20.12.2004 09:42
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pfeifenkrautler
Honk
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Zitat: Alex. schrieb:
Allerdings bin ich bei einigen Details bezüglich der Ford-Filme unterschiedlicher Meinung. Aber das müßte man persönlich diskutieren.
Ja, dann mach mal... Ich bin, wie schon gesagt, ein John-Wayne-Newbie, kenne nur vier Filme, ich lass mich gerne belehren.
Zitat: Wenn du dir noch ein paar *gute* Western anschauen willst, würde ich die "Kavallerie-Trilogie" von John Ford empfehlen.
Hab ich in der Schublade und habe heute morgen mit "Fort Apache" angefangen. Wollt' ich eigentlich gestern sehen, aber die Rezension hat dann doch etwas länger gedauert. ich muss lernen, mich kürzer zu fassen, sonst komm' ich über meine vier Filme nie hinaus.
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Held ohne nennenswerte Kenntnisse
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20.12.2004 09:49
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Kaylee
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Die Rezension kann man glaub ich sogar erst richtig würdigen, wenn man den Film schon gesehen hat (wie ich jetzt zB den letzten). Mir ist erst im Nachhinein aufgefallen, dass du von Anfang an echt kein bisschen von der Plot-Auflösung vorweggenommen hast, es aber trotzdem schaffst, die grundlegenden Stimmungen und motivationsmässigen Schlüsselszenen exakt zu schildern und zu interpretieren.
Deswegen noch einmal ein morgendliches 'Hut ab'…!
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20.12.2004 14:15
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Alex.
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Zitat: pfeifenkrautler schrieb:
ich muss lernen, mich kürzer zu fassen, sonst komm' ich über meine vier Filme nie hinaus.
Neinneinnein!
Bitte nicht kürzer! Die langen Rezensionen sind viel interessanter.
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20.12.2004 14:37
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Mike Hat
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Meine Besprechung des Films "The Shootist" ist übrigens nur aufgeschoben - tut mir leid, ersparen kann ich sie euch nicht. pk hat es mir mit seiner letzten Kritik natürlich unnötigerweise noch schwerer gemacht. Vielleicht schreibe ich nach Weihnachten etwas dazu. Mein Problem ist, dass ich den Film leider nicht selbst zur Verfügung habe und alles aus dem Gedächtnis niederschreiben muss. Auch wird mein Beitrag von einem erschreckenden Unwissen über "John Ford"-Filme im Allgemeinen zeugen. (Alex wird mich wahrscheinlich für stumpf halten.) Vergleiche zu älteren Meisterwerken mit John Wayne gibt es also nicht.
Ich ziehe nämlich eher solche Western vor, in denen die friedliebende US-Armee von hinterhältigen Apachen angegriffen wird, die alle Verträge mit der amerikanischen Regierung brechen und immer wieder über friedliche Siedlungen der Weißen herfallen, ihre Lebensgrundlage zerstörend. Denn hier wird Geschichte ohne politisch korrekte Schnörkel gezeigt, wie sie wirklich abgelaufen ist!
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22.12.2004 22:27
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RV
Krampfhenne
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Red River ist toll, mein Einstiegswestern, sozusagen. *wiedersehenwill*
Auch lange Beiträge sind toll, aber ich muss sie mir ausdrucken. Anders kann ich sie leider nicht mehr lesen. Bald hab ich dann ein Buch zusammen.
Der muss jetzt einfach sein:
[Dieser Beitrag wurde von RV am 22.12.2004 um 22:27 editiert]
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26.12.2004 05:21
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Arwen_gegen_den_Vulkan
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Genialer Thread, pfeifenkrautly! Und wenn Du es wagen solltest, Deine Beiträge wieder kürzer werden zu lassen, wirst Du sterben, durch meine Hand!
Morgen abend läuft übrigens "Hatari!" im Fernsehen, mit John Wayne und Hardy Krüger. Der Film ist wirklich gut! Ist ein relativ ungewöhnlicher Film für John Wayne, denn er spielt in Afrika. Aber auch hier ist John Wayne Teil eines Ensembles von interessanten Charakteren, wie in "Rio Bravo" und "El Dorado".
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26.12.2004 12:49
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Mike Hat
Moderator
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The Shootist (Der letzte Scharfschütze)

