entkräften vermag.
Beispielsweise kann ich Glaurungs Kritik an der Szene mit den Häusern der Heilung nicht unterzeichnen, derzufolge Aragorns Einsatz als "der König", der "die Verwundeten" heilt, nicht richtig präsentiert wurde. Wenn man kurz vorher die ersten beiden Teile gesehen hat, dann erinnert man sich als Zuschauer noch sehr gut an den ersten Teil, in dem Aragorns heilende Fähigkeiten anhand von Frodos Wunde schon eingeführt werden. Außerdem pflegt "der König" nicht generell "die Verwundeten", sondern Aragorn pflegt Eowyn, für die er eine Art Liebe empfindet. Es ist anders als im Buch, aber innerhalb der Filmlogik durchaus schlüssig.
Aber auch in der SEE von RotK bleibt mir Denethors Wahnsinn unverständlich. Das heißt nicht sein Wahnsinn an und für sich. Gerade, wenn man kurz zuvor die SEE von TTT gesehen hat, hat man ein gutes Gespür für die Figurenkonstellation Denethor-Boromir-Faramir gewonnen und kann schon nachvollziehen, dass Denethor durch Boromirs Tod und vor allem durch Faramirs angebliches Versagen, den Ring nach Minas Tirith zu bringen völlig in die Verzweiflung getrieben wird. Also kann man auch hier wieder sagen, dass es filmintern sinnig ist. Was mir aber irgendwie nicht in den Kopf will ist die bedingungslose Treue der Gondorianer zu ihrem Truchseß, der doch ganz offensichtlich sämtliche Gesetze der Kriegsführung völlig mißachtet, seine Leute und sogar seinen letzten Sohn wahllos in den Tod schickt, etc.pp. Bestenfalls kann man das als tragische "Nibelungentreue" verstehen. Leider wird dieser Wahnsinn der Untergebenen, angesichts des krassen Versagens des Herrschers nicht aus eigenem Antrieb zu rebellieren, nicht weiter thematisiert. Das ist für mich schon eine offene Wunde des Films, die auch die SEE nicht zu heilen vermochte.
Insgesamt bin ich der Meinung, dass RotK in der SEE Version schon der deutlich bessere Film ist. Ich fand RotK auch in der Kinoversion bereits auf seine Art und Weise grandios. Mit einigen Abstrichen natürlich. Aber die SEE macht aus einem großartigen Kinofilm einen noch besseren Kinofilm, denn einige Unschärfen wurden beseitigt und einige kleinere Patzer ausgebessert.
Beispielsweise hatte man in der Kinoversion schon irgendwie das Gefühl, dass nach dem Ende der Pelennor-Schlacht alles Schlag auf Schlag geht. Das Heer des Westens ist in Nullkommanix am Schwarzen Tor, und das störte mich im Kino schon ein wenig. In der SEE jedoch gibt es einerseits die relativ lange Sequenz in den Häusern der Heilung, die nach der Schlacht wieder etwas Ruhe ins Geschehen bringt, zweitens die Konfrontation Aragorns mit Sauron über den Palantir, und drittens einige kurze Zwischenstationen des Heers des Westens auf dem Weg zum Morannon. Das hat mir sehr gut gefallen.
Zudem gab es eine Menge Erweiterungen, die nicht so sehr auffallen, und daher an dieser Stelle nicht weiter thematisiert werden müssen.
Zu den sichtbaren Erweiterungen, die dem Film gut getan haben, würde ich auf jeden Fall das Gespräch zwischen Pippin und Gandalf auf der Feste von Minas Tirith zählen. Gandalf erzählt ein wenig darüber, wie sich die Stadt in den letzten 1000 Jahren gewandelt hat. Sehr schön, das bringt historische Tiefe und Atmosphäre in den Film.
