01.02.2005 19:18
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MorgothderGrosse
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Es ist das alte Grundthema der Literatur überhaupt - was ist gute Literatur, was trivialer Schund? Woran erkennt man gute Bücher, was macht einen Text zeitlos und unsterblich?
Gibt es überhaupt das Kriterium, oder muss jeder Autor anders bewertet werden?
So sehr ich mich auch anstrenge, ich finde keinen gemeinsamen Nenner, den man auf jede Form guter Literatur anwenden könnte.
-Plastische, glaubhafte und psychologisch detailliert ausgearbeitete Charaktere? Hier hat mich beispielsweise Thomas Mann mit seinen "Buddenbrooks" gefesselt. Die Schilderung der einzelnen Charaktere, ihre psychische Entwicklung, ihre Ängste, Hoffnungen und Empfindungen sind wohl das beste, was ich in der Hinsicht je gelesen habe. Der alternde, resignierte Thomas Buddenbrook und viele andere auch sind die glaubwürdigsten literarischen Gestalten, die ich kenne. Aber offenbar kann man dieses Kriterium nich auf alle Bücher anwenden. Voltaire bspw. gehört trotz bewusst holzschnittartiger, extrem einfacher Charaktere ohne Zweifel zur Weltliteratur.
-Sprachliche und stilistische Schönheit? In der deutschen Literatur wird man mit sprachlich wunderschönen Texten bspw. etwa von 1900-1930 verwöhnt. Ob Thomas Mann, Eduard von Keyserling oder Gerhart Hauptmann - die Sprache ist ein Genuss. Aber die neuere Literatur zeigt, dass man auch Großes schaffen kann, wenn man auf stilistische Raffinesse verzichtet. Der Sprachstil eines Günter Grass ist alles andere als wohltuend schön, und trotzdem werden seine Werke noch in Jahrhunderten an den Schulen gelesen und interpretiert werden.
-Lebensnähe und Plausibilität der Handlung? Mag auf manches Werk zutreffen, aber auf keinen Fall allgemeingültig. Was wäre denn mit Kafka, beispielsweise, von dem niemand bestreiten wird, dass er zum Besten gehört, was die deutschsprachige Literatur im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat.
Was meint ihr, was ist gute Literatur?
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01.02.2005 19:51
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Kaylee
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03.02.2005 21:04
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Kaylee
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Was hälst du eigentlich von einem Kanon für Literatur? *einfall*
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03.02.2005 21:48
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MorgothderGrosse
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Ranickis Kanon hat mir gut gefallen 
Trotzdem ist so ein Kanon natürlich eine schwierige Sache. Wenn derjenige, der solch einen Kanon aufstellt, ihn nur als Leseanregung- und empfehlung versteht und nicht als letzte Wahrheit, finde ich es schon interessant, zu hören, welche Bücher von wem für wichtig gehalten werden.
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03.02.2005 22:06
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Kaylee
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Wie verstehst du denn dann 'Kanon'?
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04.02.2005 22:03
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GuyIncognito
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Gute Literatur würde ich als die Literatur bezeichenen, die einem persönlich gefällt. Egal ob hochgelobtes Nobelpreis-Buch oder billiger Liebesschinken.
Man kann natürlich allerlei objektive Kriterien auf Literatur anwenden, man wird aber wohl nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
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Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie dann ihren Standpunkt.
Albert Einstein
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