Dramatis personae
J.B. Books, der berühmte Revolverheld

Die Witwe Rogers

Gillom Rogers, ihr Sohn

Dr. E.W. Hostetler, Arzt und Freund Books

Die letzten acht Tage im Leben einer Western-Ikone
Schauplatz der Handlung dieses Spätwesterns aus dem Jahre 1976 ist - wie könnte es anders sein - die Stadt Carson City; der Ort, der in jedem respektablen Western mindestens einmal erwähnt werden muss. Doch wir schreiben das Jahr 1901 und so prägen die ersten Straßenbahnen und das ein oder andere Automobil das Stadtbild. In einigen Häusern sind bereits Telefone installiert - von staubiger Westernromantik ist wenig zu spüren.
Der Film beginnt nun damit, dass die Nachricht vom Tode Queen Victorias die Stadt erreicht, fast zeitgleich trifft der alternde Revolverheld J.B. Books (John Wayne) ein, der seinen langjährigen Freund Dr. Hostetler (James Stewart) besuchen will. Schon seit einiger Zeit quälen ihn schmerzhafte Beschwerden. Der Arzt diagnostiziert Krebs, unheilbar, weit fortgeschritten, und verschreibt umgehend Laudanum zur Linderung der Schmerzen - ein alkoholisches Hausmittelchen, durchsetzt mit Opium und gesüßt mit Zucker, welches sehr schnell abhängig macht. Auch rät ihm Hostetler, einen heldenhaften Tod zu sterben und sich so eines längeren Martyriums zu entziehen. Doch daran denkt der sturköpfige und leicht exzentrische Books zunächst gar nicht; er quartiert sich lieber im Haus der Witwe Rogers (Lauren Bacall) ein, die davon wenig begeistert ist. Ein Revolverheld im Haus sorgt für Gerede unter den Nachbarn und Unmut unter den prominentesten Bürgern der Stadt.

Freilich kann die Rogers dem charismatischen Books nicht lange grollen. Er neckt die attraktive Witwe zuerst mit trockenem Humor und resoluten Anweisungen, erweist sich dann als Charmeur der alten Schule. Er kümmert sich um ihren Sohn (Ron Howard), der ihn bewundert, und bringt ihm - zunächst widerwillig - das Schießen bei. Diese kontemplative Idylle währt allerdings nicht lange: Ein nächtlicher Einbruch im Haus der Witwe findet statt, Books muss die Strolche in Notwehr erschießen - hier fällt der erste tödliche Schuss des Films. Von da an überschlagen sich die Ereignisse: Nach und nach stellt sich heraus, dass nicht wenige Bürger mit Books eine Rechnung offen haben. Dem Alten läuft sein Ruf voraus, jedoch nicht Bewunderung und Anerkennung prägen diesen, nein, es ist Abscheu und manchmal sogar der blanke Hass. Books ist ein Raubtier, verletzt zwar, aber immer noch gefährlich, er will sich nicht anpassen und verachtet technische Neuerungen. Mehr noch: Er hat sich in der Vergangenheit, kompromisslos wie er ist, viele Feinde gemacht.

Diese Situation wird immer schlimmer, die Flasche mit dem Laudanum neigt sich dem Ende zu, es geht ihm von Tag zu Tag schlechter und die Leute spotten. Gerade letzteres ist für den stolzen Mann unerträglich: "Ich dulde es nicht, dass mir Unrecht getan wird. Ich dulde es nicht, dass ich beleidigt werde. Und ich dulde es nicht, dass man Hand an mich legt. Ich tue diese Dinge nicht anderen Leuten an und verlange das gleiche von ihnen."
Aber als eine Handvoll Killer in der Stadt auftauchen und ihn zum Duell herausfordern, muss er wieder zum Schießeisen greifen. Er fährt mit der Straßenbahn zum Saloon, dem standesgemäßen Schauplatz eines jeden Showdowns, nimmt unerschütterlich einige Schlucke zu sich und wartet auf das Eintreffen der Schurken.
Diese glauben natürlich, leichtes Spiel mit ihm zu haben, denken, er sei eingerostet – er, der ja kurz zuvor noch mit dem Sohn der Witwe geübt hat. Nach kurzem Palaver kommt es zu der erwarteten Schießerei. Books zieht seine Waffe, zieht seine Waffe gegen eine Übermacht, zieht sie so schnell wie vielleicht noch nie zuvor in seinem Leben --- und erledigt die Schweinepriester einen nach dem anderen! Eine blutige Angelegenheit und das Blut auf der Weste unseres Helden ist sein eigenes. Siegreich und doch tödlich verwundet zieht er das Fazit: "In general, I've had a helluva good time!"