Außerdem lobend erwähnen muss ich die Konfrontation zwischen Gandalf und dem Hexenkönig. Bei dieser Szene ist mir völlig unklar, weshalb sie in der Kinofassung herausgeschnitten wurde. Die Konfrontation zwischen den beiden wird vorher fast so ausgiebig vorbereitet wie die Konfrontation zwischen Gandalf dem Grauen und dem Balrog im ersten Teil. Dass die Auflösung dann in der Kinoversion fehlte, das war schon ein Manko. Diese Scharte wurde jetzt ausgewetzt, und das hat dem Film sehr gut getan. Es ist natürlich nicht so buchgetreu, wie es sich viele wünschen, aber wiederum macht es innerhalb der Filmlogik Sinn und ein weiterer Handlungsfaden wird zu einem sinnvollen Abschluß gebracht. Umso größer erscheint mir jetzt die Heldentat von Merry und Eowyn, die den Hexenkönig zur Strecke bringen, da Gandalf von ihm fast besiegt wurde.
Auch die Szene mit Saurons Mund muss ich lobend erwähnen. Wie schon die oben erwähnten zusätzlichen Szenen auf dem Weg zum Morannon gibt diese Szene noch etwas Ruhe vor dem letzten Sturm und macht den letzten Reiseabschnitt von Frodo und Sam glaubwürdiger. Es fühlt sich jetzt einfach nicht mehr so gehetzt an. Außerdem war Saurons Mund einfach gut gemacht. Wieder einmal hat mich PJ überrascht mit einer zwar gewagten, aber unterhaltsamen und durchaus tolkiengerechten Interpretation. Der abgehackte Kopf musste meines Erachtens nach nicht sein. Es hätte mir besser gefallen, wenn es in diesem einen Punkt auch noch wie im Buch gewesen wäre und der Mund wieder im Tor verschwunden wäre, aber richtig gestört hat mich diese Auflösung auch nicht.
Bleibt noch Sarumans Stimme zu erwähnen. Ich war wirklich überrascht nach dem ganzen negativen Hype der letzten Jahre, dass ich diese Szene durchaus buchgetreu empfinden konnte. Ich hatte die allerschlimmsten Befürchtungen, die sich nur in Sarumans Feuerstrahl erfüllten. Aber das Ableben Sarumans war im Grunde fast genauso wie im Buch gelöst, nur dass der Pfeil, der Grima tötet, nicht von Hobbits im Auenland abgeschossen wurde, sondern von Legolas. Es war eine Vorverlegung von Sarumans Tod. Gandalf war wie im Buch der Milde, der Saruman eine goldene Brücke bauen wollte. Saruman war der Alleinschuldige an der Art seines Endes. Insofern alles in Ordnung. Nur das Gespräch zwischen Saruman und den anderen war am Anfang zu stark verkürzt. So macht die Umsetzung dieses Buchkapitels eigentlich keinen richtigen Sinn. Insofern kann ich völlig verstehen, dass PJ diese ganze Sequenz aus der Kinoversion rausgeschnitten hatte, denn sie hat wirklich nichts zur restlichen Handlung beigetragen. Sie war also tatsächlich überflüssig.
Also, zum Abschluß würde ich sagen, dass gerade wenn man alle drei SEEs nacheinander schaut, das Gesamtwerk doch in sich sehr schlüssig erscheint. Es ist nach filmischen Maßstäben ein ausgesprochen komplexes Werk mit vielen Rückblenden, zahlreichen Handlungssträngen, einer perfekt über drei Filme hinweg aufgebauten und in einem langen Spannungsbogen aufgelösten Dramaturgie. Das merkt man an vielen kleinen Einzelheiten. Wenn Frodo und Sam am Ende völlig entkräftet und zerstört aussehend an den Hängen des Mount Doom herumkrebsen und Frodo sagt, dass er sich an das Auenland nicht mehr erinnern kann, dann passt das einfach perfekt zu der Tatsache, dass die Reise auch für die Zuschauer schon so lange gedauert hat. Auch als Zuschauer kann man sich kaum noch daran erinnern, wie friedlich alles begann. Die Trilogie so an einem Stück zu schauen ist wie eine unglaublich lange und erschöpfende Reise von einer heilen Welt in den absoluten Wahnsinn, den Tod, und die ultimative Zerstörung. Wenn man am Ende dann mit den Akteuren wieder zurück ins Auenland kommt, dann ist das wie eine wunderschöne, aber auch melancholische Heimkehr. Besonders lobenswert auch noch einmal der Umstand, dass das Ende diese Ambivalenz einer Heimkehr noch einmal unterstreicht, die nur eine physische Heimkehr ist. Alles ist anders geworden. Die Reise hat die Reisenden so sehr verändert, dass nichts mehr wie zuvor sein kann.
