27.10.2004 00:13
|
|
MorgothderGrosse
Offline
Registriert: Nov 2003
Beiträge: 2352
|
|
Hier in Speyer beginnt in knapp zwei Wochen im Historischen Museum der Pfalz die Ausstellung "Europas Juden im Mittelalter", die Geschichte und Kultur der Juden besonders in den rheinischen Städten beleuchtet. Vermutlich kommen auch Paul Spiegel und Horst Köhler. Außerdem gibt´s im Museum noch Dauerausstellungen zu römischen Kultur, zum Mittelalter, zur Neuzeit in der Pfalz, zum Weinbau und die Domschatzkammer mit den Funden aus den salischen Kaisergräbern. Und einen Besuch lohnt Speyer eh immer.
__________________
Die Freunde der offenen Gesellschaft:
www.fdog-berlin.de
IP: Logged
|
|
27.10.2004 15:31
|
|
RV
Krampfhenne
Offline
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 3603
|
|
Wie war das? Einer klatscht ein Bild oder Kunstwerk kommentarlos hin und dann wird allgemein diskutiert? Ja? Supi, das tu ich jetzt.
Kunst kann auch anders.
IP: Logged
|
|
27.10.2004 15:57
|
|
Waldelb
Fool
Offline
Registriert: Mar 2003
Beiträge: 695
|
|
Oh neee! Daran erinnere ich mich noch. Also nicht an dieses Bild, aber diese Thematik, da gab es im Kunstunterricht etliche Beispiele fuer. Fand ich ganz schrecklich. Wie nennt man das nochmal? Entfremdung? *ueberleg* Ich konnte mir das damals schon nicht merken. Es geht u.a. darum Alltagsgegenstaende zu nehmen und sie so zu veraendern, dass sie nicht mehr als das zu gebrauchen waren, wofuer sie geschaffen wurden. (Einfach ausgedrueckt) Aber oft wurden auch ganz normale Dinge so wie sie waren ausgestellt. Ich erinnere mich z.B. sehr gut an den Kuenstler, der eine Klobrille signierte und sie so dem Publikum praesentierte. Oder der Flaschentrockner, ueber den wir viele Stunden geredet haben.
Nein, nein, ganz schlimm ist sowas. Ich kann damit gar nichts anfangen. Das ist weder schoen, noch interessant und erst recht schafft es nicht irgendwas bei mir auszuloesen (weder Gefuehl, noch Assoziationen oder aehnliches). Diese Kunst laesst mich vollkommen kalt und hat damit fuer mich versagt.
IP: Logged
|
|
27.10.2004 15:59
|
|
pfeifenkrautler
Honk
Offline
Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
|
|
Zitat: Waldelb schrieb:
Oder der Flaschentrockner, ueber den wir viele Stunden geredet haben.
Zitat: Das ist weder schoen, noch interessant und erst recht schafft es nicht irgendwas bei mir auszuloesen (weder Gefuehl, noch Assoziationen oder aehnliches). Diese Kunst laesst mich vollkommen kalt und hat damit fuer mich versagt.
Ist das nicht ein Widerspruch?
IP: Logged
|
|
27.10.2004 16:09
|
|
RV
Krampfhenne
Offline
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 3603
|
|
Ich glaube, über den Flaschentrockner wurde in der Schule so lange geredet, oder?
Das ... Kunstwerk ist von Beuys, der zu den Aktionskünstlern gezählt wird (was auch immer man sich darunter genau vorstellen soll kann darf).
Er wollte durch seine Antikunst dem Betrachter seine Hilflosigkeit (die des Betrachters) vor Augen halten. Alle ästhetischen Vorurteile abbauen. Ja, ganz toll. Prima.
Wenn dann das Fett anfängt zu stinken und die Butter ranzig wird, die Stiefel den Raum vollstinken und der Mülle ebenso, dann macht mich das sehr wohl ohnmächtig.
Beuys ist eklig. Und ignorant. Ich mochte ihn noch nie, aber als ich dann, für die Staatsexamensvorbereitung, ein Interview mit ihm und Michael Ende anschaute, in dem Beuys bekanntgab, dass es keinen Holocaust und überhaupt erst recht keinen Zweiten Weltkrieg gab, von Hitler, der gar nicht so schlimm war, ganz zu schweigen--- seitdem ist der Mann völlig unten durch. Der ließ ME und den Moderator einfach sitzen! "So etwas höre ich mir nicht an!" (oder so ähnlich, sagte er)
ME, der selber in der Kinderlandverschickung während des 2. WK war, hatte echt Mühe, sich zu beherrschen und sachlich zu bleiben.
