04.08.2004 14:44
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Kaylee
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Klar, mit dem nicht 'gelösten' Schluss zB arbeitet the ring ja auch. Ebenso klärt Hitchcock bei den Vögeln nicht auf wieso die Ereignisse passieren. Andererseits arbeitete aber gerade Hitchcock mit dem gegenteiligen Stilmitttel um Spannung zu erzeugen: Er demonstrierte wirkungsvoll, dass es entgegen der allgemeinen Lehrmeinung umso nervenaufreibender war, wenn der Zuschauer immer etwas mehr weiss als der Protagonist. Die Spannung entsteht dadurch, dass man weiss, der, der sich gerade dem ahnungslosen Opfer nähert, IST der Mörder. Trotzdem hat der Zuschauer natürlich nichts unter Kontrolle, weil er ja die Reaktion der Figuren nicht beeinflussen kann, aber gerade DAS am liebsten würde.
Was ich bei 'the ring' dagegen etwas unzufriedenstellend fand, war, dass einem auch schon während des Films Plot-Aufklärungen angeboten werden, die glaub ich durchaus ernst gemeint waren, für mich aber eher an den Haaren herbei gezogen. Natürlich kannst du jetzt argumentieren, das Unglaubwürdige wäre gewollt, damit der Zuschauer sich nicht sicher sein kann, die Kontrolle wirklich wieder erlangt zu haben.... funktionierte bei mir nur irgendwie nicht. *hilflosschau*
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04.08.2004 16:51
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Ludy
Chief Resident
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Von japanischen "Ring"-Original gibt es noch zwei weitere Teile, in denen die Geschichte irgendwie weitergeht/die Vorgeschichte erklärt wird oder so.
[Achtung, könnte Spoiler enthalten]
Lars von Triers Krankenhausmehrteiler finde ich fürchterlich. Zum einen kann ich wackelige Kameraführung nicht ab, zum anderen kann ich mich mit den meisten Handlungssträngen nicht anfreunden. Ganz OK fand ich den Strang mit dem kleinen Mädchen, das im Fahrstuhlschacht spukt und der Oma, die es exorzieren will.
Total dämlich dagegen die Geschichte um den Pathologen und den höchstseltenen Lebertumor. Der verrückte Pathologe läßt sich die Leber eines an einem tollen Krebs verstorbenen Opis einpflanzen, weil die Angehörigen sie nicht der Wissenschaft spenden wollen, der Opi aber einen Organspenderausweis hatte.
Auch überhaupt nicht witzig fand ich den Medizinstudenten, der in die Krankenschwester verliebt ist und ihr den abgesägten Kopf einer Leiche schickt, die genauso aussieht wie er.
Andere Leute fanden gerade den Pathologen toll und das Mädchen im Fahrstuhl langweilig. Derartige Psycho-Filme sind wohl wirklich nicht mein Ding.
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Manche leuchten, wenn man sie liest.
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04.08.2004 17:35
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Kaylee
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Heeeyyy, wenigstens kennt ihn jemand (den Trier-Dreiteiler)!! Inzwischen dachte ich schon fast, ich hätte ihn mir eingebildet....
Das Mädchen fand ich auch am schaurigsten.....leider hab ich, glaub ich den dritten Teil nie sehen können.... *siiigh*
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04.08.2004 18:43
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Ludy
Chief Resident
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Es ist eine Mini-Fernsehserie, 2 Staffeln á 4 Folgen. Dann ist aber der Schauspieler des Neurochirurgen gestorben, der immer auf dem Dach des Krankenhauses stand und brüllte, wie sehr er Dänemark hasst. Diese Szenen fand ich zwar ein wenig grotesk, aber witzig.
Angeblich soll es von dieser Serie ein US-Remake geben.
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04.08.2004 19:06
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Zorro
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Ich würde da Ghost Story von 1981 anführen wollen, vielleicht kennt den hier ja noch jemand. (Kam Ende der Achtziger oft in den Öffentlich-Rechtlichen.) Fred Astaire, John Houseman, Douglas Fairbanks jr. und Melvyn Douglas spielen vier alte Säcke, die ein unschönes Geheimnis hüten. Ich hab den zuletzt als junger Bursche gesehen, aber damals fand ich den größtenteils angenehm gruselig.
Zorro
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Manche Menschen würden lieber sterben, als nachzudenken. Und sie tun es auch.
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05.08.2004 01:53
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Ramujan
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Ich habe gestern Zatôichi, meinen ersten Takeshi Kitano, gesehen.
Wie nicht anders zu erwarten ist der Film sehr blutig, bleibt aber im Gezeigten erträglich: Die Kamera gibt sich sehr dezent, die Schwertschnitte bleiben meistens verdeckt, die Blutwolken sind erkennbar CGI und wirken streckenweise wie Zeichentrick.
Die Kämpfe haben nicht die schwerelose Poesie von Tiger&Dragon. Eigentlich gibt es nicht einmal Kämpfe. Der Held macht seine Arbeit und das macht er ohne mit der Wimper zu zucken und ohne ein Wort zu sagen, Schlag auf Schwertschlag erledigt er seine Gegner. Die wehren sich schwach, zittern etwas und sterben friedlich. Gut ist.