Ich bin froh, dass ich eine trotz einiger Mängel so schöne Verfilmung meines Lieblingsjugendbuchs erleben durfte.
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19.12.2004 13:53
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thanil.bernetar
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So, und jetzt noch ein paar wahllose Nachträge.
Gerade, wenn man die drei Teile direkt hintereinander schaut, fällt einem noch einmal auf, wie sehr diese Verfilmung Hässlichkeit und das Böse miteinander verknüpft. Das Schema "häßliches Aussehen gleich böser Charakter" wird nur ganz selten und zaghaft durchbrochen. Beste Beispiele dafür sind Grima Schlangenzunge mit seinem bleichen Gesicht, Saurons Mund, die Orks generell, aber auch die Dunländer. Das legt den Schluß nahe, dass innerhalb der Filmweltlogik ein böser Charakter früher oder später zu einem verkümmerten Äußeren Erscheinungsbild führt. Die Frage, ob das tolkien-getreu ist, will ich einmal außen vor lassen, aber mich stört das schon ein wenig. Es gibt einige wenige Ausnahmen von dieser Regel. In der Szene von Galadriels Spiegel wird immerhin angedeutet, dass auch sie als Ausdruck des Schönen und Reinen dazu in der Lage wäre, Böses zu tun und dabei noch immer ein schönes (aber dann schreckliches) Äußeres zu bewahren. Außerdem könnte man Saruman erwähnen, dessen Äußeres nicht wirklich hässlich ist, sondern einfach nur alt. Aber der Trend der Gleichsetzung von körperlicher Häßlichkeit und charakterlicher Häßlichkeit ist mir zu stark ausgeprägt. Man müsste das mal ausgiebiger diskutieren.
@meisterdieb
Zitat: Er hat es gefilmt! Er hat es tatsächlich gefilmt! Einen Endkampf Aragorn vs. Sauron. Da kommt bei mir leider (?) der Buchpurist durch und ich kann den Film nicht getrennt vom Buch betrachten (was ich eigentlich ohnehin selten kann). Denn über so einen Endkampf nicht nur nachzudenken, sondern ihn auch noch zu filmen, zeigt, dass man das Buch absolut nicht verstanden hat. Aber das ist ja noch nicht alles. Jackson wollte Sauron zunächst als Annatar erscheinen lassen, also in der schönen Gestalt, in der er den ELben erschienen ist, um sie zum Schmieden der Ringe zu überreden. ARGH!
Egal, es ist nicht passiert und Sauron wurde durch einen Troll ersetzt.
Hast du dir diesen "verworfenen Entwurf" in den Anhängen der DVD denn überhaupt schon angesehen, oder habe ich etwas verpaßt? Peter Jackson hat es meinem Kenntnisstand nach NICHT verfilmt. Es handelt sich um ein animiertes Storyboard, das mit einigen völlig unfertigen Computergrafik-Entwürfen und schlechten Synchronstimmen unterfüttert wurde. Ich glaube, dass dieser Endkampf in der Pre-Production schon verworfen wurde. Oder habe ich irgendwas übersehen?
Ich hätte jedenfalls einen Endkampf zwischen Aragorn und Sauron schlecht gefunden, und zwar, weil es eine fast exakte Kopie des Kampfes im Prolog zwischen Sauron und Elendil/Isildur geworden wäre.
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19.12.2004 14:06
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GuyIncognito
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Ich hätte einen Endkampf zwischen Aragorn und Sauron schlecht gefunden, weil dann die komplette Filmlogik über den Haufen geworfen wäre.
