18.09.2004 11:22
|
|
_TylerDurden_

Registriert: Oct 2002
Beiträge: 2560
|
|
Interessantes Interview bei Spiegel-Online:
Antje Vollmer ist kulturpolitische Sprecherin der Grünen, deshalb zweifle ich ob unionsregierte Länder willig auf die Idee anspringen werden. Ebenso die Sozialdemokraten, die haben im Moment andere Probleme.
Ich wäre aber dafür!
Zitat:
"dass wir ein unsägliches Formatradio haben, bei dem uns einige wenige Hits und Oldies bis zum Überdruss vorgedudelt werden. Außerdem haben immer mehr deutsche Musiker verstanden, dass sie auf dem Markt - so konzentriert wie er ist - keinerlei Chance haben, egal wie gut sie sind."
Das ist so wahr! Wenn im Formatradio gerade mal 1,5% nationale Künstler gespielt werden ist das einfach nur arm. Und wenn man mit der staatlichen Brechstange gegen die Dudel-Sender vorgehen muss, dann soll es so sein. Sympathiepunkte hat das Formatradio aus der Konserve, mit nur ein paar Dutzend gespielten Titeln pro Tag, bei mir nicht.
Die besten Hits der 80er, 90er und das Beste von heute, der beste Mix, für jeden etwas, für niemand genug.
Erraten Sie, welche Station diesen Slogan benutzt? "Ja klar, das ist doch mein Stammsender", wird da fast jeder rufen - so austauschbar ist Radio geworden. Überall wird mit Formaten und Programmuhren aus möglichst wenig Titeln ein Programm gemixt und dann noch etwas Ketchupsoße mit Jingles und Claims darüber gekippt - diesen dummen Senderslogans, die den Sender kennzeichnen sollen und doch nur verwechselbar machen.
IP: Logged
|
|
18.09.2004 11:28
|
|
GuyIncognito
Beobachter d. Welten

Registriert: Feb 2004
Beiträge: 2528
|
|
Ich halte von einer Deutschquote nicht viel - ich bin eher für gute Musik, egal aus welchem Land sie kommt oder in welcher Sprache sie ist.
Dass im Radio meist nur Schund läuft, ist leider vollkommen richtig - das sollte sich ändern. Äber will der durchschnittliche Deutsch wirklich was anders hören? Angebot und Nachfrage...
Deshalb läuft bei mir nur Internetradio, wenn überhaupt.
__________________
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie dann ihren Standpunkt.
Albert Einstein
IP: Logged
|
|
18.09.2004 14:35
|
|
Player23

Registriert: Sep 2004
Beiträge: 403
|
|
Ich muss sagen dass ich generell gegen derartige Steuerungsmechanismen bin.
Das ist definitiv eine Art erzwungener Zensur.
Wenn ein deutscher Künstler seine Texte (aus welchem Grund auch immer) in einer "Fremdsprache" verfassen möchte, sollte er das weiterhin tun können. Er sollte nicht dazu gezwungen werden, deutsch zu texten, da er sonst nicht im Radio gespielt wird! Das steht meiner Meinung nach absolut im Kontrast zum angeblichen Ziel, die Musiklandschaft vielfältiger zu machen.
Es gibt auch genug Gründe auf Englisch (oder in einer anderen Fremdsprache) zu singen.
Es ist nicht so, dass sich Englisch zwangsläufig besser anhört, aber natürlich hat die englische Sprache eine ganz andere Melodie als die deutsche. Außerdem kann man in fremden Sprachen natürlich andere Bilder und Metaphern verwenden, die es auf Deutsch einfach nicht gibt. (und umgekehrt) Dass man sich auf Deutsch "prrrräziser" ausdrücken kann, wie Frau Vollmer meint, offenbart nur ihre Englischschwächen, kann aber kein Generalurteil sein.
Was aber dabei rauskommt, wenn man gerne amerikanisch klingen möchte, aber deutsche Wörter singt, kann man ja bei zahllosen Neo-RNB Grüppchen hören. Ist das schön?
Wie in dem Interview gesagt wurde ist es außerdem so, dass sich immer wieder auch deutschsprachige Musik durchsetzt.
Ohne jetzt die einzelnen Künstler bewerten zu wollen: aber die genannten Fantastischen Vier, Wir sind Helden oder aber auch Yvonne Catterfeld, Rammstein, Wolfsheim, Herbert Grönemeyer, Nena, Die Toten Hosen, Die Ärzte, Böhse Onkelz etc pp zeigen meiner Meinung nach deutlichst, dass "Erfolg" nicht zwingend abhängig von der verwendeten Sprache beziehungsweise Herkunft ist.
Having said that würde ich mir aber auch wünschen, dass mehr deutsche Texter sich trauen, Lyrics in ihrer Muttersprache zu verfassen.
[Dieser Beitrag wurde von Player23 am 18.09.2004 um 14:35 editiert]
IP: Logged
|
|
18.09.2004 14:51
|
|
Sumsi die Schmeißfliege