Die Nebencharaktere kommen recht kauzig daher; da gibt es zum Beispiel die Geisha-Schwestern, von denen eine eigentlich ein Mann ist, der Gefallen daran findet, eine Frau zu sein, dabei jedoch entschieden Wert auf seinen maskulinen Ursprung legt. Oder der erfolglose Würfelspieler, der für die heiter-albernen Gags herhalten darf. Erwähnenswert auch die Musik, die man so nicht in einem Samurai-Film erwartet, sondern eher in einem Kinderfilm vermutet hätte. Wirkt anfangs etwas gewöhnungsbedürftigt, hat aber durchaus seinen Reiz.
Alles in allem ein sehenswerter Film.
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05.08.2004 09:44
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Kaylee
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Kitano, Kitano.....woher könnte ich den kennen?!
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05.08.2004 09:46
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pfeifenkrautler
Honk
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"Hana-Bi", "Brother"..ultrabrutale japanische Gangsterflicks. Reichlich düster und wortkarg.
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05.08.2004 09:48
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GuyIncognito
Beobachter d. Welten
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Kennst du die jap. Unterhatungssendung Takeshis Castle? Kam mal eine zeit lang auf DSF oder Eurosport!! Das ist dieser Takeshi!
Zatoichi muß ich auf jeden Fall auch noch sehen.
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Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie dann ihren Standpunkt.
Albert Einstein
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06.08.2004 21:52
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Deutsche Antihelden und amerikanische Superhelden
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_TylerDurden_
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Zitat: Celebrian schrieb:
Wenn jemand Lust auf einen richtig bösen Film hat, empfehle ich "Muxmäuschenstill", ein Märchen von einem, der auszog, die Menschheit zu erziehen: Mux beginnt im kleinen, mit Landstraßenrasern, denen er zur Strafe das Lenkrad abschraubt, mit Ins-Schwimmbecken-Pinklern, mit Sprayern und Ladendieben, aber er schreckt auch nicht vor Kinderporno-Kunden, Schlägern und Vergewaltigern zurück.
Frage: Warum ist Mux kein Held?

Während dem Film fiel mir die verblüffende Ähnlichkeit von Jan Henrik Stahlberg mit Spider-Man Tobey Maguire auf.
- Beide haben das selbe vergnügt jungenhafte Lächeln
- Beide retten alte Damen vor Handtaschenräuber
- Beide sind Außenseiter und unglücklich verliebt
Interessante Parallelen tun sich auf wenn ich mit der Spitzhacke in Thanils Wortgebäuden ein bisschen am Putz kratze:
Diese Form der Comic-Verfilmung passt auch in das Schema, das wir gerade in einem anderen Thread skizziert haben. Genau wie in einem Film wie Fight Club werden auch hier Fragen nach der Identität und dem Selbstbild aufgeworfen. Natürlich kommen in einer Superhelden-Verfilmung noch andere Fragen in den Vordergrund. Zum Beispiel die alte schiller'sche Frage nach Pflicht und Neigung. Wie gern würde Mux seiner Neigung nachgehen, aber sein Manifest steht dem im Weg. Er fühlt sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Und diese Verpflichtung wiederum versperrt ihm jegliche private Erfüllung. Ein schwieriger Charakterkonflikt...
Mir fallen aber noch ein paar politische Implikationen ein. In Comic-Verfilmungen spielt der Staat normalerweise eine untergeordnete bis unsichtbare Rolle. Aus dem Grundkonflikt zwischen Pflicht und Neigung und dem weitgehenden Fehlen bzw. der Unfähigkeit des Staates, Wahnsinnige wie ins-Schwimmbecken-Pinkler wirksam zu bekämpfen, ergibt sich auch eine soziale Dimension, die vielleicht Deutschland-typisch ist. Wo der Staat schwach ist oder zurücktritt, da kommt es ganz besonders auf das Engagement des Einzelnen, des Individuums an. In Europa kann man sich da viel leichter mit dem Hinweis auf die regulierende und eingreifende Staatsmacht zurücklehnen, egal ob in der Verbrechensbekämpfung oder in sozialen Fragen. Aber in (nicht nur im Osten von) Deutschland gibt es eine viel stärkere Tradition des sozialen Eingreifens des Individuums.
Was ist Spider-Man anderes als ein Psychopath der Selbstjustiz übt? Wenn man Filme vermischen und neuverfilmen könnte, würde ich das gerne mit den beiden tun. Polizeisirenen! Peter Parker rennt in eine Seitengasse, reisst sich den Anzug vom Leib und Spider-Man fliegt durch Manhatten an den Ort des Verbrechens. Ein Banküberfall? Ein brennendes Haus? Nein. Wackelkamera. Zwei verblutete Kinder im Wohnzimmer, in der Küche ist ein Mann über seine tote Frau gebeugt, er hat soeben im Amoklauf seine Familie ausgelöscht. Wie würde Spider-Man da reagieren? Was würde Batman tun wenn er einen Autolackzerkratzer erwischt?
Zum Glück gibt es Dr.Ock, den Joker und die anderen Superbösewichte.
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