20.09.2004 20:11
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Oxford

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Die Veranstaltung fand in Münster statt. Hier waren in der letzten Woche eine ganze Reihe prominenter Grüner (Claudia Roth, Kerstin Müller, Christian Ströbele).
Es gibt meiner Meinung nach einen aktuellen Grund für die Quote: die Übernahme Vivas durch MTV. Das Musikfernsehen verkommt zur (amerikanisch-britischen) Monokultur. Hier muss meiner Meinung nach dringend etwas getan werden. Eine Quote könnte hier Abhilfe schaffen.
Ich gebe Modegro aber Recht, wenn ich an die Sanktionen denke. Diese dürften nicht darin bestehen, die Lizenz entzogen zu bekommen. Andererseits spricht es aber auch nicht für die Demokratie, wenn amerikanische Massenware den Markt überschwemmt und besetzt, deutsche Sender übernimmt und ihre Kultur hier gnadenlos durchdrückt. Die deutsche Musikindustrie hat sich dieser Massenware längst angepasst (siehe Castingshows).
Wie ihr vielleicht wisst, bin ich der Letzte, der ausländischen Einfluss negativ einschätzen würde. Das Problem ist aber auch, dass andere ausländische Musik hier ebenso keine Chance hat.
Zudem geht es bei dem Argument der Quote ja vor allem darum, heimische Musiker und Bands zu unterstützen und ihnen eine gerechte (?) Chance auf dem Markt zu ermöglichen.
Henning Wehland war nun der Meinung, dass eine Quote nicht dazu beiträgt, dieses Ziel zu erreichen. Selbst wenn dem so wäre: sie würde aber auch nicht schaden (im Hinblick auf das Ziel). Und: die Förderung junger Musiker (Zurverfügungstellen von Leihinstrumenten, Auftrittsmöglichkeiten, Proberäumen, Jugendzentren etc) und eine Quote schliessen sich doch in keinster Weise aus. Die Einführung einer Quote stünde einer Mittelerhöhung der Förderung nicht im Wege, denn eine Quote kostet kein Geld. Langfristig würde sie deutschen Musikern möglicherweise sogar mehr Geld bringen.
Meiner Meinung nach müsste eine Quote eingeführt werden, die ausländische Produktionen UND deutsche Big-Label-Produktionen ausschließt. Diese läge dann natürlich deutlicher niedriger als 40%. Problem: Bohlen & Co gründen eigene kleine Labels.
Es gibt also ein Dilemma: man möchte kleine deutsche Musiker/Bands fördern und generell gegen eine einheitliche Ammi-Kultur (sprich Monokultur) vorgehen. Eine Quote würde aber die "deutschen Ammis" (sag ich jetzt mal) schützen (ala Bohlen und andere Popacts wie Jeanette etc).
Neben einer Quote müssten also auch noch andere Maßnahmen (auf kommunaler Ebene) ergriffen werden.
Außerdem plädiere ich ganz stark für Spartensender (im Radio). Sender die wirklich nur eine Musikrichtung spielen! DANN hätte man als Zuhörer wirklich eine Wahl! So ist es doch beliebig, welchen Radiosender man hört, da ohnehin überall das gleiche läuft (diverse Schlager- und Klassiksender mal ausgenommen). Bei diesen Spartensendern könnte man dann auch noch eine niedrige "Deutsch"-Quote einführen, um ein Mindestmaß deutscher Produktionen zu sichern, die auch beim Hörer ankommen.
Derzeit gibt es solche Spartensender nur im Internet, wie zum Beispiel "The Dividing Line", wenn es um Prog-Rock geht. Warum gibt es sowas nicht auch im Radio? Dafür müssten natürlich Bundesmittel her, weil diese Sender sich im Wettbewerb nicht halten könnten. Dennoch wären sie wichtig für die Vielfalt. Außerdem würden (bei einer stattlichen Anzahl solcher (bundes- oder landesweiten) Sender) die Quoten der großen Sender zurückgehen und diese wären gezwungen, mehr auf Qualität zu achten.
Gleichzeitig müsste die Musikindustrie in Sachen CD-verkäufe gestärkt werden bzw. das Brennen unterbunden werden. Dieses wird am leichtesten unterbunden, in dem die Musikindustrie selbst mal anfängt, wieder Qualität zu produzieren! In einem Test wurde mal eine CD in billiger Rohling-Qualität, Normalqualität zum Normalpreis und als Luxusedition mit vielen Extras angeboten (die natürlich am teuersten war). Die Luxusvariante hat sich am besten verkauft. Da ich (wie ich behaupte) Qualitätsbands höre, die ihr Herz und ihre Seele in die Produktion stecken und denen die Lyriks auch wirklich etwas bedeuten, handele ich genauso. Nie würde ich mir ein Album runterladen. Denn ein gut gemachtes Album (ich spreche auch von Bonus-Cds, Booklets etc) hat auch einen ideelen Wert. Man merkt einfach, dass man Qualität in der Hand hält. Außerdem ist jeder Song wirklich gut!
Im Gegensatz dazu, sind bei den geklonten Boybands die Songs, die nicht als Single erscheinen, nur als Auffüller gedacht, um überhaupt ein Album herausbringen zu können. Das merkt man doch auch als Käufer. Wer kauft sich da noch wirklich das Album? Nur Kiddies, die nicht wissen, dass es was besseres gibt, weil das nicht im Radio/Fernsehen läuft.
Auch ich wurde früher von Viva 2 geprägt. Von Prog hatte ich keine Ahnung und fand erst langsam dorthin. Sehr schade!
Daher: Spartensender!
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20.09.2004 21:03
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Player23