Sauron kann nur körperliche Gestalt annehmen, wenn er den Ring hat. Er müsste also erst den Ring bekommen, das geht nur wenn Frodo versagt. Aragorn schlägt dann Sauron und nimmt ihm den Ring wieder weg, damit er ihn, an Isildurs Stelle, in Mt. Doom vernichten kann.
Kann man natürlich, aber warum??
Ebenso frage ich mich, warum man den Kampf zwischen dem Hexenkönig und Gandalf nicht buchgetreu verfilmt hat sondern es an zwei Schauplätze verlegt.
Ist der Hexenkönig nicht präsent genug im Vergleich mit den vier (waren es 4?) Höhlentrollen?
Hatte die Animationsabteilung noch unbenutzte Höhlentrolle auf ihren Festplatten? 
Saurons Mund war zwar ganz nett, aber für meinen Geschmack zu sehr auf den Mund reduziert - ja, er heißt Saurons Mund, ist aber meiner Meinung nach nur eine Versinnbildlichung, dass Sauron als Geist keinen Kontakt zu seinen Untertanen aufnehmen kann - das erledigt dann eben der Typ mit den Metallzähnen.
[Dieser Beitrag wurde von GuyIncognito am 19.12.2004 um 14:06 editiert]
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19.12.2004 14:53
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Zorro
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Zitat: thanil.bernetar schrieb:
Hast du dir diesen "verworfenen Entwurf" in den Anhängen der DVD denn überhaupt schon angesehen, oder habe ich etwas verpaßt? Peter Jackson hat es meinem Kenntnisstand nach NICHT verfilmt. Es handelt sich um ein animiertes Storyboard, das mit einigen völlig unfertigen Computergrafik-Entwürfen und schlechten Synchronstimmen unterfüttert wurde. Ich glaube, dass dieser Endkampf in der Pre-Production schon verworfen wurde. Oder habe ich irgendwas übersehen?
Ich hätte jedenfalls einen Endkampf zwischen Aragorn und Sauron schlecht gefunden, und zwar, weil es eine fast exakte Kopie des Kampfes im Prolog zwischen Sauron und Elendil/Isildur geworden wäre.
Letzteres war vermutlich sogar die Idee dahinter, nehme ich an - den Kreis zu schließen. An sich gar keine schlechte Idee, aber freilich auf Grund ihrer Natur redundant und damit schon wieder reizlos. Gefilmt wurde es aber tatsächlich, wir sehen den Showdown mit Sauron sogar im Film - nur wurde der Troll über Sauron ins Bild kopiert. Bilder gefällig? Hier entlang bitte.
Zorro
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19.12.2004 15:26
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thanil.bernetar
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Zitat: Sauron kann nur körperliche Gestalt annehmen, wenn er den Ring hat. Er müsste also erst den Ring bekommen, das geht nur wenn Frodo versagt. Aragorn schlägt dann Sauron und nimmt ihm den Ring wieder weg, damit er ihn, an Isildurs Stelle, in Mt. Doom vernichten kann.
Ich denke auch in PJs Team hat man von Anfang an kapiert, wie zentral und wichtig für die ganze Geschichte der Punkt ist, dass Frodo am Ende sein Ziel erreicht und dennoch "aus eigenem Antrieb scheitert". Im Buch sagt er ja in den Schicksalsklüften, dass er nun, da er das Ziel erreicht hat, nicht vollenden wolle, weshalb er hierher gekommen sei. Ich denke nicht, dass dieser Punkt bei der Verfilmung je zur Disposition stand. Denn das ist ja der Witz der ganzen Ringgeschichte: NIEMAND ist dazu fähig und in der Lage, den Ring zu vernichten. Der Ring übermannt JEDEN. Also hätte auch Aragorn niemals den Ring vernichten können. Die Weisheit Aragorns besteht darin, Frodo gehen zu lassen, weil er in seinem Innersten weiß, dass diese Versuchung zu groß für ihn wäre. Darin ähnelt ihm Faramir, der im Film nur etwas länger und praktisches Anschauungsmaterial braucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.