Registriert: Nov 2003
Beiträge: 510
|
|
Zitat: Wenn ein deutscher Künstler seine Texte (aus welchem Grund auch immer) in einer "Fremdsprache" verfassen möchte, sollte er das weiterhin tun können. Er sollte nicht dazu gezwungen werden, deutsch zu texten, da er sonst nicht im Radio gespielt wird!
Im Interview wird gesagt:
[...]Dabei haben sie sich allerdings bewusst nicht festgelegt, welche Musikrichtungen gefördert werden sollen, und auch nicht darauf, dass nur Musik mit deutschen Texten gefördert werden soll. [...]
Ich kann keinen Zwang erkennen. Im Gegenteil erscheint es mir so, als würde selbst in Betrachtung dieser Extremverteilung der Versuch unternommen nicht zu überreagieren.
Zitat: Dass man sich auf Deutsch "prrrräziser" ausdrücken kann, wie Frau Vollmer meint, offenbart nur ihre Englischschwächen, kann aber kein Generalurteil sein.
Und wieder: im Interview bzieht sich die Frau Vollmer auf die Muttersprache und ich bin der Ansicht, daß in der Tat ein Großteil der Menschen sich am besten in ihrer "eigenen" Sprache ausdrücken können.
Zitat: Was aber dabei rauskommt, wenn man gerne amerikanisch klingen möchte, aber deutsche Wörter singt, kann man ja bei zahllosen Neo-RNB Grüppchen hören. Ist das schön?
Nö. Aber mit deinen Englischkenntnissen dürfte dir die Schwachsinnigkeit der meisten amerikanischen Lyrics ohnehin ins Ohr springen.
IP: Logged
|
|
18.09.2004 15:12
|
|
GuyIncognito
Beobachter d. Welten

Registriert: Feb 2004
Beiträge: 2528
|
|
Zitat: Zaratussi schrieb:Und wieder: im Interview bzieht sich die Frau Vollmer auf die Muttersprache und ich bin der Ansicht, daß in der Tat ein Großteil der Menschen sich am besten in ihrer "eigenen" Sprache ausdrücken können.
Die Frage ist doch aber immer noch das WOLLEN - wenn er auf englisch, französisch oder swahili singen will - bitte!
__________________
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie dann ihren Standpunkt.
Albert Einstein
IP: Logged
|
|
18.09.2004 15:36
|
|
Sumsi die Schmeißfliege

Registriert: Nov 2003
Beiträge: 510
|
|
Ja. Bitte!
Es ist doch nicht so, daß irgendjemand gezwungen werden soll, auf deutsch zu singen oder zu texten. Es geht doch eher darum, jenen, die das tun oder tun wollen, eine Plattform dafür zu bieten. Denn im Moment sieht es für viele doch so aus : englisch oder gar nicht. Und das finde ich verdreht. [Ich gehe hier immer von einer niedrigen Quote aus, 40% wie im Beispiel Frankreich sind wirklich zu dick.] Die einzigen, die von einer solchen Regelung weiterhin benachteiligt werden, sind Künstler, die weder englische noch deutsche Texte anbieten, da sie sich ihre Nische weiterhin selbst freihalten müssen.
IP: Logged
|
|
18.09.2004 15:40
|
|
Player23

Registriert: Sep 2004
Beiträge: 403
|
|
Zitat: Zaratussi schrieb:
Im Interview wird gesagt:
[...]Dabei haben sie sich allerdings bewusst nicht festgelegt, welche Musikrichtungen gefördert werden sollen, und auch nicht darauf, dass nur Musik mit deutschen Texten gefördert werden soll. [...]
Ich kann keinen Zwang erkennen. Im Gegenteil erscheint es mir so, als würde selbst in Betrachtung dieser Extremverteilung der Versuch unternommen nicht zu überreagieren.
...
Und wieder: im Interview bzieht sich die Frau Vollmer auf die Muttersprache und ich bin der Ansicht, daß in der Tat ein Großteil der Menschen sich am besten in ihrer "eigenen" Sprache ausdrücken können.
Zitat: Was aber dabei rauskommt, wenn man gerne amerikanisch klingen möchte, aber deutsche Wörter singt, kann man ja bei zahllosen Neo-RNB Grüppchen hören. Ist das schön?
Nö. Aber mit deinen Englischkenntnissen dürfte dir die Schwachsinnigkeit der meisten amerikanischen Lyrics ohnehin ins Ohr springen.
hm ok das hab ich überlesen. Ich bin noch nicht wieder ganz im Vollbesitz usw.
Na aber trotz allem. Was soll denn eine Nationalquote, das ist ja noch wahnsinniger. Ich finde das nicht besonnen.
Mit den NeoRNB Grüppchen meinte ich nicht die Schwachsinnigkeit der Texte, sondern die Phrasierung (dieses Extremmodulation, aka Gejodel, und die seltsame amerikanische Verzerrung der Wörter)
Ja, ich kann Englisch. Und nein, ich habe nie behauptet dass Amerikaner schlauer texten als Deutsche. 95% aller Texte finde ich arm.
IP: Logged
|
|
18.09.2004 17:40
|
|
MorgothderGrosse

Registriert: Nov 2003
Beiträge: 2352
|
|
Bedenklich finde ich, dass Vollmer im Interview andeutet, dass Radiosendern, die nicht den geforderten Satz an deutscher Musik senden, die Sendelizenz entzogen werden könnte. Wenn Radiosender verboten werden, weil sie dem Kunstgeschmack des Staates nicht ensprechend, hat das nichts mehr mit freier demokratischer Entfaltung zu tun. Gesellschaftliche Entwicklungen und Geschmäcker kann man nicht mit Verboten und halber Zensur steuern.
__________________
Die Freunde der offenen Gesellschaft:
www.fdog-berlin.de
IP: Logged
|
|
18.09.2004 18:31
|
|
Waldelb
Fool

Registriert: Mar 2003
Beiträge: 695
|
|
Bei Hr3 im Radio gibt es einmal die Woche eine Sendung, da wird ausschliesslich deutschsprachige Musik gespielt. Montags von 20-22 Uhr glaube ich. Ist eigentlich ganz nett, da hoert man jede Menge gute Lieder, die sonst nicht bekannt sind...
IP: Logged
|
|
|