Das Vermächtnis des Dukes
"The Shootist" ist ein netter kleiner Film. Sehr ruhig erzählt, fast kammerspielartig und nichtsdestoweniger vielleicht einer der besten Western der 70er Jahre. Ich mag ihn sehr, er ist großartig gespielt und die sarkastischen Bemerkungen des Dukes geben ihm die rechte Würze. Wie viel Waynes Leistung noch mit Schauspielkunst zu tun hat, und ob der Oskar für seine Darstellung des todkranken J.B. Books verdient war, vermag ich nicht zu sagen. John Wayne - alt und feist geworden - war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten natürlich schon selbst vom Krebs gezeichnet, dem Krebs, den er in den 60er Jahren besiegt zu haben glaubte. So spielt er mit nur noch einem Lungenflügel, wird in den Drehpausen mit Sauerstoff versorgt und treibt die gesamte Crew mit seiner mürrischen Art in den Wahnsinn. Wer könnte es ihm verdenken?
Angeblich lassen sich viele Anspielungen auf 'John Wayne'-Klassiker in "The Shootist" finden, die ich aber größtenteils nicht erkannt habe. ('John Ford'-Film-Ignoranz) Alles in allem klingt das schon sehr nach pks Beschreibung von "The man who shot Liberty Valance".
Der Film ist mal melancholisch, mal schwarzhumorig witzig - der örtliche Leichenbestatter bietet Books ein kostenloses Begräbnis an - und immer spannend. Die Anzeichen für den baldigen Tod des Westernhelden verdichten sich nach und nach zur Gewissheit. Vielleicht hat auch John Wayne schon den Hauch des Todes gespürt, als er das Drehbuchteam und Regisseur Don Siegel überredete, das Ende etwas optimistischer zu gestalten.
[Dieser Beitrag wurde von Mike Hat am 26.12.2004 um 12:49 editiert]
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26.12.2004 12:31
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pfeifenkrautler
Honk
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Ja, interessante Kritik, Mike. Ich hab sie natürlich nicht ganz gelesen, dafür war sie wirklich zu lang. Vielleicht druck ich sie mir mal aus.
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Held ohne nennenswerte Kenntnisse
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26.12.2004 12:51
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Mike Hat
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LOL, dabei habe ich mich mit 900 Wörten extra kurz gefasst.
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26.12.2004 23:41
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Gimli,der Zwerg
Schantall
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Ich habe natürlich kein einziges Posting in diesem Thread gelesen - außer natürlich die von Kaylee, die kann man immer lesen - und auch die lobenden Kommentare werden mich - natürlich - nicht dazu bringen, sondern führen eher dazu, dass ich hier alles aus Prinzip nicht lese. Trotzdem ist mir bei diesem Thread etwas an meinen Gewohnheiten John Wayne Filme betreffend aufgefallen: Ich schaue sie nie ganz! Ich habe schon Dutzende teilweise, fast ganz, bruchstückhaft, halb oder sonstwie unvollständig gesehen. "Der letzte Befehl" z.B. ist ganz witzig, zumindest die Stellen, die ich kenne. "Alamo" ist sehr langatmig, weshalb ich 3/4 nur bruchstückhaft kenne. Das Ende dagegen ist lächerlich. Wayne stirbt so blutlos und heroisch als letzter freiheitsliebender Amerikaner, blutleerer sind die Leute um ihn herum nur in "Der längste Tag" krepiert. Aber wo heute gerade "Hatari" lief (ich kenne ein paar Minuten, weiß also worum es geht und das reicht) habe ich wieder einmal festgestellt, dass mir seine Filme am Besten gefallen, wenn er mit Frauen zu tun hat, die nicht auf den Mund gefallen sind. Zwar immer noch ziemlich niedlich klischeehaft weiblich, aber halt trotzdem selbstbewusst. So geschehen in "Hatari" und "Der letzte Befehl". Machos und Frauen, besonders in solch alten Filmen, sind einfach ulkig!
Und wo wir gerade bei Machos und Frauen sind: Schaut euch mal den Film "Vierzig Wagen Westwärts" an. Zum Brüllen komisch!
MfGimli
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