Ramujan
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Ein paar Ideen zu Insekten-Geschichten habe ich noch - ich nehme mir einfach mal die Freiheit, die ganze Adventskalenderthematik rauszuschmeißen und versuche meinen entomologischen Bildungsauftrag weiter zu erfüllen (Adventskalender spiegeln sowieso nur das Versagen wieder, quengelnden Kindern auf die Frage nach dem Eintreffens des Weihnachtstermins mit einer Tracht Prügel beizukommen).
Es geht weiter mit der Weihnachtswespe ( Vespinae santa):
"Schee, bitte lass es Schnee geben." Überall auf der Welt drücken Rotznasen gegen kalte Fensterscheiben. Augen, so gross wie Zwei-Euro-Münzen, blicken in die Stille Nacht, schauen auf die weihnachtliche Verkitschung des Nachbarhauses, auf die elektronischen Rentiere, die mit ihren spastischen Wippbewegungen so aussehen, als ob sie gerade einen Wichtel vergewaltigten, oder auf die Blautanne in der Einfahrt, in dessen Lichterkette Kinder eine Katze erdrosselt haben. Doch wo bleibt der Puderzucker? Warum schuppen die Wolken nicht? Was, was ist nur mit dem funkelnden Weiß, das dem Weihnachtsmann den Weg weisen soll? Ja, der Weihnachtsmann, der mit einem Schlitten aus Zuckerstangen und Sternenlicht die Schneeflocken jagt, ihnen bis hinein in die Kamine folgt, um die bravsten und artigsten unter den braven und artigen Kindern mit Zuckerwerk und Markenspielzeug zu beglücken. Wo bleibt er, der Weihnachtsmann - wo ist er bloß?
Was die Kinder nicht wissen: Die schönsten Geschenke bringt in Wirklichkeit die Weihnachtswespe, jenes sagenumwobene Tier mit dem alchimistischen Talent aus Honig Gold zu spinnen, jenes Tier, welches nur die glücklichsten Menschen in der Heiligen Nacht je zu Gesicht bekommen. Sie gleitet dahin, in ihrer fliegenden Wabe, gezogen von Hirschkäfern mit leuchtendem Geweih, im Schlepptau Tand und Taft, DVD-Player und Computermonitore, Barbie-Puppen und Striegel-Mich-Ponys. Ihr Körper ist rot-weiß gestreift, die Fühler sind wie Kiefernzweige, die Augen Wattetupfer. Sie saust von Schornstein zu Schornstein, lässt kein Waisenhaus aus, füllt selbstlos Teller mit Zimtsternen ( Cinnamon lux ), Äpfeln und Walnüssen - immer auf der Hut vor den Ausläufern der Weihnachtsmafia.
Die Weihnachtsmafia ist die negative Seite des Weihnachtsfestes. Der Pate der Weihnachtsmafia ist der Weihnachtsmann, ein ehemaliges Mitglied des Saddam-Hussein-Clans. Der Diktator selbst hatte ihn einst aus seiner Mitte gebannt, aus dem Grunde, weil er nur einen Päderasten in der Familie dulden wollte. Seitdem ist der Weihnachtsmann auf der Flucht. Sein geheimes Quartier hat er am Nordpol, wo er seine Bestialitäten kreiert: Er vertauscht die Substanzen in Chemie-Baukästen, strickt ockerfarbene Pullover und erfindet Teddy-Bären, denen in Träumen Zähne wachsen und Blut über das Fell läuft.
Wie gut, dass es die Weihnachtswespe gibt! Hoffen wir, dass sie uns auch dieses Jahr reich beschenkt und ein wenig Glück, Hoffnung und Frieden über die Welt rieseln lässt.
Ramujan wünscht allen Lesern der Kneipe ein gesegnetes Weihnachtsfest und geht jetzt weiter Schwefelhölzer verkaufen.
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24.12.2004 03:10