Registriert: Sep 2004
Beiträge: 403
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@oxford
du schreibst :
Zitat: "Wie ihr vielleicht wisst, bin ich der Letzte, der ausländischen Einfluss negativ einschätzen würde. Das Problem ist aber auch, dass andere ausländische Musik hier ebenso keine Chance hat."
kurz darauf schreibst du
Zitat: "Meiner Meinung nach müsste eine Quote eingeführt werden, die ausländische Produktionen UND deutsche Big-Label-roduktionen ausschließt."
Das finde ich ziemlich widersprüchlich.
Soll andere ausländische Musik denn nun Deiner Meinung nach eine Chance haben oder nicht?
Die Idee mit den Spartensendern finde ich ja auch gut, und meinem eigenen Konsumverhalten angemessen, aber meiner Meinung nach ist es halt einfach so, dass die Radiosender auf breite Streuung setzen, da es sich für sie eher zu lohnen scheint.
Zitat: "Gleichzeitig müsste die Musikindustrie in Sachen CD-verkäufe gestärkt werden bzw. das Brennen unterbunden werden. Dieses wird am leichtesten unterbunden, in dem die Musikindustrie selbst mal anfängt, wieder Qualität zu produzieren! In einem Test wurde mal eine CD in billiger Rohling-Qualität, Normalqualität zum Normalpreis und als Luxusedition mit vielen Extras angeboten (die natürlich am teuersten war). Die Luxusvariante hat sich am besten verkauft. Da ich (wie ich behaupte) Qualitätsbands höre, die ihr Herz und ihre Seele in die Produktion stecken und denen die Lyriks auch wirklich etwas bedeuten, handele ich genauso. Nie würde ich mir ein Album runterladen. Denn ein gut gemachtes Album (ich spreche auch von Bonus-Cds, Booklets etc) hat auch einen ideelen Wert. Man merkt einfach, dass man Qualität in der Hand hält. Außerdem ist jeder Song wirklich gut!
Im Gegensatz dazu, sind bei den geklonten Boybands die Songs, die nicht als Single erscheinen, nur als Auffüller gedacht, um überhaupt ein Album herausbringen zu können. Das merkt man doch auch als Käufer. Wer kauft sich da noch wirklich das Album? Nur Kiddies, die nicht wissen, dass es was besseres gibt, weil das nicht im Radio/Fernsehen läuft.
"
Größtenteils sehr richtig! Aber das Argument mit den Füllern gilt doch für alle Nationalitäten, oder nicht? Inwieweit würde eine Deutschquote daran etwas ändern? Gar nicht.
Zum Thema Prog-Rock und Brennen, eine Anekdote...
ich war mal hier im großen Elektrofachmarkt, wollte eine CD von Symphnoy-X kaufen... leider konnte man über die komischen Scanner nur 30 Sekunden aus jedem Lied hören, was natürlich bei Songs die bis zu 24 Minuten gehen nicht wirklich aussagekräftig...Allerdings konnte ich die Angestellten nicht dazu bewegen, mir eine CD zu öffnen um wenigstens mal ein wenig länger hereinzuhören...ich hab dann trotzdem eine genommen, auf gut Glück, die meisten anderen hätten wohl einfach den Vogel und die CD da liegen lassen.
Es liegt nicht alles am Internet und am Brennen.
Hab ich's schon geschrieben? Egal, noch mal:
Wenn der Staat sich unbedingt in Kultur einmischen muss, dann bitte mit den auch von dir genannten positiven Anreizen, und Förderungen, nicht mit Forderungen und Sanktionen.
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20.09.2004 21:23
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Oxford

