08.06.2004 09:37
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Lothiriel
Badenixe
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 1056
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So, dann schreibe ich auch einmal was längeres, ehe Tyler mich spankt!
Weniger eine Geschichte, aber trotzdem inhaltlich interessant:
SEASONS OF LOVE
COMPANY
Five hundred twenty-five thousand six hundred minutes
Five hundred twenty-five thousand six hundred moments so dear
Five hundred twenty-five thousand six hundred minutes
How do you measure - measure a year?
In daylights - In sunsets
In midnights - In cups of coffee
In inches - In miles
In laughter - In strife
In Five hundred twenty-five thousand six hundred minutes
How do you measure a year in the life?
How about love?
How about love?
How about love?
Measure in love
Seasons of love
Seasons of love
SOLOIST #1
Five hundred twenty-five thousand six hundred minutes
Five hundred twenty-five thousand
Journeys to plan
Five hundred twenty-five thousand six hundred minutes
How do you measure the life
Of a woman or a man?
SOLOIST #2
In truths that she learned
Or in times that he cried
In bridges he burned
Or the way that she died
ALL
It's time now - to sing out
Tho' the story never ends
Let's celebrate
Remember a year in the life of friends
Remember the love
Remember the love
Remember the love
Measure in love
SOLOIST #1
Measure, measure your life in love
Seasons of love
Seasons of love
Das Lied, ein Gospelstück, stammt aus dem Musical "RENT", einer Neubearbeitung der Oper "La Bohème". "RENT" hatte Mitte der Neunziger in einem winzigen New Yorker Theater Premiere, zog innerhalb weniger Wochen an den Broadway um und sorgte dort für mächtig Furore:
Ein Stück mit einer Fünf-Personen-Band, ein paar Stühlen und Tischen als Bühnenbild und Requisiten, ohne technische Effekte und mit einer chaotischen Horde an bis dato unbekannten Künstlern schaffte es mühelos, sämtliche alteingesessenen Produktionen aus dem Weg zu fegen und renommierte Preise wie Tony-Award und Pulitzer einzuheimsen. In Fachkreisen oft als das Stück der Neunziger gepriesen ist es hierzulande leider recht unbekannt.
Ansonsten bietet das Stück eine Menge an schrägen Typen, von der politisch korrekten, lesbischen Performancekünstlerin bis zum herrlich nerdigen Filmemacher. Im ersten Akt noch extrem witzig durch skurrile Situationen und eine Menge Wortwitz, nimmt die Dramatik im zweiten Akt deutlich zu, oft bleiben einem die Lacher im Halse stecken, die Charaktere werden greifbarer, man erkennt die eine oder andere eigene Macke wieder, man weiß, daß das Stück nicht für alle gut ausgehen kann und wird, es wird zusehends deutlicher, daß die Zeit nicht stillsteht und man sein Leben bewußt leben sollte, im Hier und Jetzt, nicht in Träumen oder der Vergangenheit.
Der rausgesuchte Text ist der Beginn des 2. Aktes und blieb bei mir beim ersten Hören hängen: Wie mißt man ein Jahr? Wirklich in Monaten? Tagen? Stunden? Minuten? Oder doch in Einheiten, die mehr bedeuten? Die nicht so abstrakt sind?
Ach ja: Nie, nie, niemals die deutsche Übersetzung hören, gegen diese ist Krege noch genial, ohne Witz. Jemand, der "still in the dark" mit "noch immer im Quark" übersetzt, gehört grausamst gefoltert! Ich hatte das "Vergnügen", das Stück in Deutsch zu... ähm... genießen, ich weiß jetzt, daß man Muskelkater im Gesicht bekommen kann. Nach dem ersten Schock habe ich nämlich 2 Stunden krampfhaft versucht, nicht zu laut zu lachen.
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Ihr habt doch alle keine Ahnung.
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20.05.2004 21:17
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Re: Das traurigste Liebeslied der Welt
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_TylerDurden_
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Registriert: Oct 2002
Beiträge: 2560
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Ich kopier das mal vom PK hier rein:
Weisses Papier
Ich nehm deine Katze und schüttel sie aus
bis alles herausfällt,
was sie jemals aus meiner Hand fraß.
Später klopf ich noch den Teppich aus,
und find ich ein Haar von mir darin,
dann steck ich es einfach ein.
Nichts soll dir böse Erinnerung sein,
verraten, was ich dir gewesen bin.
Sag nicht, dass das gar nicht nötig wär,
denn schmerzhaft wird es erst hinterher,
wenn wieder hochkommt, was früher mal war,
dann lieber so rein und so dumm sein
wie weißes Papier
Auch werd ich in Zukunft ein anderer sein
als der, den du in mir sahst.
Die Hose, die du mir gehäkelt hast,
werf ich in den Container der Heilsarmee rein.