Übrigens, das Interview befindet sich auf der Schwarzen Liste, wir kamen nur mit Genehmigung unseres Profs ran.
IP: Logged
|
|
27.10.2004 16:09
|
|
Waldelb
Fool
Offline
Registriert: Mar 2003
Beiträge: 695
|
|
Ich habe mich schlecht ausgedrueckt: Stunden = Schulstunden. Es war im Kunstunterricht als ich darueber geredet habe. Ich glaube sogar wir sassen in einem Stuhl... nein, aber wir sassen in einem Tischkreis. Und jeder hatte ein Bild dieses Flaschentrockners in dem haesslich pink-schwarzem Kunstbuch vor sich aufgeschlagen.
Das war nicht freiwilliges Gerede, angeregt von der Intensitaet dieses Kunstwerkes, es wurde mir aufgezwungen.
Okay, du hast recht, ich assoziere etwas mit der Kunst. Aber das sind keine Gedanken, die aus dem Kunstwerk heraus entspringen (zugegeben, einige wenige haben das doch geschafft). Es ist die Kunstrichtung allgemein, die mir die Erinnerungen herauf beschwoert (ich weiss sogar noch Schritt fuer Schritt wie ich mein eigenes Projekt zu dem Thema ausgearbeitet habe).
IP: Logged
|
|
27.10.2004 16:12
|
|
Ramujan
Offline
Registriert: Feb 2004
Beiträge: 999
|
|
Das da oben ist vom Fett und Filzfetischisten Joseph Beuys, nicht wahr?
Von dem gibt es, glaube ich, folgende Geschichte: Beuys hat für eine Ausstellung Badewannen, Möbelstücke, Alltagsgegenstände und Wasweißichnichtalles mit einer dicken Schicht Fett bestrichen und mit Filzstücken garniert. Die Leute sind in Scharen angeströhmt, haben sich vor dem Fett gedrängelt und sind dann recht polarisiert wieder nach Hause gefahren. Abends kam dann die Putzfrau, um den Boden zu wischen und den Müll zu leeren - die gute Frau wäre beim Anblick von soviel Fett und Filz beinahe aus den Latschen gekippt. Am Ende der Geschichte waren die Badewannen vom Fett befreit, die Möbelstücke sauber und die Alltagsgegenstände glänzend.
So wird Kunst durch Anekdoten unsterblich.
IP: Logged
|
|
27.10.2004 16:19
|
|
pfeifenkrautler
Honk
Offline
Registriert: Mar 2004
Beiträge: 5344
|
|
Beuys war Pilot im WK II, wurde hinter den feindlichen Linien abgeschossen und von russischen Partisanen in einem Schuppen gesundgepflegt. Daher rührte angeblich sein Faible für Filz und Fett und ähnlich rustikale Materialien.
Dass er den Weltkrieg ernsthaft leugnete, kannn ich mir nicht vorstellen, wahrscheinlich war das auch wieder Aktionskunst.
EDIT: er war Bordfunker, die Partisanen waren Einheimische und Wikipedia hält die Geschichte für gut erfunden. Nächstesmal schau ich dort zuerst nach, bevor ich was poste.
[Dieser Beitrag wurde von pfeifenkrautler am 27.10.2004 um 16:19 editiert]
IP: Logged
|
|
27.10.2004 16:23
|
|
RV
Krampfhenne
Offline
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 3603
|
|
Das nennt man wohl aktive Verdrängung. Außerdem habe ich gehört-gelesen, dass das so gar nicht sicher ist, dass ihm das passiert ist. Der Absturz und die Rettung. Ich habe in Erinnerung, dass er das nur selber erzählte. *krampfhaftzuerinnernversuch*
Nach Aktionskunst sah das nicht aus, mit dem Leugnen. Das erschien doch recht real und ungekünstelt.
Wikipedia sei's gedankt! Mein Hirn funktioniert noch.
IP: Logged
|
|
27.10.2004 23:27
|
|
Ramujan
Offline
Registriert: Feb 2004
Beiträge: 999
|
|
So ein bisschen Fett, ranzige Butter und stinkender Müll kann doch nicht mehr schockieren, so etwas ist doch fast alltäglich, geradezu banal und langweilig.
Wenn du Beuys ekelhaft findest, was hälst du dann von dem Wiener Aktionismus rund um diesen österreichischen Psychopathen Nitsch?
IP: Logged
|
|
|