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Da stimm ich dir im Grundsatz ja auch zu, Player. Keine Einmischung wäre am besten. Aber die Dominanz der großen (v.a. amerikanischen) Labels ist so gewaltig, dass man eine Quote als Schutz der einheimischen kleinen Bands vielleicht doch in Erwägung ziehen könnte. Ähnlich einem Schutzzoll, den ein Entwicklungsland erhebt, um den heimischen Markt zu schützen. Sicherlich gibt es da Probleme, da müsste man sich im Detail damit beschäftigen.
Zitat: Soll andere ausländische Musik denn nun Deiner Meinung nach eine Chance haben oder nicht?
Ja ich gebe zu, dass da ein Widerspruch drin steckt. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den deutschen Markt bzw deutsche Produktionen stärken will oder ob ich kleinere Produktionen (egal ob inländisch oder ausländisch) gegenüber den Branchenriesen fördern will. Eigentlich wäre zweiteres ja sinnvoller. Gleichzeitig wäre der zweite Weg in Form einer Quote allerdings nicht gangbar! Zu groß ist die Macht der Konzerne.
Daher macht vielleicht eine "Deutsch"-Quote Sinn, weil sie durchsetzbar wäre, denk ich, und dann zumindest die deutschen Klein-Produktionen fördern würde. Für die Vielfalt wären dann Spartensender eine schöne Ergänzung.
Zitat: Aber das Argument mit den Füllern gilt doch für alle Nationalitäten, oder nicht? Inwieweit würde eine Deutschquote daran etwas ändern? Gar nicht.
Natürlich nicht. Hier bezog sich meine Argumentation auch eher auf die Vielfalt und die Qualität, weniger auf eine Quote. Aber die Quote könnte Teil eines Maßnahmenpaketes sein, dass die Qualität und die Vielfalt der Musik stärkt und gleichzeitig vor allem heimische Bands fördert.
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20.09.2004 22:01
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Player23