Ich ess auf dem Fußboden aus der Hand,
seh mir jeden Trickfilm im Fernsehen an,
alles, was du nicht magst, lobe ich mir.
Ich werde einfach so rein und so dumm sein
wie weißes Papier
Nicht mal das Meer darf ich wiedersehen,
wo der Wind deine Haare vermißt.
Wo jede Welle ein Seufzer
und jedes Sandkorn ein Blick von dir ist.
Am liebsten wär ich ein Astronaut
und flöge auf Sterne, wo gar nichts vertraut
und versaut ist durch eine Berührung von dir.
Ich werd nie mehr so rein und so dumm sein
wie weißes Papier
(Element of Crime)
*Klickmich*
Ich mag die Komposition der Strophen, zuerst singt er von sich, wie er war/ist. Das Anfangsbild des Katzenschüttelns *fauch* *kratz* *chrhhrhrr* ist mir aber etwas zu kurios. *Gewürgeausspuck* In der zweiten Strophe dann wie er trotzig werden will (Aber ob eine Frau die einem Hosen häkelt den Aufwand wert ist...? ). Und schließlich geht es in der letzten über Sie, die Unvergessbare, bei der jede Erinnerung schmerzt.
Schönes Lied. Trotzdem zündet es nicht richtig bei mir und der Grund ist das Thema des weissen Papiers. Eigentlich eine gute Metapher, Schreibblockade und so Kram. Allerdings verbinde ich mit "white Sheet of Paper" einen Optimismus der ungleich froher als alle Abschiedsmelancholie ist, nämlich den letzten Calvin&Hobbes Comic.
Aber vielleicht bin ich auch nicht in der richtigen Stimmung für Element of Crime. Das ist Musik für trübe Tage, für Kakao mit Amaretto, für ein Bier und eine Zigarette.
Schade nur, dass sich Element of Crime immer gleich anhören.
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20.05.2004 21:29
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
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Das weisse Papier steht ja für was Positives, nichts Melancholisches. Er wäre gerne wieder so unbeschrieben wie weißes Papier. Er sehnt sich nach der Unbeschwertheit des Nichts-erlebt-habens.
Deshalb ist das Lied auch so traurig: mal abgesehen davon, dass die Beziehung in die Brüche gegangen ist, was schon traurig geng ist, wird ihm gerade klar, dass er NIE WIEDER so sein wird wie vorher. Er kann nicht mehr einfach zum Zustand vor der Beziehung zurückkehren und sagen, okay, war nichts, weiter. Er ist gezeichnet.
EDIT: ich versteh nicht, warum du hier über den Liedtext reden willst und nicht im Thread? Hier können wir gerne haufenweise andere tolle Liedtexte posten und zerreden.
[Dieser Beitrag wurde von pfeifenkrautler am 20.05.2004 um 23:12 editiert]
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08.06.2004 01:02
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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So, mal wieder Zeit für einen Element of Crime-Text:
Michaela sagt
Michaela sagt, sie glaubt, daß kein Mann sie richtig liebt.
Und die es doch tun, sind zu weich, und das gibt dann nicht viel her.
Es ist auch so schon schwer genug, jeden Morgen aufzustehn,
und vor der ersten Zigarette will Michaela keinen sehn.
Michaela sagt, die meisten Männer sind Schwachmaten,
und am Ende wollen alle immer irgendwas von ihr.
Sie hilft ja gerne, wo sie kann, doch irgendwann ist's auch mal gut.
Michaela sagt, man muß wissen, was man tut.
Michaela sagt, egal, was man nimmt, Hauptsache viel,
und wenn schon endlich mal was los ist, immer mitten ins Gewühl.
Halbe Sachen, die erregen höchstens Michaelas Zorn,
Michaela sagt, Erregen gibt's heutzutage nur ganz vorn.
Michaela sagt, sie kann Sonntage nicht leiden,
denn da treiben alle Leute so wie Quallen durch den Tag.
Und was sie gar nicht mag, sind Läden, die für sie geschlossen sind.
Michaela sagt, sie will mal irgendwann ein Kind.
Michaela sagt, von Dauer ist heute sowieso nichts mehr,
und ob sich irgend etwas lohnt, weiß man auch erst hinterher.
Von großen Plänen für die Zukunft will Michaela nichts mehr hörn.
Morgen früh ist ihr egal, doch heute Abend kommt sie gern.
Michaela sagt, sie liebt uns alle furchtbar,
und wir geben gern zurück, daß es uns genauso geht.
Wo immer Michaela steht, da ist stets die Überzahl.
Michaela lacht, und Michaela sagt: Egal!