Insofern wäre ein Endkampf Sauron vs. Aragorn immer nur redundante Action gewesen. Ein dramaturgischer Höhepunkt vielleicht, aber ein überflüssiger.
Davon abgesehen zweifle ich aber an, dass Sauron im Buch während des Ringkriegs keine körperliche Form gehabt hat. Die Diskussion gab es ja schon ewig oft, und ich kann mich an die Argumente beider Seiten nicht erinnern, aber ich war immer Anhänger der These, dass Sauron durchaus eine körperliche Gestalt hat, aber einfach keinen Grund sieht seinen Turm zu verlassen.
Übrigens sieht man in der SEE von RotK in Aragorns Palantir-Sequenz Sauron in körperlicher Gestalt seinen eigenen Palantir halten, während er mit Aragorn kommuniziert. Das werte ich als Indiz, dass Sauron auch im Film eine körperliche Form hat, und das feurige "Auge" auf der Spitze von Barad-dur nicht Sauron selbst, sondern nur einen Aspekt seiner Magie darstellt. Dagegen spricht natürlich, dass dieses Auge am Ende "explodiert", so wie Sauron im Prolog "explodierte". Vielleicht ist diese Frage also auch im Film ambivalent gehalten.
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19.12.2004 15:50
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GuyIncognito
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In der Tat eine schwierige Sache... aber sagt nicht Gandalf im Film, dass Sauron noch keine Körperliche Gestalt annehmen kann (Bei Bilbo in Beutelsend)?
Es vergeht natürlich viel Zeit bis zu dem Punkt vor dem schwarzen Tor... aber es hätte dann irgendwo im Film noch einer Szene bedurft, die uns klarmacht, jetzt ist Sauron wieder Körper... er wird ja immer nur als Auge dargstellt.
Abgesehen davon habe ich bei den Diskussionen um Sauron Geist oder Körper nie mitgemacht - ich wusste bis eben nicht mal, dass es sie gab. Für mich war immer klar, Sauron hat (noch) keinen Körper. Denn warum braucht Sauron Saurons Mund, wenn er einen Körper hat und für sich selbst sprechen kann... aber egal, die Szene ist gottlob nicht im Film.
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19.12.2004 16:02
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thanil.bernetar
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Also egal finde ich das nicht. Er braucht einen "Mund", weil er seine Festung nicht verläßt und auch nicht verlassen will. Saurons Mund ist Unterhändler und Verwalter zugleich. Er ist vielleicht wie eine Art "Truchseß", der für seinen Herrn in dessen körperlicher Abwesenheit spricht. Das funktioniert sowohl für einen "Geister-Sauron" als auch für einen körperlichen Sauron, der sich einfach nur nicht auf die niedrige Ebene der Alltagsgeschäfte begeben will. Immerhin sieht er selbst sich als eine Art "Gott-König von Mittelerde", und Götter sprechen nur im Ausnahmefall mit den Sterblichen.
Gut an den SEEs finde ich übrigens auch, dass das Vergehen von Zeit viel stärker zur Geltung kommt als in den Kinoversionen. Man hat wirklich viel mehr das Gefühl, auf einer langen Reise zu sein, die sich über viele Monate hinstreckt. Natürlich bei weitem nicht so deutlich wie in den Büchern, aber die SEEs bringen die Geschichte in diesem Punkt doch viel näher heran.
Ach so, und was Gandalfs Worte in Beutelsend angeht: auch Gandalf ist zu dieser Zeit nicht allwissend. Er erfährt ja auch so einige Dinge erst danach in seinem Gespräch mit Saruman. Ich halte es für möglich, dass Gandalf der Graue im Film einfach nicht genau weiß, ob und wann Sauron körperliche Gestalt annehmen wird. Erst als Gandalf der Weiße sollten wir ihn als nahezu unfehlbar ansehen.
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