Registriert: Sep 2004
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Zitat: Oxford schrieb: Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den deutschen Markt bzw deutsche Produktionen stärken will oder ob ich kleinere Produktionen (egal ob inländisch oder ausländisch) gegenüber den Branchenriesen fördern will. Eigentlich wäre zweiteres ja sinnvoller. Gleichzeitig wäre der zweite Weg in Form einer Quote allerdings nicht gangbar! Zu groß ist die Macht der Konzerne.
Stimmt. Ich glaube den Unterzeichnern der Initiative geht es, wie auch Frau Vollmer offen sagt, darum, mehr Geld abzukassieren, was dann im Land bleibt. Es geht hier nicht um Aufklärung der Bevölkerung, was gute Musik ist. Und genau das ist doch das Problem: jeder kann über Klonbands lästern, das ist total harmlos und einfach. Vorgestern lief ein unsäglicher Bericht auf MTV, wo selbst die Mitglieder von Castingbands sich von Mitgliedern anderer Castingbands distanzierten, weil Castingshow X noch Wert auf Qualität legte und Castingshow Y nicht. Und jeder meint zu wissen was gute Musik ist. Geht's noch?
Ich glaube auch, dass man "die Leute", "die Musikhörer" oder "die Konsumenten" für viel zu dumm und fremdbestimmt hält. Auch die Unterzeichner der Aktion "Musik in eigener Sache" (noch einmal !) sagen ja implizit, dass die Leute automatisch das kaufen was im Radio gespielt wird. Das müsste sich allerdings erst noch zeigen.
Ich bin schon der Meinung, dass die Leute sich Musik meist nach ihren eigenen Präferenzen aussuchen, und die sind nun mal nicht immer gleich. Der eine sucht Musik, die den Geist herausfordert, sagen wir mal Prog-Rock, die anderen suchen Musik mit Texten, die man ohne Fremdsprachenkenntnisse verstehen kann, wieder andere sehen Musik nur als Konsumprodukt; also als Hintergrundbeschallung, oder was auch immer.
Oft hören Leute sogar absichtlich ausländische/englischsprachige Musik, da sie sich beim Tanzen, Autofahren, Bügeln nicht auf Texte oder ungerade Takte konzentrieren wollen.
Eigentlich kann auch niemand von sich behaupten, zu wissen, wen man fördern sollte. Ich vertraue da mal auf die Selbstregulierungskräfte des Marktes. (Du siehts schon, die Massenmedien haben mich erfolgreich zum braven Kapitalisten erzogen )
Wenn Du gute Musik fördern willst bleiben die besten Mittel:
O erzähl allen von der großartigen Musik der Band X, und erklär jedem, warum es zur Persönlichkeitsbildung oder zum Wohlbefinden beiträgt, Band X gut zu finden.
O kauf CDs von Band X
O besuch Konzerte von Band X
O lad dir Klingeltöne von Band X auf dein Handy
O kauf Dir T-Shirts von Band X ... wobei das vielleicht das sinnvollste ist, da die Merchandise-Einnahmen oft zum größten Teil bei den Bands bleiben.
Ich persönlich habe für mich noch andere Methoden entdeckt 
noch eine Frage zum Schluss:
Mein Lieblingsprogalbum ist Awake von Dream Theater...kennst Du andere Alben, die da so in die Richtung gehen? Den von Dir genannten Sender werd ich mal antesten.
[Dieser Beitrag wurde von Player23 am 20.09.2004 um 21:59 editiert]
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20.09.2004 22:03
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_TylerDurden_

Registriert: Oct 2002
Beiträge: 2560
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Was ich noch bemerken will: Zu einer Deutschquote würde auch eine Neuquote gehören. Also das wie in Frankreich z.B. 35% inländische Produktion ist und davon die Hälfte nicht älter als 6 Monate. Der Bedarf an Neuerscheinungen wäre enorm und ein Fünftel des Programm könnte auch nicht von einigen wenigen Superstars oder Jeanette Biedermann ausgefüllt werden.
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20.09.2004 22:35
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Oxford

Registriert: Mar 2003
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@ Tyler, das ist doch eine praktikable Lösung. Das wusste ich noch gar nicht, dass Frankreich das so handhabt.
@ Player
Zitat: dass die Leute automatisch das kaufen was im Radio gespielt wird. Das müsste sich allerdings erst noch zeigen.
Daran glaub ich allerdings schon. Zumindest trifft es auf die Teenies zu. Ich hab es doch an mir selbst gesehen. Zunächst hab ich bei einem Freund erstmals MTV gesehen mit 11. Da fand ich 2 Clips klasse und hab mir deren CDs gekauft. Ich kannte nichts anderes. Dann kamen Radio Charts hinzu und ich hab CDs gekauft, die ich da gehört habe. Dann wurde mein Freundeskreis immer "härter" und über Viva 2 und meine Freunde kam ich langsam zum Metal. Und erst dann konnte ich mich selbstständig machen, sozusagen.
"Awake" ist eine tolle Scheibe! Höre ich momentan als Kassette jeden Tag im Auto (weil ich keine anderen Kassetten habe ). Am besten gefällt mir "Scenes from a Memory" von DT. Mein Lieblingsalbum seit 4 Jahren.
Gleichrangig Neal Morse "Testimony". Wow! Einfach klasse. Das hab ich hier auch schon mehrfach empfohlen. Des Weiteren: Transatlantic (Mike Portnoy, N. Morse u.a.), Flower Kings, Pain of Salvation, Spock's Beard, Marillion... das höre ich im Moment so.
Zu den Punkten, die du aufgelistet hast. Das mach ich alles (bis auf Klingeltöne).
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20.09.2004 22:42
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Player23

Registriert: Sep 2004
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