Ich kannte mal flüchtig eine Michaela, die genau so war! Sehr selbstbewusst, schnippisch, etwas verpeilt, männerverschleißend, flatterhaft und Kette rauchend. Seit Jahren schüttel ich den Kopf über diese Koinzidenz. Wieviele Frauen heißen schon schon Michaela? Und ich überlege, ob sie wohl das Vorbild für den Song war. Wär cool.. ich bilde mir auf jeden Fall seitdem immer ein, dass ich genau diese Michaela kannte.
In einer Plattenkritik hieß es, das Lied würde die moderne Frau perfekt beschreiben: postfeministisch-emanzipiert, illusionslos, mit ungewisser Zukunft, ohne sich dadurch einschüchtern zu lassen und irgendwann vielleicht einmal ein Kind... Ich weiß es nicht, aber ich finde das Frauenbild, das das Lied zeichnet, irgendwie sexy.
Liebe Frauen, inwieweit findet ihr euch hier wieder? Ist das ein Frauenverstehersong? Sexistische Männerphantasie? Deutschrock-Geknödel? Pseudo-soziologisches Gelaber auf "Sex and the City"-Niveau?
[Dieser Beitrag wurde von pfeifenkrautler am 08.06.2004 um 01:02 editiert]
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08.06.2004 21:05
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Kaylee
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Registriert: Jan 2004
Beiträge: 4029
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Wieso ist denn eigentlich jetzt der Musiktext-thread im underground? War der schon immer hier?? Tyler, willst du mich wieder absichtlich verwirren??? Irgendwie erinnert mich das an Marnie, wo alle sagen, nee, wieso, das war schon immer so, obwohls gar nicht so war und sie langsam selber glaubt, sie wär verrückt....oder war das gar nicht Marnie, war das Rebecca??
Nun aber von Marnie zu Manuela:
Ja, ich finde mich durchaus in diesem Lied wieder, wenn ich auch inzwischen nicht ganz so fatalistisch in Bezug auf die Liebe wäre und ich rauche natürlich nicht, aber wenn man dafür 'Kaffee' einsetzen würde, stimmte es wieder.
Ich hätte sowieso geWETTET, dass da noch ein Satz drin vorkommt so ähnlich wie, 'sie rührt in ihrem Kaffee, lacht und sagt egal' ....tsssss....aber das vermisch ich bestimmt mit einem anderen Lied.
Ansonsten find ich die letzten Sätze klasse, vor allem eingebunden in der Musik. Der ganze song verbreitet zusammen mit dem Text eine schöne Stimmung, wie diese Frau, die selbstbewusst weder sich selbst, noch die Welt, noch die Probleme so ernst nimmt, aber andererseits, oder gerade deshalb auch geniessen kann....
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08.06.2004 21:35
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_TylerDurden_
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Registriert: Oct 2002
Beiträge: 2560
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Erde an Kaylee, Erde an Kaylee, bitte Realitätscheck durchführen! 
1. War der Thread schon immer hier.
2. Geht es nicht um eine "Manuela"...
3. Mich schüchtert Michaela ein bisschen ein, ich will nämlich nicht verschlissen werden. Vielleicht muss ich die Gute-Laune-Melodie dazu hören, denn für mich klingt das auch etwas spöttisch.
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08.06.2004 23:37
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pfeifenkrautler
Honk
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Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
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Aaalso..da ich ja die reale Michaela kenne (hörthört!), kann ich da sicher einiges aufklären:
Sie IST einschüchternd, ich zumindest war sehr eingeschüchtert. Als ich sie kennengelernte, hat sie gerade in einem Biergarten bedient und hat uns die Weizen gebracht (sie war die Kommilitonin eines Freundes, den ich besucht habe) und hat zwischen zwei Atemzügen angerissen, dass ihr Leben im Moment etwas hektisch sein, wegen diesem Typ *augenroll* (ich glaub, er war verheiratet oder sowas), und deshalb könne sie jetzt gar nichts zusagen für morgen, aber heute abend käm sie gern.
Okay, das waren vielleicht nicht buchstabengetreu ihre Worte, aber sinngemäß. Nach Schichtende sind wir mit ihr und noch anderen tanzen gegangen, in eine sehr fiese Disse, der Türsteher hat eine Bierflasche nach mir geworfen und mein Kumpel und ich sind mit dem Taxi nach Hause, weil sie noch bleiben wollte und wir uns nicht schlagen.
Der Song ist sicher auch etwas spöttisch, liebevoll bespöttelnd. So wie wir immer mit der Fee umgehen, ungefähr. Aber wir haben sie furchtbar gern 
Ich hab natürlich keinen Beweis, dass meine Michaela das Vorbild für den Song war, aber als ich ihn zum ersten mal hörte, ist mir ziemlich die Kinnlade runtergefallen. Mit jeder Zeile wurde das Bild runder. Mittlerweilen allerdings vermixen sich meine Erinnerungen an Michaela auch sicher zu sehr mit dem Songtext.
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