02.11.2004 16:15
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Waldelb
Fool
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Zitat: Kaylee schrieb:
wo geht der Blick des Malers hin? Und wieso taucht der Balken oben am Bildrand auf?
Leider ist das Bild etwas klein um diese Fragen wirklich beantworten zu koennen, oder wenigstens eine Interpretation zu versuchen. Aber mein Tipp zum Balken ist ganz eindeutig: Er hilft die eingeklemmte Position des Betrachters/Malers zu verdeutlichen und um zu zeigen, dass man diesmal wirklich das Geschehen aus den Augen des Kuenstlers sieht und man somit hineinversetzt wird und nicht eine Szene von aussen betrachtet.
Dieser Balken, dessen Ursprung man erst erkennen koennte, wenn man als Maler weiter zurueck gehen und ihn in der Gesamtheit betrachten wuerde, schraenkt naemlich das Blickfeld ein. Es drueckt von oben herunter und bewirkt fast, dass man den Kopf senken will um drunter durch zu schauen. Ausserdem droht er den Blick nach draussen aus dem Fenster zu versperren, welcher den einzigen Fluchtpunkt im Bild darstellt. Statt dessen verdunkelt er das Werk weiter.
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02.11.2004 16:24
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Kaylee
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Ja, sorry, ich konnte die Bilder alle nur so klein machen, weil's so viele waren.
Deswegen kannst du natürlich auch nicht erkennen, dass das kein Fenster, sondern eine Tür ist, zu der die Treppenstufen im Vordergrund hinunter führen. Dem Zutreffen deiner Aussagen tut das allerdings keinen Abbruch.
Tatsächlich fanden wir *rückversicherndumschau* genau solche ungewöhnlichen, im allgemeinen wohl eher als störend eingeordneten Bildelemente, als eines der typischsten Merkmale von Hopper.
Er als Maler lässt gewollt nicht nur irgendwas ins Blickfeld ragen, sondern beschneidet es geradezu, so dass sich der Eindruck immer mehr Räumlichkeiten ergibt, aber auch des Zufälligen, fast Lomografischen…
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03.11.2004 11:47
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Nanny Ogg
Phänotypisch blöd
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Meine Favoriten:
Alles, was vom anbeginn des Impressionismus bis zum Ende des Expressionismus gemalt wurde. Naja, zumindest das meiste davon!
Einen Lieblingsmaler kann ich nicht nennen, er liegt irgendwo zwischen Monet, van Gogh, Gauguin, Kokoschka, Kirchner (wobei- da auch nicht alles. Und nur, wenn ich in sanftmütiger Stimmung bin.), oh ja, Franz Marc ist auch toll, vor allem sein Rehbild mag ich- ich finds grad nicht, aber es ist sehr grün und in typischer Marc-Manier, man sieht es eigentlich erst beim 2. hinsehen. Rottluff ist auch noch ganz nett.
Oh, und Kandinsky. Und Klee. Munch- klar, auch dabei.
Magritte, "dies ist keine Pfeife" oder das mit dem Fisch...
Meine Güte, bei denen kann man einfach keinen einzelnen Favoriten nennen!
Ganz lustig finde ich Hundertwasser, aber eher architektonisch. Seine Pamphlete für Individualismus für Fenster und Baummieter sind einfach putzig!
Wogegen ich allergisch bin: Wiener Aktionismus incl. ottp Muehl sowie Müllplastiken, Minimal Art. Dadaismus ist was lustiges gewesen, aber sowas wie einen haufen zerdrückter coladosen oder tierblut auf wände verspritzen als künstlerisch wertvoll zu bezeichnen, halte ich für blasphemisch. Und meine abneigung gegen Renoir. Renoir kann eigentlich malen. warum malt er dann Kitsch?
Altmodisch, aber immer wieder gut sind auch Caspar David Friedrich oder Dürer, auch alte Italiener und Niederländer mag ich ganz gern- aber in die wohnung hängen würde ich mir aus dieser auswahl maximal "der Mönch am Meer" vom CDF.
In Wien laufen ständig irgendwelche mussmangesehenhaben-ausstellungen. Meist liegt die Albertina da vorn, jedoch ist es schwer, da reinzukommen, weil immer eine menschenschlange bis draußen auf die straße davorsteht. hat mich viermal verschreckt, als ich mir die angeblich sagenhaften dürer-aquarelle ansehen wollte.
Was man sich hier ansehen muss: Das Museumsquartier mit MuMok und Leopold-Museum, Albertina (gerade aktuell: Rubens!), Lichtenstein-Museum, Kunsthistorisches M. angeblich (war ich noch nicht drin *schäm*) sowie für interessierte das Hundertwasser-Museum+Hundertwasser-Haus. (Für Fans: das Fernwärmewerk, auch von Hundertwasser.)
http://www.mumok.at/index.htm
http://www.leopoldmuseum.org/index.html
http://www.albertina.at/cms/front_content.php
Oh, ich hab das Rehbild doch gefunden:
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Das Praktische am Labormantel ist, dass sie ihn ausziehen können, wenn er brennt.
Prof. Krois
Servus die Wagerln!
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06.11.2004 15:13
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RV
Krampfhenne
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Ich unterbreche unqualifiziert, aber ich muss jetzt über die königliche Sammlung in Brüssel berichten. Hier nachlesen tu ich später. *einwenigschäm*
Les Musées Royaux des Beaux Arts in Brüssel
Die Museen sind unendlich toll!!! Riesig, wunderbar sortiert und angeordnet, eine Ansammlung flämischer, belgischer Maler (seltsam ...).
Rubens ist mir zu christlich, aber seine 'Negerkoppens' sind Superstudien des Kopfes eines Schwarzen. Wusstet Ihr, dass Delacroix rund hundert Jahre nach Rubens eines seiner Gemälde einfach kopierte?
Bruegel (Pieter 1 und 2) ... einfach unglaublich schön. Wie beide 'die Volkszählung zu Bethlehem' (als Beispiel) umsetzten. In ihre Welt setzten und kein verklärtes Bild Bethlehems zeichneten. Dadurch zeigen beide (besonders aber der Jüngere), dass all das auch in ihrer Welt passieren kann, bringen dem (damaligen) Betrachter die biblische Geschichte (zumindest die Teile um Jesus Geburt) näher. Glaube zum Anfassen, sozusagen.

