27.10.2004 20:49
|
|
MorgothderGrosse
Offline
Registriert: Nov 2003
Beiträge: 2352
|
|
@kalvin. So neu ist diese These aber nicht. Schon Fest ist in seiner Hitler-Biographie von 1973 ausführlichst auf das pseudoreligiös-esoterische Umfeld Hitlers eingegangen. Überhaupt war die Pseudo-Wissenschaft, der esoterische Touch der NS-Größen ein wichtiges Merkmal - von Astrologie über krude Weltuntergangslehren bis zu pseudowissenschaftlichem Schund wie Hörbigers Welteislehre fand alles begeisterte Aufnahme bei Hitler und anderen NS-Ideologen. Dieser Aspekt wird oft vernachlässigt.
__________________
Die Freunde der offenen Gesellschaft:
www.fdog-berlin.de
IP: Logged
|
|
28.10.2004 19:52
|
|
kalvin
Offline
Registriert: May 2004
Beiträge: 138
|
|
hm, vielleicht sollte ich mich dann doch lieber nach Fests Biographie umsehen, als mir das Hardcover von "Hitlers Religion" zuzulegen.. Ich wusste nicht, dass dieses Thema auch in der Biographie so ausführlich behandelt wird, danke für den Hinweis!
IP: Logged
|
|
28.10.2004 19:54
|
|
thanil.bernetar
Dackinei
Offline
Registriert: Jun 2003
Beiträge: 1947
|
|
Ehrlich gesagt hörte sich die Buchbeschreibung in meinen Ohren auch ein wenig suspekt an. Es klang für mich so, als wolle der Autor den Blick davon ablenken, dass die christlichen Konfessionen größtenteils mit dem Nazi-Regime kollaboriert haben (trotz vereinzelter Widerstände) und so tun, als wäre das Christentum und nicht das Judentum und der Marxismus der größte Feind der Nazis gewesen.
Ein wenig obskur, wie ich finde...
__________________
Naughty have been my dreams of late...
IP: Logged
|
|
28.10.2004 20:54
|
|
MorgothderGrosse
Offline
Registriert: Nov 2003
Beiträge: 2352
|
|
@Thanil. Was zum Christentum gesagt wird, stimmt meiner Meinung nach weitgehend. Hitler hat das Christentum als eine Unterart des Judentums verstanden. In all seinen privaten Gesprächen sagte er deshalb auch immer "Christenjudentum". Hitlers Hass auf das Christentum hat ein ähnliches Ausmaß wie sein Judenhass erreicht, jedoch konnte er seinen Christenhass nicht ausleben. In seinen Tischgesprächen sprach Hitler desöfteren von "Schweinepfaffen", davon, dass "Die dreckigen Saupfaffen alle perverse Schweine" seien, dass Geistliche alle "versoffene Asoziale" seien und dass man "das ganze Dreckspack eigentlich aufhängen" müsse (Alles Originalzitate aus den Tischgesprächen). Als Hitler 1943 Italien besetzen ließ, überlegte er wörtlich für den Vatikan Folgendes: "Das ganze Schweinepack sitzt da drin. Wir müssten sie alle rausholen und aufknüpfen" und etwas weiter: "Den Papst lasse ich in vollem Ornat auf dem Petersplatz aufhängen". Er hat das ernsthaft erwogen. Oder ein anderes Zitat aus den Tischgesprächen, von 1942: "Nach dem Krieg müssen wir bei unseren Schweinepfaffen aufräumen. Das ganze Pack muss ausgesäubert werden. Auch da bin ich eiskalt."
Das Christentum, das er religiös als identisch mit dem Judentum einstufte, war für ihn verweichlichend, schädlich und "volkszersetzend". Zumindest Hitler persönlich hatte einen ungeheuren Hass und eine enorme Abscheu vor dem Christentum.
@kalvin. Wenn ich morgen früh Zeit habe, tippe ich aus Haffners "Anmerkungen zu Hitler" mal das Kapitel über seine Ideologie ab. In solcher Kürze und solcher Klarheit habe ich noch nirgends den Irrwitz und den Selbstwiderspruch von Hitlers kruder Gedankenwelt dargestellt gesehen.
__________________
Die Freunde der offenen Gesellschaft:
www.fdog-berlin.de
IP: Logged
|
|
28.10.2004 22:08
|
|
_TylerDurden_
Offline
Registriert: Oct 2002
Beiträge: 2560
|
|
Wenn ich es noch richtig im Kopf habe war das so:
Die protestantische Kirche war miserabel organisiert und nach der Machtergreifung schafften es die Nazis in fast allen Landeskirchen deutschvölkische Bischöfe zu installieren. Die verlangten dann eine ganz krude Mischung mit Jesus als Arier und Ablehnung der jüdischen Bibel. Die meisten evangelischen Pfarrer spalteten sich dann ab und gründeten einen eigenen Notbund. Die schrieben Hitler dann immer Denkschriften, wahrscheinlich war er deshalb so schlecht auf sie zu sprechen.
Die katholische Kirche handelte mit Hitler diesen vielgescholtenen Vertrag aus, der ihnen Selbstverwaltung zusicherte, aber noch vor dem Krieg war das nur noch ein Wisch Papier und der Vatikan gab diese Enzyklika heraus, von der ich sogar den Namen behalten habe, weil der so schön schwülstig klingt: "Mit brennender Sorge". Dort steht dann im Wesentlichen drin, der Nationalsozialismus sei eine neuheidnische Irrlehre. Es gibt auch die Anekdote, der Papst hätte per Telefon versucht Hitler zu exorzieren. Finde ich irgendwie niedlich. Wahrscheinlich hat er da im Führerbunker angerufen und es gab gerade Erbsensuppe.
IP: Logged
|
|
|