'Le Massacre des Innocents' ist eine ewige Mahnung an alle, auf (ihre) Kinder, auf Schwache, aufzupassen. Da spielt es einfach keine Rolle, dass das Massaker eigentlich im Nahen Osten stattfand und einem bestimmten Kind galt – Bruegels holen die Angst und den Tod in ihr Dorf, in ihr Land, in ihre Welt und machen damit die Macht der 'oberen Zehntausend' deutlich.

Schade, dass es im Bruegelraum keine Sitzgelegenheit gab. Diese Gemälde sind Suchbilder. Könnte ich mir lange anschauen.
Weg vom 16. Jahrhundert, hin zum 19. und 20.. Magritte, der belgische Surrealist (na gut, zuerst war er Realist), war auch vertreten. Sehr häufig sogar. Auch hier leider keine Sitzgelegenheiten. Trotzdem ist es fast schon ergreifend, wenn man Werke, die einen schon als Kunstdruck ansprechen, in Echt sieht, wenn man, zum Beispiel, vor
'la page blanche' 
oder 'l'Empire de la lumière' steht.
Schrecklich schön waren auch die ausgestellten Gemälde des Symbolismus. Burne-Jones 'Brautgang der Psyche'

war schon fast beruhigend, wenn man es nach Delvilles 'les trésors de Satan' anschaute. Satans Schatten fand ich furchtbar. Faszinierend. Letzteres hauptsächlich wegen der Farben und ihrer Anordnung. Es ist ... riesig. Nervösmachend.

link
[Dieser Beitrag wurde von RV am 06.11.2004 um 15:13 editiert]
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06.11.2004 12:51
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RV
Krampfhenne
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06.11.2004 12:59
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Kaylee
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06.11.2004 13:05
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RV
Krampfhenne
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Zitat: Kaylee schrieb:
wo geht der Blick des Malers hin? Und wieso taucht der Balken oben am Bildrand auf?
Für mich war der Balken immer eine Treppenstufe, von unten gesehen halt. Wie in einem alten Haus, in dem man gebückt die Treppen runtergehen muss, damit man sich nicht den Kopf anschlägt. Aber störend fand ich den Balken nie. Allerdings habe ich mir nie Gedanken gemacht, wo dann die anderen Treppenstufen sind. Die gehen andersrum. So.
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06.11.2004 13:10
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Kaylee
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*Augenbrauehochzieh* …andersrum!?
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06.11.2004 13:14
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RV
Krampfhenne
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Zitat: Kaylee schrieb:
*Augenbrauehochzieh* …andersrum!?
Na, so eschermäßig halt. Die zu sehende Treppe kommt von vorne. Normalerweise müsste die Treppe vom ersten in den zweiten Stock ja in die selbe Richtung gehen, aber dann müsste man ja mehr Stufen sehen.
Quark. Es ist eine Treppe in den zweiten Stock. Und ich sehe wahlweise die letzte oder die erste Stufe von ihr, während ich auf dem Weg zum Ausgang bin.
*wirr*
Ich muss gleich mal ins Treppenhaus.
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06.11.2004 13:18
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Kaylee
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